Mord ist ihre Leidenschaft
beinahe mit der glühenden Zigarettenspitze in die Brust. »Natürlich. Deshalb dachte ich, es wäre wieder mal alles nur Blödsinn. Was sollte ein Mann wie Roarke schon von einem Typen wie Shawn Conroy wollen?«
Eve musste sich beherrschen, um nicht von ihrem Stuhl zu springen. »Er hat gesagt, dass er mit Roarke geredet hat?«
»Himmel, ich bin halt noch nicht ganz wach.« Während ein Airbus mit einem kaputten Auspuff dicht am Fenster vorüberfurzte, riss Sinead erneut den Mund zu einem breiten Gähnen auf. »Nein, ich glaube, er hat gesagt… ja, er meinte, Roarke hätte jemanden zu ihm geschickt. Und die Bezahlung wäre super. Nicht mehr lange und er hätte es endlich aus dem Shamrock in die High Society geschafft. Hätte mich auch mitnehmen wollen, wenn ich interessiert gewesen wäre. Shawn und ich waren ein paar Mal miteinander im Bett. Dabei ging es allerdings nur um Spaß. Es war nie etwas Ernstes.«
»Wann haben Sie das Shamrock gestern Abend zugemacht?« Als Sinead sie nicht ansah, presste Eve die Zähne aufeinander und erklärte: »Es ist mir vollkommen egal, ob Sie die Sperrstunde einhalten oder nicht. Ich brauche nur die genaue Zeit, zu der Sie Shawn zum letzten Mal gesehen haben. Und ich muss wissen, wohin er von der Arbeit aus gegangen ist.«
»Es war kurz nach vier und er meinte, er ginge ins Bett, denn heute würde er den Typen treffen und müsste präsentabel aussehen.«
»Er spielt mit mir.« Eve warf sich hinter das Steuer ihres Wagens und ließ die Faust gegen das Lenkrad krachen. »Dieser Bastard spielt mit mir, indem er Roarke in die Sache hineinzieht. Gott verdammt. «
Ehe Peabody etwas erwidern konnte, hob sie abwehrend die Hand und starrte reglos aus dem Fenster. Sie wusste, was sie tun musste. Sie hatte keine Wahl. Also schnappte sie sich das Autotelefon und rief zu Hause an.
»Hier bei Roarke«, sagte Summerset mit ruhiger Stimme, starrte dann jedoch mit steinerner Miene auf den Bildschirm. »Lieutenant.«
»Stellen Sie mich zu ihm durch«, forderte sie den Butler rüde auf.
»Roarke führt gerade ein wichtiges Gespräch.«
»Stell mich durch, du schmächtiger, froschgesichtiger Hurensohn. Und zwar sofort.«
Der Bildschirm wurde blau, zwanzig Sekunden später jedoch war Roarke am Apparat. »Eve.« Sein Lächeln reichte nicht bis zu seinen Augen. »Gibt es irgendein Problem?«
»Kennst du einen gewissen Shawn Conroy?« Bereits bevor er etwas sagte, sah sie es am Flackern seiner dunkelblauen Augen.
»Ich habe ihn gekannt. Vor langer Zeit, in Dublin. Warum?«
»Hast du jemals hier in New York Kontakt zu ihm gehabt?«
»Nein. Ich habe ihn seit ungefähr acht Jahren nicht mehr gesehen.«
Eve atmete tief ein. »Sag mir, dass du nicht eine Bar mit Namen Green Shamrock besitzt.«
»Also gut. Ich besitze keine Bar namens Green Shamrock.« Jetzt lächelte er wirklich. »Also bitte, Eve, würde ich jemals etwas besitzen, was derart klischeebehaftet ist?«
Ein Felsbrocken fiel ihr vom Herzen. »Ich schätze, nein. Warst du jemals dort?«
»Nicht, soweit ich mich entsinne.«
»Hast du irgendeine große Feierlichkeit geplant?«
Er legte den Kopf auf die Seite und sah sie fragend an. »Momentan nicht. Eve, ist Shawn etwas passiert?«
»Ich weiß nicht. Ich brauche ein Verzeichnis der Gebäude, die dir in New York gehören.«
Er blinzelte verwundert: »Aller Gebäude?«
»Scheiße.« Sie kniff sich in die Nase und zwang sich, ruhig zu überlegen. »Für den Anfang müssten die derzeit unbenutzten Privathäuser genügen.«
»Kein Problem. Fünf Minuten«, versprach Roarke und brach die Übertragung ab.
»Weshalb leer stehende, privat genutzte Häuser?«, fragte Peabody verwundert.
»Weil er will, dass ich ihn finde. Weil er mich dort haben will. Er will die Sache möglichst schnell und problemlos erledigen. Weshalb sollte er das Risiko eingehen und einen Ort wählen, an dem es jede Menge Überwachungskameras, vielleicht auch noch Wachleute und andere Menschen gibt? Einfacher, er geht irgendwo rein, macht seine Arbeit und verschwindet, ohne dass ihn jemand sieht.«
Als ihr Handy piepste, riss sie es hastig an ihr Ohr.
»Zurzeit gibt es nur drei unbewohnte Häuser«, erläuterte Roarke. »Das erste liegt im Greenpeace Park Drive, Nummer zweiundachtzig. Wir treffen uns am besten dort.«
»Bleib lieber, wo du bist.«
»Wir treffen uns dort«, wiederholte er und klinkte sich wortlos wieder aus.
Eve sparte sich den Fluch, setzte ihr Fahrzeug in Bewegung und war tatsächlich
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