Mord ist ihre Leidenschaft
«
»Ich biete dir ganz sicher keinen Sex an. Ich glaube nicht, dass du im Bett auch nur ansatzweise etwas bringst. «
»Die Hure hat es getan. Sie hat ihre Ehre für ihr Leben angeboten. Aber Gott hat ihre Hinrichtung befohlen. Und Sein Wille wird geschehen.«
Er hat bereits das nächste Opfer, dachte Eve entgeistert. Vielleicht kam sie bereits zu spät. »Du langweilst mich, Kumpel. Deine Rätsel öden mich an. Warum spielen wir nicht endlich das Hauptspiel, du und ich, und warten, was dabei herauskommt?«
»Es werden neun sein, bis das Werk vollbracht ist«, seine Stimme wurde lauter, wie die eines Evangelisten, der danach trachtete, die Seelen seiner Zuhörer zu retten. »Eine Novene der Rache. Die Reihe ist nicht an dir, sondern an ihr. Noch ein Rätsel, Lieutenant, eines, das Ihrem sparsamen, säkularen Hirn entspricht: Aus hübschen Mädchen werden hübsche Frauen, aber einmal eine Hure, immer eine Hure. Wenn der Preis stimmt, kommen sie alle eifrig angerannt. Diese hier finden Sie im Westen, im Jahr ihres Verbrechens. Wie lange sie noch atmet, hängt von ihr ab, Lieutenant – und von Ihnen. Aber wollen Sie wirklich eine Hure retten, die einmal die Beine für den Mann breit gemacht hat, für den Sie auch die Ihren spreizen? Sie müssen sich entscheiden.« Mit diesen Worten brach er die Verbindung ab.
»Verdammt, der Kerl springt zwischen der Hölle und sämtlichen anderen Orten im Universum wie ein Karnickel hin und her.« McNab raufte sich die Haare und spreizte dann die Finger. »Himmel, ich hatte ihn auf dem Orion, in Stockholm, auf Vegas zwei und am Schluss in Sydney. Ich kann ihn einfach nicht festnageln. Er hat eindeutig das bessere Equipment.«
»Er ist hier in New York«, erklärte Roarke bestimmt. »Der Rest soll uns lediglich verwirren.«
»Tja, er hat mich tatsächlich außerordentlich verwirrt.«
Eve achtete nicht auf McNab, sondern konzentrierte sich ganz auf ihren Mann. Sein kantiges Gesicht war bleich und in seinen Augen lag ein kaltes blaues Blitzen. »Du weißt, um wen es geht.«
»Ja. Um Jennie. Jennie O’Leary. Ich habe noch vor zwei Tagen mit ihr gesprochen. Sie war früher einmal Serviermädchen in einem Pub in Dublin und jetzt hat sie eine kleine Pension in Wexford.«
»Liegt das im Westen von Irland?« Noch während Roarke mit einem Kopfschütteln verneinte, stand sie auf und fuhr sich mit den Händen durch das Haar. »Er kann uns nicht nach Irland locken wollen. Das kann einfach nicht sein. Er hat sie hier, denn er will uns hier in seiner Nähe haben. Ich habe in Irland keine Machtbefugnisse, und er hat mich als Gegenspielerin gewählt.«
»Die West Side«, schlug Peabody vor.
»Ja, das würde passen. Die West Side – im Jahr ihres Verbrechens«, fügte sie mit einem Blick auf Roarke hinzu.
» Dreiundvierzig. Zweitausenddreiundvierzig. «
»Dann also Dreiundvierzigste West. Dort fangen wir an. Kommen Sie, Peabody, setzen wir uns in Bewegung.«
»Ich komme mit.« Ehe Eve protestieren konnte, legte Roarke beinahe flehend eine Hand auf ihren Arm. »Ich muss. McNab, rufen Sie diese Nummer an.« Er drehte sich um und kritzelte hastig eine Telefonnummer auf eine Karte. »Fragen Sie nach Nibb. Sagen Sie ihm, dass er einen Sechzig-Kilo-Suchsender und einen 7500er MTS zusammen mit seinem besten Techniker herüberschicken soll, der alles im Arbeitszimmer meiner Gattin installiert. «
»Es gibt keinen Suchsender dieser Art«, widersprach McNab.
»In ungefähr sechs Monaten wird es einen geben. Wir haben ein paar Testgeräte im Labor.«
»Heiliges Kanonenrohr, sechzig Kilo.« Vor lauter Freude wäre der Computerfreak beinahe erschaudert. »Ich brauche keinen Techniker. Ich krieg das schon hin.«
»Lassen Sie trotzdem einen kommen. Sagen Sie ihm, dass das Gerät spätestens heute Mittag laufen soll.«
Als er allein war, blickte McNab seufzend auf die Karte. »Geld spricht nicht nur eine eigene Sprache. Es kann anscheinend sogar singen.«
Eve schwang sich hinter das Steuer und lenkte den Wagen, noch bevor die Türen überhaupt geschlossen waren, die Einfahrt des Anwesens hinunter Richtung Straße. »Peabody, überprüfen Sie sämtliche Kneipen und Bordelle in der Dreiundvierzigsten. «
»Bordelle? Oh, verstehe.« Die Assistentin zog ihren Handcomputer aus der Tasche und machte sich ans Werk.
»Er will, dass sie an einem Ort für Huren stirbt – je schlampiger, umso besser. Roarke, was gehört dir in der Dreiundvierzigsten, worauf diese Beschreibung passt?«
Zu einem
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