Mord ist ihre Leidenschaft
höchstpersönlich hinter Schloss und Riegel bringen, egal, was er Roarke bedeutet. Aber das Ganze ist eine clever geplante und aufgestellte Falle, gerade auffallend genug, um eine Beleidigung für meine Intelligenz zu sein.«
»Sie hätten also gern, dass ich ein Täterprofil erstelle und Summerset inoffiziell darauf teste, ob er eine mögliche Neigung zu Gewalt hat. «
»Nein, ich möchte, dass Sie beides offiziell und entsprechend den Vorschriften tun. Ich möchte die Resultate Whitney vorlegen können. Schließlich habe ich ihm ansonsten bisher kaum etwas zu bieten.«
»Beides werde ich sehr gerne machen. Sie brauchen nur mit Ihrem Commander zu sprechen und mir die relevanten Daten zukommen zu lassen, dann ziehe ich die Sache meiner anderen Arbeit vor. «
»Das wäre wirklich nett.«
»Und worum geht es sonst noch?«
Eves Handflächen wurden feucht und ungeduldig wischte sie sie an ihrer Hose ab. »Ich verfüge über Informationen, die sehr wichtig für den Fall und für das von Ihnen zu erstellende Profil sind, die ich aber nicht zur Gänze zu den Akten reichen werde. Und auch an Sie gebe ich diese Informationen einzig auf der Grundlage des gesetzlich geregelten Vertrauensverhältnisses zwischen Ärztin und Patientin weiter. Durch die ärztliche Schweigepflicht sind Sie dann ausreichend geschützt, oder?«
Mira faltete die Hände. »Alles, was Sie mir als Patientin anvertrauen, wird durch die Schweigepflicht geschützt. Ich darf es also niemandem melden.«
»Und Sie sind ebenfalls dadurch geschützt? Sowohl persönlich als auch professionell?«, verlangte Eve zu wissen.
»Ja, das bin ich. Eve, wie viele Menschen wollen Sie in dieser Sache schützen?«
»Diejenigen, die mir etwas bedeuten.«
Jetzt verzog Mira das Gesicht zu einem breiten Lächeln. »Danke. Bleiben Sie noch ein bisschen sitzen und erzählen Sie, worum es geht.«
Eve zögerte, ergriff dann jedoch die ihr von Mira angebotene Hand. »Sie… als ich mich an die Dinge erinnert habe, die in dem Zimmer in Dallas mit mir passiert sind. Als ich mich daran erinnert habe, dass mein Vater betrunken zurückkam und mich wieder vergewaltigen, mir wieder wehtun wollte. Als ich mich daran erinnert habe, dass ich ihn in jener Nacht getötet habe, und ich es Ihnen erzählte, haben Sie gesagt, es wäre nicht nur sinnlos, sondern sogar falsch, das Kind für dieses Vorgehen zu bestrafen« – sie musste sich räuspern. »Sie haben gesagt, ich hätte ein Monster getötet und anschließend einen wertvollen Menschen aus mir gemacht, den ich nicht zerstören dürfte wegen der Tat, die vorher von mir begangen worden ist.«
»Daran zweifeln Sie doch wohl nicht mehr?«
Eve schüttelte den Kopf, obwohl es selbst jetzt noch Momente gab, in denen sie diesbezüglich eine gewisse Unsicherheit empfand. »Haben Sie das ernst gemeint? Glauben Sie wirklich, dass es Umstände und Situationen gibt, in denen die Tötung eines Monsters gerechtfertigt ist?«
»Selbst der Staat hat das geglaubt, bis vor zwanzig Jahren wieder einmal die Todesstrafe abgeschafft worden ist.«
»Ich frage Sie, ob Sie als Mensch, als Ärztin und als Frau so etwas glauben.«
»Ja, das glaube ich: wenn es ums Überleben, um den Schutz des eigenen Lebens oder des Lebens eines anderen Menschen geht.«
»Also nur in Form von Notwehr?« Eve sah Mira reglos ins Gesicht. »Ist das die einzige Rechtfertigung, die es in Ihren Augen gibt?«
»Solche Dinge kann ich unmöglich verallgemeinern. Die Situation wird durch die Umstände und die beteiligten Menschen stets aufs Neue definiert.«
»Früher gab es für mich nur Schwarz und Weiß«, erklärte Eve mit leiser Stimme. »Das Gesetz oder die Übertretung des Gesetzes.« Zur Verdeutlichung reckte sie beide Fäuste in die Höhe, atmete hörbar aus und führte beide Fäuste dicht nebeneinander. »Inzwischen jedoch… am besten erzähle ich Ihnen von Marlena.«
Mira hörte bis zum Ende schweigend zu, stellte keine Fragen, enthielt sich jedes Kommentars. Eve brauchte zwanzig Minuten, bis sie mit ihrem Bericht zum Ende kam. Sie war gründlich und gab sich die allergrößte Mühe, ihre Gefühle bei der Erzählung zu unterdrücken. Es ging hier nicht um ihre Meinung, sondern ausschließlich um Fakten. Als sie am Schluss verstummte, war sie total erschöpft.
Schweigend saßen die beiden Frauen auf der Bank, lauschten dem Gesang der Vögel, dem Gurgeln des Brunnens und betrachteten die dunkle Wolkenwand, die sich allmählich vor die Sonne schob.
»Ein Kind auf
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