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Mord ist nur ein Spiel - Der 1 DANNY McRAE Thriller

Mord ist nur ein Spiel - Der 1 DANNY McRAE Thriller

Titel: Mord ist nur ein Spiel - Der 1 DANNY McRAE Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Ferris
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auszuhalten, war so unwahrscheinlich, dass es sich nicht lohnte, darüber nachzudenken.
    Doch es gab immer noch Phasen, die völlig aus meiner Wahrnehmung verschwunden waren. Etwa, wie man mich zum Lager gebracht oder mit dem Fallschirm auf dem Rücken über Frankreich abgeworfen hatte. Der einzige Mann, der mir beim Aufsammeln fehlender Bruchstücke hätte behilflich sein können, war tot. Damit blieb mir nur eine Option. Vals verrückte Option. Verrückt genug, dass ich überhaupt ernsthaft darüber nachdachte.
    Ich tat sogar mehr als das. Ich begann, einen Plan auszuarbeiten.

11
    Mir fielen zwei Möglichkeiten ein, in das Archiv der SOE zu gelangen. Ich konnte mich als Einbrecher verdingen und mitten in der Nacht durch ein Fenster einsteigen. In der Baker Street gab es eine ganze Reihe austauschbarer Fassaden mit Hintereingängen für Lieferanten und Kuriere. Es wäre vermutlich überhaupt kein Problem, unbemerkt zum rückwärtigen Teil des Gebäudes zu gelangen und dort eine Scheibe einzuschlagen. Allerdings würde der Lärm vermutlich die Wachleute auf den Plan rufen.
    Die andere Variante bestand darin, ganz frech tagsüber während der Geschäftszeiten durch die Vordertür hineinzuspazieren, sich ein Versteck zu suchen und abzuwarten, bis alle Mitarbeiter nach Hause gegangen waren. Das erschien mir ziemlich riskant und konnte nur dann funktionieren, wenn der Pförtner ein besonders unaufmerksamer Vertreter seiner Zunft war. Und ich musste hinterher irgendwie wieder hinauskommen, wenn ich nicht gerade bis zum nächsten Morgen warten wollte, um mich im Gewimmel davonzustehlen.
    Ich unternahm einen Morgenspaziergang durch die Baker Street, um mir die Anordnung der Gebäude in Erinnerung zu rufen und auszukundschaften, wie der Eingangsbereich personell besetzt war. Es fühlte sich merkwürdig an. Ich sah mein jüngeres Ich vor meinem geistigen Auge, wie es zur letzten Einsatzbesprechung ins Gebäude gegangen war. Dann nichts mehr, bis in einem englischen Krankenhaus meine persönliche Zeitrechnung von Neuem begann, beinahe wie nach dem Erwachen aus einer Narkose. Halb erwartete ich, dass mein jüngeres Ich wirklich jeden Moment hier auftauchte. Ich konnte es warnen, ihm raten, sich in Acht zu nehmen ... aber wovor eigentlich?
    Zum letzten Mal war ich im September hier gewesen. Der dunkelbraune dreiteilige Entlassungsanzug hatte sich auf meiner Haut sehr neu und rau angefühlt. Sogar neu gerochen. Aus einer Entfernung von mindestens zwei Metern wirkte er einigermaßen passabel. Und um ehrlich zu sein: Alle anderen waren auch nicht besser gekleidet. Mein neuer Trenchcoat, der Hut und ein gutes Paar Schuhe vermittelten mir damals das Gefühl, dass das Leben neu beginnen konnte. Alles, was ich wollte, waren ein paar Informationen über das letzte Jahr. Ich dachte blauäugig, dass mir die Jungs von der SOE dabei helfen würden.
    Ich hatte vom Krankenhaus aus angerufen und einen Termin mit Major Cassells, der für die Auswahl und die Ausbildung der Agenten zuständig war, vereinbart. Ich erkannte den Sicherheitsmann an der Tür.
    »Hallo, Stan. Wie geht’s? Immer noch Rückenprobleme?«
    »Es ist das Wetter. Es macht mir immer ... Captain McRae, nicht wahr? Schön, dass Sie zurück sind, Sir. Ich hoffe, es geht Ihnen gut?« Er schielte mitfühlend auf mein Gesicht.
    »War schon schlimmer, Stan, das steht mal fest. Ich bin hier, um mich mit Major Cassells zu treffen. Können Sie ihm Bescheid geben?«
    »Natürlich, Sir. Setzen Sie sich doch kurz, ich werde sofort jemanden in sein Büro schicken.«
    Ich nahm Platz und wartete. Das Foyer und der kleine Rezeptionsbereich hatten sich nicht verändert: ein trister grauer Bodenbelag aus Linoleum und karge olivgrüne Wände. Bei den Stühlen handelte es sich um militärische Standardmodelle aus Holz mit rutschigen Sitzen und rechtwinkligen Rückenlehnen. Die einzige Möglichkeit, einigermaßen bequem darauf zu sitzen, war in stocksteifer Haltung mit den Händen im Schoß. Vermutlich von Drillsergeants entworfen. Ich blätterte ein paar ziemlich zerlesene Ausgaben von Reader’s Digest durch, die aktuellste vom Juni 1944. Wahrscheinlich hatten sie geglaubt, dass sie nach dem D-Day keine mehr brauchten und sich das Geld sparen konnten.
    Etwa 20 Minuten später hörte ich, wie Militärschuhe das Linoleum bearbeiteten, und sah den Major auf mich zukommen. Ich erkannte Cassells sofort wieder, auch wenn er deutlich ergraut war und sich die Furchen in seinem Gesicht vertieft hatten.

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