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Mord ist nur ein Spiel - Der 1 DANNY McRAE Thriller

Mord ist nur ein Spiel - Der 1 DANNY McRAE Thriller

Titel: Mord ist nur ein Spiel - Der 1 DANNY McRAE Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Ferris
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bekommen.

22
    Für manche Männer mag es wie der Inbegriff von Paradies klingen, in einem Bordell zu wohnen, aber wenn man als Unbeteiligter nichts anderes tun kann, als Radio zu hören und sich ein bisschen im Haus nützlich zu machen, lässt der Reiz schnell nach. Zudem setzt sich das Parfüm hartnäckig in der Kleidung fest, daher kann man sich kaum aus dem Haus wagen, ohne für schwul gehalten zu werden.
    Die Jagd nach mir ging weiter, doch die anfängliche Hysterie hatte sich mittlerweile gelegt. Ich wurde nur einmal in den Nachrichten erwähnt – und hoffte inständig, dass meine Mutter nicht gerade bei dieser Gelegenheit vor dem Radio saß. Manchmal hörte ich die Sirenen der Einsatzfahrzeuge und zuckte unwillkürlich zusammen, weil ich fürchtete, dass sie ausrückten, um mich festzunehmen. Die Polizeistreifen waren verdoppelt worden, wie Mary mir berichtete, und man sah eindeutig mehr Uniformierte auf der Straße als vorher. Schlecht fürs Geschäft, wie Mary wiederholt mürrisch verkündete.
    Als mich daher die Aufforderung – oder vielmehr Vorladung – zu einem Treffen mit Jonny Crane erreichte, schoss ich los wie ein Windhund beim Rennstart. Aber Marys Warnung klang mir noch in den Ohren: »Jonny schlimmer Kerl. Bleib immer mit Rücken an Wand und Hand hier.« Sie fasste sich in den Schritt. »Und ihm nicht sagen, du warst Bobby!«
    Ich versuchte, mir einen tuntigen Gangsterboss vorzustellen, als ich die steile Treppe zu einem von Jonnys Etablissements in der Wardour Street hinunterstieg. Ich nannte meinen Namen durch die Klappe, und ganz offensichtlich wurde ich bereits erwartet. Ein Gorilla im Anzug eines Zwerges öffnet mir die Tür. Seine Augen glotzten böse in die Gegend, vielleicht weil man ihm schon so oft die Nase gebrochen hatte. Er drückte mein Gesicht an die Wand, tastete mich mit seinen riesigen Pranken ab und grunzte – wahrscheinlich vor Enttäuschung –, als er keine Waffen bei mir entdeckte.
    Draußen wurde es bereits dunkel, aber hier drinnen kam es mir noch finsterer vor, bis wir an eine weitere Tür gelangten. Der Gorilla schob mich vor sich her und ich stolperte in eine große, hell erleuchtete Spelunke. Es war zu früh für Kundschaft, aber ein Barkeeper stand hinter der Theke und polierte gelangweilt ein Glas. Er sah aus, als wäre es ihm völlig egal, ob ich einen Drink bekam oder einen Herzkasper.
    An einem Tisch zur Linken saßen zwei Männer: Einer war jung, kaute Kaugummi und balancierte seinen Stuhl, der jeden Moment umkippen konnte, auf den hinteren Beinen. Der andere war klein, trug eine Brille und hatte das Kinn auf seine gefalteten Hände gestützt. Er hätte ohne Weiteres der Buchhalter des Jüngeren sein können. Auf dem Tisch vor ihnen standen – was dem Barkeeper vermutlich das Herz brach – Teetassen und eine Kanne. Ein Foto und ein Aschenbecher mit einer Zigarettenspitze lagen dazwischen. Ich ging hinüber. Der Gorilla blieb mir auf den Fersen. Was glaubte er, was ich vorhatte? Die beiden mit dem Tee verbrühen?
    Der Junior trug Kajal um die Augen und sein Mund glänzte, als hätte er Lipgloss aufgelegt. Er schob den Kaugummi in einen Mundwinkel und sprach mich an. Seine Stimme klang hoch und piepsig. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen.
    »Mr. Crane will wissen, wer Sie sind und warum Sie nach dieser Puppe fragen.«
    Puppe? Was glaubte dieser Bubi, wo wir uns befanden? In Chicago? »Kann Mr. Crane mich das nicht selber fragen?«
    Der Buchhalter lehnte sich zurück und richtete sich auf. Jetzt konnte ich die schweren Ringe an beiden Händen sehen. Er war deutlich älter, als ich zunächst gedacht hatte, Puder und Rouge kaschierten die Falten in seinem Gesicht. Die Augen hinter seiner Brille wirkten aufgequollen, als er mich von oben bis unten musterte. Vielleicht überlegte er, wie viel Beton er für meine Füße brauchen würde, damit ich bis auf den Grund der Themse abtauchte.
    »Gut, dann frage ich Sie eben selbst: Wer sind Sie, und was wollen Sie von dem Weibsstück?« Seine Stimme besaß die Tiefe und Nachdrücklichkeit, die seinem hübschen Freund fehlten. Der charakteristische Klang von mindestens 60 Zigaretten ohne Filter am Tag.
    Ich hatte mir genau zurechtgelegt, was ich auf diese Frage antworten würde. Aber jetzt war ich mir nicht mehr ganz sicher, ob meine Geschichte überzeugend klang. Doch dafür war es jetzt zu spät. »Mein Name ist David Campbell. Ich bin Privatdetektiv. Der Ehemann hat mich engagiert. Er wüsste schrecklich gern, wie die

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