Mord ist nur ein Spiel - Der 1 DANNY McRAE Thriller
gehen, aber ich musste noch einen Schuss ins Blaue versuchen. »Tut mir leid wegen Ihrer Mädchen, Jonny.«
Im Raum wurde es totenstill. Selbst der Barkeeper hörte auf, sein Glas zu polieren.
»Was wissen Sie über meine Mädchen, Schotte?«, brummte er.
»Was man so auf der Straße erzählt. Scheint so, als hätte es der Ripper auf Sie abgesehen.«
»Ist das so, Mister Privatschnüffler? Ist das so? Ich glaube, das geht Sie einen Scheißdreck an, nicht wahr?«
»Nichts für ungut, Jonny. Ich habe mich nur gefragt, ob unser heißgeliebter Inspektor Wilson Ihnen auf den Zahn gefühlt hat, das ist alles.«
»Hinsetzen.«
Ich ließ mich nicht zweimal bitten.
»Sie beide sind wohl enge Freunde?«
»Sagen wir mal, mein Kopf und seine Fäuste sind sich etwas näher gekommen, als es mir lieb war. Eine Erfahrung, die man nicht so schnell vergisst.«
Crane strich sich mit der Hand über seine unnatürlich roten Lippen. Er ließ sich seine Zigarettenspitze nachfüllen. »Wer sind Sie, Campbell? Warum sind Sie wirklich hier?«
Ich schätzte meine Chancen ab. Sie standen nicht sonderlich gut. Wenn ich ihm die Wahrheit anvertraute, würde mich das auf die gleiche Seite des Gesetzes stellen wie ihn. Aber ich hatte noch nie an diesen Blödsinn von Ehre unter Dieben geglaubt. Crane würde mich ohne Zögern in Wilsons liebevolle Pflege übergeben. Das brachte ihm Bonuspunkte für eine Gefälligkeit ein, die er dann zu einem späteren Zeitpunkt einfordern konnte. Ich war mir sicher, dass Jonny Crane alle Bonuspunkte gebrauchen konnte, die er von den Gesetzeshütern bekam. Schwule hatten im Knast nicht viel zu lachen. Andererseits konnten Crane und ich vielleicht einen gemeinsamen Nenner finden: Der Feind meines Feindes ist mein Freund. Aber es kam mir vor, als würde ich mich mit einer Klapperschlange gegen einen Skorpion verbünden.
»Mein Name ist McRae. Danny McRae.«
Cranes Brauen zogen sich hinter seinen Brillengläsern zusammen. »Verdammte Scheiße! Der, hinter dem die Bullen her sind? Sie sind der Ripper?« Er starrte mich an, als wäre das völlig abwegig. Dann sprangen seine Gedanken einen Schritt weiter. »Wenn du meine Mädchen abgemurkst hast, du dreckiger Halunke ...!« Bei seinen Worten bewegte sich der Junge auf mich zu, sein Messer zielte auf meine Augäpfel.
»Nein, Jonny, nein! Ich bin der, hinter dem sie her sind, aber ich bin nicht der Ripper. Würde ich hier sitzen und es Ihnen erzählen, wenn es so wäre?« Sie setzten sich wieder auf ihre Stühle, und ich schluckte schwer. Er war jetzt ganz Ohr.
»Ich habe eine Vermutung, wer es sein könnte.«
»Sie wissen, wer meine Mädchen umgebracht hat? Denn wenn ich ihn erwische ...« Sein Gesicht verfärbte sich dunkel und ich wusste nicht, was mehr verletzt war: seine Geldbörse oder sein Stolz. Ich glaubte nicht eine Sekunde daran, dass es ihm menschlich naheging.
Ich hatte ihn am Haken. »Ich weiß, dass die Tatwaffe beim letzten Opfer nachträglich am Tatort landete. Also muss Wilson irgendwie mit drinstecken – vielleicht hat er sie selbst dort deponiert. Oder er steckt sogar noch tiefer drin.«
Crane beugte sich ruckartig über den Tisch, beide Hände richteten sich wie Pistolen auf mich. Seine Ringe glitzerten und blitzten. »Wilson soll sie umgelegt haben? Sie machen einen gottverdammten Scherz, stimmt’s? Das ist nichts, worüber man Witze macht, Schotte!«
»Jonny, glauben Sie, dass ich so dumm wäre? Man schiebt mir etwas in die Schuhe, was ich nicht getan habe. Warum sollte ich Sie an der Nase rumführen?« Er nickte widerstrebend.
Eine hohe Stimme mischte sich in unsere Unterhaltung ein. »Da ist was dran, Jonny. Du weißt, wie Wilson mit den Schnecken umgeht. Macht sie fertig und zahlt hinterher keinen Scheißpenny.«
»Der Preis dafür, im Geschäft zu bleiben, Sammy«, stellte Crane nüchtern fest. »Hören Sie, McRae, wenn Sie einen Namen für mich haben, dann sollten Sie ihn mir besser sagen. Jetzt gleich. Wollen Sie Geld?«
»Ich sage es Ihnen in 48 Stunden. Ich muss erst noch ein paar Sachen checken. Wenn sie sich bestätigen, rufe ich Sie an und nenne Ihnen den Namen. Ich will kein Geld, Jonny, obwohl ich nichts dagegen hätte, meinen Zehner zurückzubekommen, wenn’s recht ist.«
Er sah mich an, als hätte ich seine Mutter aufgefordert, mit mir ins Bett zu gehen. Dann schob er mir langsam die Pfundnoten über den Tisch. »Was wollen Sie?«
»Ich muss wissen, was die Frau auf dem Foto mit Ihnen zu schaffen hatte.«
Er
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