Mord ist schlecht fürs Geschäft
Beziehung zu einem Verbrecher bekämpfenden Mitglied der örtlichen Polizeitruppe aufbauen?«
Sie zog eine Augenbraue hoch. »Bilden Sie sich bloß keine Schwachheiten ein.«
»Ich hatte ja auch nicht gerade die freie Wahl!«
Sie erklärte ihm nicht in allen Einzelheiten, warum sie diese Aufgabe übernommen hatte. Was wusste so ein unrasierter, abgebrühter Bulle schon über das Geschäftsleben?
|54| Plötzlich hörte es sich wieder so an, als wolle er sich entschuldigen. »Könnten wir noch mal von vorn anfangen?«
Sie überlegte, ob sie ihm erwidern sollte, er könne sich verpissen, aber ihre innere Stimme bremste sie gerade noch. Casper hatte ihr weitere Belohnungen versprochen. Es war keineswegs ausgeschlossen, dass schon bald alle Zimmer belegt sein und im Restaurant sämtliche Tische drei Gänge und den besten Wein bestellen würden.
Sie setzte sich wieder hin. »Also! Was ist nun mit diesem Elmer Weinstock oder Maxted oder wie auch immer?«
Doherty legte die Hände flach auf den Schreibtisch und musterte seine Fingernägel.
»Also! Er war Privatdetektiv«, erwiderte er nachdenklich.
»War er möglicherweise geschäftlich hier? Haben Sie das überprüft?«
»Ja, das haben wir, und nein, er war nicht geschäftlich hier. Sein Büro hat uns gesagt, dass er hier Urlaub machen wollte. Um seinen Stammbaum zu erforschen, haben sie mir erklärt.«
Honey runzelte die Stirn. Warum hatte er dann einen falschen Namen benutzt?
Doherty beantwortete die unausgesprochene Frage auf seine eigene Art, und seine Stimme war eine ziemlich gute Imitation von Humphrey Bogarts Tonfall. »Diese Privatschnüffler haben eine Vorliebe fürs Dramatische. Die haben alle zu viele Krimis im Fernsehen angeschaut.«
Honey warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. »Sie haben nicht die geringste Absicht, in dieser Sache zu ermitteln, oder?«
»Nein. Und soll ich Ihnen sagen, warum?«
»Nicht nötig, aber Sie tun es wahrscheinlich sowieso.«
»Ich glaube, er hat hier eine flotte Biene aufgerissen und lässt es sich gutgehen. Was macht es da schon, wenn er seinen Rückflug verpasst?« Er lehnte sich mit hinter dem Kopf gefalteten Händen im Stuhl zurück, und es lag ein träumerischer Ausdruck in seinen Augen. »Jawohl. Das ist meine |55| Theorie. Eine kleine Kostprobe vom süßen Leben – das hat er hier gefunden.«
»Sehr poetisch, aber ich glaube, da irren Sie sich.«
Er breitete die Arme aus und zwinkerte ihr zu. »Das wäre alles, meine Süße.«
Blaue Augen und dunkle Haare. So was gehörte einfach verboten. Entwickelte sie da etwa eine klammheimliche Schwäche für ihr Gegenüber? Unwillkürlich verzogen sich Honeys Lippen. Es gelang ihr gerade noch, sich zu bremsen, ehe das Lächeln voll aufgeblüht war.
»Ich werde Sie nicht ermutigen, weitere Untersuchungen anzustellen.« Honey stand auf.
»Und was haben Sie jetzt vor, meine Süße?«, erkundigte sich Doherty.
Sie blieb an der Tür stehen, stützte eine Hand in die Hüfte und blinzelte. »Ich glaube, ich statte jetzt dem Haus der tausend Aschenbecher einen weiteren Besuch ab.«
Er grinste. »Cora Herbert.«
»Genau.«
»Reine Zeitverschwendung.«
Honey neigte den Kopf zur Seite. »Sie wollten von Anfang an nicht mit mir zusammenarbeiten, und daran hat sich nichts geändert, stimmt’s?«
Sein Miene verdüsterte sich. »Es ist nichts Persönliches.«
»Nein«, antwortete sie, »und das wird es auch nie werden.«
Sian kam zurück, nachdem Honey gegangen war. Ihre Strümpfe knisterten leise, als sie die Beine übereinanderschlug. Sie verschränkte die Arme vor der uniformierten Brust und grinste ihn an.
»Das hat dir viel mehr Spaß gemacht, als du erwartet hättest.«
Er reckte die Arme hinter dem Kopf und ließ die Muskeln spielen. »Und jetzt hör auf zu grinsen.«
»Sie ist eine attraktive Frau.«
Er drehte sich zu ihr herum und deutete anklagend mit dem Finger auf sie. »Kein Wort mehr, Williams. Ich halte diesen |56| Hotelunsinn immer noch für komplette Zeitverschwendung.«
Sie zog fragend eine Augenbraue hoch. »Aber ihretwegen könntest du ein bisschen Geschmack an der Sache finden?«
Doherty lächelte, und eine dunkle Haarlocke fiel ihm in die Stirn.
Sian Williams bekam weiche Knie. Die meisten Frauen, sie eingeschlossen, konnten sich seinem schurkenhaften Charme einfach nicht entziehen.
Ein Lächeln reichte schon, und sie gierte nach mehr. So ging es ihr immer. Gestern Nacht war seine Stimme süß wie dunkler, sämiger Zuckersirup an ihr Ohr
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