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Mord ist schlecht fürs Geschäft

Mord ist schlecht fürs Geschäft

Titel: Mord ist schlecht fürs Geschäft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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deinen Schlüssel mitzunehmen.«
    »Ich verspreche, dass ich nicht über Nacht wegbleibe.«
    Lindsey zuckte die Achseln. Honey spürte, wie ihre Tochter innerlich einen Schritt zurück machte, weil sie ahnte, was jetzt kommen würde.
    »Wer ist Sam?«
    Lindsey schnalzte missbilligend mit der Zunge und schüttelte den Kopf. »Du kannst es einfach nicht lassen, was? Du musst fragen?«
    »Bitte«, antwortete Honey. »Ich mach mir Sorgen um dich.«
    |237| »Nicht nötig. Sam ist ein netter Typ. Wir verstehen uns prächtig. Wie prächtig, das werden wir mit der Zeit rausfinden.«
    Honey hob die Hände als stummes Zeichen der Resignation.
    »Ich bin dann mal weg.«
    Das Lächeln verging ihr, als sie hinter ihrer Schulter das Spiegelbild ihrer Mutter sah. Gloria trug ein Kleid von Donna Karan und duftete nach Chanel N°5.
    »Und was soll ich Mr. Paget sagen?«
    Dieser Ton! Erinnerungen an Schulzeugnisse stiegen in Honey auf. Die Schülerin muss sich mehr anstrengen
.
    »Mutter, ich habe es dir doch schon gesagt. Ich interessiere mich nicht für Mr. Paget.« Hoch erhobenen Hauptes und wild entschlossen machte sie sich auf den Weg zur Tür.
    Ihre Mutter folgte ihr. »Aber er ist Zahnarzt!«
    Sie sagte das, als sei das Ziehen von Zähnen etwa so eindrucksvoll wie die Präsidentschaft des Internationalen Währungsfonds.
    Honey blieb stehen. »Und das, meine liebe Mutter, ist mir Grund genug, mich nicht für ihn zu interessieren.«
    »Manchmal bist du wirklich sehr wenig zartfühlend.«
    »Ich gehe ihn besuchen, wenn ich mir mal einen Zahn ziehen lassen muss.«
    Die aprikosenfarbenen Lippen zu einem Schmollen aufgeworfen und die Arme verschränkt, sagte ihre Mutter: »Und was ist mit Mary Janes Séance? Sie hat gesagt – halb acht.«
    Honey schloss die Augen. Typisch für ihre Mutter: wieder einmal war sie völlig ohne Vorwarnung zu einem anderen Thema gesprungen. »Die hatte ich vergessen!«
    »Ja, hattest du vergessen, Fräulein Superschlau!«
    Dieser Tadel ihrer Mutter war schlimmer als Zähne ziehen. Da bekam man wenigstens eine Spritze gegen die Schmerzen.
    Mary Jane war zauberhaft, ein hochgeschätzter Gast, aber im Vergleich mit dem phantastischen John?
    Sie schlug die Augen wieder auf. »Mutter, ich muss gehen. |238| Das ist eine wichtige Sache. Ich habe die Einladung angenommen und muss hingehen. Siehst du?«
    Sie zog die geprägte Einladungskarte aus der Tasche und wedelte ihrer Mutter damit vor der Nase herum.
    Deren Gesichtsausdruck hatte sich nicht geändert. »Mich kannst du nicht hinters Licht führen. Ich weiß, warum du da hingehst.«
    »Aber Mutter, ich dachte, du willst, dass ich mir einen Mann angele?«
    Ihre Mutter schniefte. »Das ist keine Entschuldigung. Mary Jane wird
sehr
enttäuscht sein.«
    »Ich muss jetzt gehen«, murmelte Honey und steuerte auf den rettenden Ausgang durch die Bar zu. Ihre Mutter blieb, finster blickend, zurück und grummelte etwas über das Laster des Trinkens.
     
    Union Passage ist eine Fußgängerzone mit Fachgeschäften, die alle schmale Schaufenster haben und von denen manche seit den Tagen, als Beau Brummell noch ein kleiner Junge war, unverändert geblieben sind. Straßenmusikanten und Jongleure drängeln sich hier mit Touristen auf Schnäppchenjagd und Büroangestellten, die sich in der Mittagspause ein Sandwich kaufen wollen. Trotz der Läden, die Play Stations, Handys und Computerprogramme verkaufen, hat sich die Straße ihren Dickens-Charme bewahrt.
    Ideal für ein Buchgeschäft, dachte Honey, die selbstbewusst durch die hereinziehende Dämmerung der milden Julinacht schritt.
    John Rees hatte das Glück gehabt, einen Laden anzumieten, der noch eine altmodische Schaufensterfront im Art-Deco-Stil besaß. Die Motive des Fensterrahmens wurden auf den Scheiben aufgegriffen, hier in Gestalt einer an Beardsley erinnernden eingeätzten Frauengestalt mit den typischen wallenden Haaren und Gewändern. Mit ihren gertenschlanken Armen umfasste sie das mittlere Schaufenster.
    Die Ladentür stand offen. Das Murmeln von Gesprächen |239| und das Klirren von Gläsern wehte Honey entgegen. Hoffentlich würde im Gegenzug auch ein wenig Nachtluft hineinströmen. Nur wenige Läden in dieser Gegend hatten Klimaanlagen, und Leinen war zwar kühl, knitterte aber auch sehr leicht.
    Der Laden machte durch seine Tiefe die fehlende Breite wett, und die Menschenmenge darin drängelte sich wie in einer Warteschlange, die Weingläser eng an die Brust gepresst. Durchdringende Stimmen ergingen sich

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