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Mord mit kleinen Fehlern

Titel: Mord mit kleinen Fehlern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Scott
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Realität kann seinen Wahn zerstören, außer einer Unterlassungsverfügung. Und wir wissen, dass das Ehepaar Dietz nicht gerade die beste Ehe der Welt führt. Vielleicht weiß Kevin das auch. Er hat mich lange Zeit beobachtet, bevor er mit mir ausging. Das stellte ich allerdings erst bei der Verhandlung fest. Monatelang hatte er mich ohne mein Wissen verfolgt.«
    »Kann das selbst dann passieren, wenn er ihr nie begegnet ist?«, wollte Judy wissen. »Ich meine, ich bezweifle, dass Beth Dietz jemals mit Satorno geredet hat.«
    »Das macht keinen Unterschied. Die Stalker von Madonna und von Martina Hingis waren Erotomanen. Auch der von Meg Ryan. Auch der Mann, der die Fernsehschauspielerin Rebecca Schaeffer tötete, litt an de Clérambault.«
    »O Gott, wie schrecklich«, sagte Mary. Sie trat zu den anderen beiden und tätschelte Annes Schulter, aber Anne war sich nicht sicher, ob Mary sie trösten wollte oder auf diese Weise Trost von ihr suchte.
    Anne blickte sich in dem Raum um, erkannte, was genau auf Beth Dietz zukommen würde. Sie sah alles so deutlich, als wäre sie Hellseherin. Es würde mit E-Mails anfangen, gefolgt von Besuchen, dann Rosen, kurzen Notizen und Karten, Anrufen und Geschenken und schließlich dem überraschenden Klopfen an der Tür zu jeder Tages- und Nachtzeit. Und es könnte mit einer Waffe enden. Anne bemühte sich krampfhaft, nicht die Fassung zu verlieren. »Solange Kevin Satorno auf freiem Fuß ist, ist das Leben von Beth Dietz in Gefahr. Die Frage ist nur, was wir jetzt tun sollen.«
    »Wir sagen es der Polizei«, erwiderte Judy. »Gar keine  Frage.«
    »Wir sagen es auch Beth Dietz«, fügte Mary hinzu. »Gar keine Frage.«
    Anne hielt wie ein Verkehrspolizist die Hand hoch.  »Korrektur. Wir sorgen dafür, dass die Cops es Beth erzählen. Und ich werde auch mit Matt sprechen. Bis Dienstag spiele ich noch die Tote. Wir können nicht zulassen, dass Kevin momentan in Rage gerät - das ist sowohl für mich als auch für Beth zu gefährlich.«
    »Einverstanden«, sagte Judy. Mary schüttelte den Kopf.
    »Das ist seltsam. Auf einmal wollen wir das Leben von Beth Dietz retten, die gerade unseren Mandanten verklagt. Die Grenze zwischen Gut und Böse verlagert sich.«
    »Ja, wirklich seltsam«, bestätigte Anne und musste wieder an das RANDOM-Programm auf dem Laufband denken. »So erleichtert ich auch bin, dass Kevin mich möglicherweise aufgegeben hat, würde ich ihn nicht mal meinem ärgsten Feind wünschen.«
    Judy lächelte. »Du weißt, was du bist, Murphy?«
    »Eine Närrin?«, mutmaßte Anne.
    »Eine Hure mit einem goldenen Herzen«, erwiderte  Mary, und alle lachten.
    Wenige Minuten später hatten die drei Anwältinnen die Tür zu Kevins Motelzimmer abgeschlossen, wackelten den Balkon entlang und quetschten sich in den Aufzug. Mary klappte ihr Handy auf, wie sie es vereinbart hatten, und drückte die Kurzwahl für die Kanzlei. »Bennie, rate mal«, sagte sie. »Wir haben Kevins Hotelzimmer gefunden. Er ist in einem Motel namens Daytime r in Pennsauken unter dem Namen Ken Reseda abgestiegen.«
    Der Aufzug war so winzig, dass Anne Bennie am anderen Ende der Leitung schreien hörte. »WOHER WEISST DU DAS? DU SOLLTEST DICH DOCH UM MURPHY KÜMMERN! WO IST SIE?«
    Mary wand sich. »Wir sind hier alle zusammen. Es ist irgendwie eine lange Geschichte. Wir haben dich gleich angerufen, als wir uns sicher waren. Auf seinem Zimmer gibt es Hinweise dafür, dass er jetzt Beth Dietz im Visier hat. Willst du die Cops anrufen, oder sollen wir das tun?« Der Aufzug öffnete sich im Erdgeschoss, als Bennie brüllte: »Wo BIST DU, DINUNZIO? SAG MIR, DASS DU NICHT IN  JERSEY BIST!«
    »Ich? Wo ich bin?« Mary wackelte am Empfang vorbei. »Äh, in der Autowaschanlage?«
    Judy gab zur Unterstützung Autowaschgeräusche von sich. »Ffffsch, Psssssch, Ssssssch!«
    I n de r Autowaschanlage ? Anne konnte es nicht glauben. Das war die lahmste Ausrede, die sie je gehört hatte. Es war die lahmste Ausrede in der gesamten Anwaltskammer. Es war ihr fast peinlich, dass diese Ausrede in ihrem Beisein ersonnen wurde. Diese Mädels brauchten dringend ihren fachmännischen Rat, aber im Moment war nicht die Zeit für eine Lektion im Lügen. Sie reichte auf dem Weg nach draußen dem überraschten Alten am Empfang den Schlüssel zurück. »Danke für Ihre Hilfe!«, hauchte sie und kostete ihre Rolle nochmals aus.
    »Warum geht ihr schon? Reseda ist doch noch gar nicht zurück.«
    »Er ist total abgedreht«, erwiderte

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