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Mord mit kleinen Fehlern

Titel: Mord mit kleinen Fehlern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Scott
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ein Risiko ein, aber sie wollte nicht im Wagen bleiben und Schmiere sitzen. »Wir brauchen eine kleine Vorwarnung, damit wir ... uns vorbereiten können.«
    »Uns die Nase pudern«, ergänzte Mary.
    Judy beugte sich vor. »Ich muss den Käfig bauen.«
    »Ist gut. Hier ist der Schlüssel. Und sobald ich ihn sehe, rufe ich durch.« Der Mann ließ den Schlüssel etwas außerhalb Annes Reichweite baumeln, mit einem lüsternen Grinsen im Gesicht. »Besteht die Möglichkeit, dass ich von euch Mädels als kleines Dankeschön auch ein Geschenk bekomme? Bei mir funktioniert immer noch alles einwandfrei. «
    Anne lachte - oder versuchte es zumindest. »Ich bin bestimmt nicht Ihr Typ.«
    Mary kicherte unterstützend. »Und ich bin zu teuer. «
    Judy beugte sich vor. »Mir macht es Spaß, Leute zu  verklagen.«
    Das lüsterne Grinsen des Alten löste sich in Luft auf, und er reichte Anne den Schlüssel mit einem nervösen Blick auf Judy. »Sie ist ein wenig abgedreht, nicht?«, flüsterte er.
    »Und wie«, bestätigte Anne, dann schwankten die drei zum Aufzug.
    Der winzige Aufzug wartete bereits mit offener Tür auf sie. Als sich die Türen hinter den dreien schlossen, fingen sie an zu lästern. Judy wischte sich eine frisch eingegelte Locke aus den Mascara-Augen und sah mit verletztem Blick zu Anne. »Du hast ihm gesagt, ich sei abgedreht!«, klagte sie vorwurfsvoll.
    »Das war reine Taktik, damit er uns durchließ.« Anne konnte es kaum erwarten, nach oben zu gelangen. Sie beobachtete, wie der Stockwerksanzeiger langsam auf die Eins wechselte.
    Mary sah zunehmend besorgt aus. »Sollen wir da wirklich allein hoch? Sollten wir nicht lieber erst Bennie anrufen und ihr alles erzählen? Wir haben ausgemacht, dass wir es tun würden.«
    »Immer mit der Ruhe, das Zimmer ist doch leer«, sagte Anne. »Außerdem würde sie uns nur aufhalten wollen.«
    »Mir gefällt das nicht«, erklärte Mary, aber Anne packte ihre Hand, als sich die Aufzugstüren ratternd öffneten.
    »Komm schon, uns wird nichts passieren.« Sie standen auf einem überdachten Balkon mit einem Automaten vor den ehemals weißen Gipswänden, die im Laufe der Zeit grau geworden waren. Anne führte sie nach rechts, weil es keine andere Wahl gab. Vom Balkon blickte man auf den Parkplatz des Motels, auf die Tankstelle und auf ein Reifenlager. »Los geht's.«
    »Ich bin nicht abgedreht«, murmelte Judy und wankte hinterher. »Ich will keine abgedrehte Hure sein, ich will eine normale Hure sein.«
    »Warum hast du dann diesen Käfig erwähnt?« Anne sah auf den Zimmerschlüssel mit der 247. Sie befanden sich vor  240. Kevin war jetzt so nahe, zumindest sein Zimmer. Die Plateauschuhe schlurften über den schmutzigen Fliesenboden, als sie an 240, 241 und 242 vorbeistapften. Judy schmollte noch immer.
    »Keine Ahnung. Mir tun die Füße weh.«
    »Tja, es tut mir Leid, wenn ich dich beleidigt habe. Ehrlich.« Anne konnte sich keinen Streit mit Judy erlauben, nicht so nahe an Kevins Zimmer. Ihr Magen verkrampfte sich.
    Mary bildete die Nachhut. »Dich mochte er am meisten, Jude. Das habe ich gleich an der Art gemerkt, wie er dich ansah.«
    »Glaubst du? Er meinte, ich sei abgedreht.«
    »Deshalb bin ich mir ja so sicher«, bestätigte Mary.  »Männer lieben abgedrehte Frauen. Verrückte, abgedrehte Mädels. Darum habe ich auch nie eine Verabredung. Ich bin zu katholisch.«
    Judy hob eine Augenbraue. Anne schwieg, denn sie hatten die Tür erreicht. Sie steckte den Schlüssel ins Schlüsselloch und öffnete. Ihr Herz pochte heftiger. Obwohl Kevin bestimmt nicht auf dem Zimmer war, öffnete sie die Tür behutsam. Es ekelte sie plötzlich, sein Zimmer zu betreten, seine Welt, sein Leben. Als die Tür weit offen stand, tauchte Judy neben ihr auf. Mary gesellte sich zu ihnen und musterte die bizarre Szene.
    Das Zimmer war klein, das Badezimmer lag gleich links, aber alle Möbel waren mit Papier bedeckt. Unzählige Ausschnitte aus Zeitungen, Schlagzeilen, Notizblätter, Karten, sogar stapelweise Fotos lagen auf dem durchgelegenen Doppelbett vor der Wand und auf dem prunklosen Schreibtisch mit dem tragbaren Fernsehgerät. Mehrere Messer und Kleberoller waren auf dem dünnen, ausgetretenen, braunen Teppich neben einigen Zeitungsausschnitten verstreut.
    Anne hatte sofort das Gefühl, als ob sie diesen Raum schon einmal gesehen hatte, dann fiel es ihr wieder ein. Sie musste an die Fotos von Kevins Schlafzimmer in seiner Wohnung ins Los Angeles denken, die bei seiner Verhandlung

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