Mord mit kleinen Fehlern
Steinquadern errichtet und war nur so breit wie ein Raum. Die grün gestrichene Veranda wurde nicht von einer Flagge geziert. Anne ging zur Haustür unter der viergeteilten Fensterscheibe und klopfte.
Nach dem zweiten Klopfen öffnete Beth Dietz die Tür. Sie trug Shorts aus Jeansstoff, eine bestickte Folklorebluse und den Ausdruck des Entsetzens in ihrem hübschen Gesicht. »Ich habe gelesen, dass Sie am Leben sind, aber Sie zu sehen...« Sie stockte mitten im Satz, die Augen erstaunt aufgerissen. »Tja, aber was machen Sie hier? Sie vertreten Gil Martin und haben hier nichts zu suchen, und mein Mann kann jede Minute nach Hause kommen.« Sie sah besorgt die Straße hinunter, warf das lange blonde Haar in den Nacken. Anne gewann sofort den Eindruck, dass Beth Dietz nervös war.
»Ich weiß, das scheint etwas unangemessen, aber ich möchte mit Ihnen über Kevin Satorno sprechen, nicht über den Fall.«
»Bitte, Sie müssen sofort gehen. Mein Mann ist jeden Augenblick zurück.« Beth wollte die Tür schließen, aber Anne stemmte sich dagegen.
»Hat die Polizei Ihnen mitgeteilt, dass Kevin Satorno jetzt Sie verfolgt? Er ist ein Stalker. Hat Matt es Ihnen gesagt?«
»Ich habe keinen Stalker. Wenn dem so wäre, würde ich es wissen.«
Das klang vertraut. Anne hatte das auch einmal gedacht. »Nein, er beobachtet Sie, und das sollten Sie ernst nehmen. Er glaubt, dass Sie ihn lieben. Die Cops haben keine Ahnung, wie sie mit ihm fertig werden sollen. Ich mache mir Sorgen ...«
»O bitte! «, höhnte Beth. »Sie machen sich Sorgen um mich? Sie haben das vergangene Jahr damit zugebracht, mir das Leben schwer zu machen.« Sie versuchte erneut, die Tür zu schließen, aber Anne schob ihre Espadrille dazwischen.
»Hat bei Ihnen in letzter Zeit häufig das Telefon geklingelt, ohne dass sich dann jemand meldete? Ich gebe Ihnen einen Rat: Ändern Sie Ihre Telefonnummer nicht, sonst wird er aggressiv. Lassen Sie sich einen zweiten Anschluss legen, und besorgen Sie sich einen Anrufbeantworter für den ersten. Bewahren Sie das Band als Beweisstück auf.« Anne sah, wie Beth eine Sekunde lang zögerte, und zu ihrer eigenen Überraschung spürte sie Mitgefühl in sich aufsteigen. Sie und Beth steckten in der gleichen Zwangslage, auch wenn sie vor Gericht auf verschiedenen Seiten standen. Und sie verurteilte Beth nicht für die Affäre mit Gil; Bill Dietz hätte jede Frau in die Arme eines anderen Mannes getrieben. »Ich weiß, es klingt merkwürdig, aber wir haben viel gemeinsam. Es ist durchaus möglich, dass Kevin uns in diesem Augenblick beobachtet.«
»Hören Sie, Sie wissen, dass mein Mann Sie nicht leiden kann, schon gar nicht nach unserer Zeugenaussage. Sie sollten jetzt wirklich gehen. Er wird gleich mit unserem Anwalt zurück sein.« Beth sah ängstlich die Straße hinunter, und Anne wurde klar, dass sie sich mehr vor ihrem Ehemann fürchtete als vor Kevin.
»Matt ist bei Ihrem Mann? Dann hat er Ihnen also von Kevin Satorno erzählt. «
»Sie sind nur kurz weggegangen, um Holzkohle zu kaufen. Bitte, gehen Sie.«
»Lassen Sie mich ins Haus, nur. eine Minute. Wir sind beide in Gefahr.«
»Bitte, bitte, gehen Sie!« Beth' Blick blieb auf das Ende der Straße fixiert, und plötzlich flackerte in ihren Augen nackte Angst auf. Anne sah über ihre Schulter. Ein schwarzer Saab fuhr auf das Haus zu. Beth stöhnte auf. »Jetzt sieht er Sie doch noch.«
»Wenn das Ihr Mann ist, werde ich mit ihm reden. Ich kann nämlich erklären ...«
»Nein!« Beth drückte mit aller Kraft gegen die Tür und hätte beinahe Annes Finger eingequetscht. »Verstehen Sie denn nicht? Sie bringen mich nur noch mehr in Schwierigkeiten.«
Anne fühlte sich hin und her gerissen. Sie hatte nicht das Recht, hier zu sein, aber es gefiel ihr nicht, dass eine Frau von ihrem Mann verprügelt wurde, wenn außerdem ihr Leben in Gefahr war. »Kevin ist irgendwo da draußen, Beth! Er hält nach mir Ausschau. Und nach Ihnen.«
Plötzlich hörte Anne, wie eine Wagentür zugeschlagen wurde, und als sie sich umdrehte, sah sie, dass Bill Dietz den Saab in zweiter Reihe geparkt hatte und mit wehendem Pferdeschwanz ausgestiegen war. Er war allein; Matt saß nicht in dem Wagen. Dietz machte mit seinen langen, dünnen Beinen große Schritte und erreichte in null Komma nichts die Veranda.
»O nein«, stöhnte Beth, und Anne wich zurück. Beinahe reflexartig riss sie die Hände hoch, als Dietz auf sie zustürmte und sich vor ihr aufbaute.
»Mr. Dietz, ich
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