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Mord mit kleinen Fehlern

Titel: Mord mit kleinen Fehlern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Scott
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...«

    »Ich verstehe es nicht. Kevin Satorno ist Insasse eines kalifornischen Staatsgefängnisses. Wie schwer kann es schon sein, ihn ausfindig zu machen?« Bennie lachte höhnisch . 
    »Sie sollten eigentlich wissen, wo er ist, zumindest einen  Großteil der Zeit. «
    Hei z ih m ordentlic h ein , Bennie . Anne fasste neuen Mut. Sie schlich ans Geländer und lugte nach unten, Mel immer noch fest im Arm. Sie sah Bennie Rosato im Wohnzimmer, ein Gewirr aus langen blonden Haaren, die ungezähmt über den Rücken ihres blauen Arbeiterhemdes fielen, das sie zu ausgewaschenen Jeansshorts und ausgelatschten  New-Balance-Turnschuhen trug. Ihre Beine waren klasse. Das kam vom Rudern, Bennies Lieblingssportart, trotz des erforderlichen harten Trainings. Im Moment revidierte Anne ihre Meinung über diese Frau, nicht aber über den Sport.
    Der Detective war nicht zu sehen, aber Anne konnte ihn hören. »Wenn wir nicht gerade ein Feiertagswochenende hätten, wäre es leicht. Wir wissen, dass er zu vierundzwanzig Monaten verurteilt wurde und im L.A. County eingewiesen wurde, aber er wurde ein paarmal verlegt, und wir sind uns nicht sicher, wo er zuletzt gelandet ist. Er könnte auch auf Bewährung raus sein.«
    »Aber Sie hätten doch die Information, wenn er
    Bewährung hätte - oder entflohen wäre. «
    »Noch nicht. Bei einer Bewährung haben wir darüber hinaus das Problem, dass wir erst feststellen müssen, wo genau er einsaß. Wir müssen mit den richtigen Leuten reden, aber die sind alle im langen Wochenende. Auch wenn er geflohen ist, lässt sich das nicht so ohne Weiteres herausfinden.«
    Bennie schnaubte. »Das kann ich nicht glauben. Sie können nicht einmal feststellen, ob er geflohen ist?«
    »Aus einem Knast in Kalifornien. Glauben Sie es ruhig. Wenn sich irgendein Knallkopf aus einem Staatsgefängnis absetzt, egal in welchem Staat, dann muss jemand seinen Namen in das NCIC eintragen, das National Crime Information Center in Washington. Niemand weiß das, bis der Name eingegeben wird, und er muss von einer Person eingegeben werden, die die Zeit dafür hat und am Feiertagswochenende des vierten Juli arbeitet.« Der Detective schwieg kurz. »Selbst wenn sein Name eingegeben wurde, bekommen wir jeden Tag eine Million solcher Benachrichtigungen. Wir gehen sie nicht alle durch. Dazu haben wir nicht die Zeit. Und auch keine Veranlassung.«
    »Jetzt haben 'Sie eine Veranlassung.«
    »Eine Kollegin nimmt sich die Namen gerade vor, aber haben Sie eine Ahnung, von wie vielen Namen wir hier reden? Allein in Philly gib es derzeit  75 000 Abgänge. Und fünfzig von ihnen werden wegen Mordes gesucht.«
    »Was sind denn ''Abgänge''?«, wollte Bennie wissen.  »Ist es das, wonach es klingt?«
    »Ja. Flüchtige Straftäter. Die bösen Buben, die nach einem Freigang nicht zurückkommen oder. sich absetzen, während sie auf Kaution draußen sind. Typen, die nicht zu ihrem Gerichtstermin erscheinen. Alle, die per richterlichem Haftbefehl gesucht werden. Und dieser Kevin Satorno saß nicht mal wegen Mordes ein, nur wegen tätlichem. Angriff. Im ganzen Strafsystem ist er ein Niemand. Außerdem ist er nicht mal unser Niemand. Er ist ein kalifornischer Niemand.«
    Ein Niemand? Im ersten Stock wurde Anne übel. Sie wusste, dass Kevin zuerst ins L.A. County Jail eingeliefert worden war, aber danach hatte auch sie seine Spur verloren. Schließlich hatte sie ihre Vergangenheit auch hinter sich lassen wollen. Nur dass es jetzt nicht mehr die Vergangenheit war.
    »Und was gedenkt Ihre Abteilung zu tun, um Satorno zu finden, falls er auf freiem Fuß ist?«, verlangte Bennie unten zu wisse. »Der Mörder hat offenbar beabsichtigt, Anne zu töten - und nichts weiter, als sie zu töten. Es gab keinerlei Hinweise auf einen Raub oder eine versuchte Vergewaltigung.«
    »Die Abteilung kann nicht auf die bloße Annahme hin aktiv werden, dass der Mann frei sein könnte, Ms. Rosato. Diesen Luxus können wir uns nicht erlauben. Es ist ja nicht so, dass wir Personal im Überfluss hätten. Im Center City District haben wir nur vierzig Streifenbeamte, zwanzig im sechsten District und noch mal zwanzig im neunten. Und die haben mit dem Feiertag schon mehr als genug zu tun, darum haben wir den Tatort auch freigegeben. Ich kann sie nicht anweisen, nach einem Kerl zu suchen, der möglicherweise immer noch hinter Gittern sitzt.« Der Detective schwieg kurz. »Sie wissen nicht zufällig, ob Satorno das Opfer in letzter Zeit kontaktiert hat, oder?«
    »Nein.«

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