Mord mit kleinen Fehlern
Schulter und schüttelte sie ein wenig. »Doch es hilft Anne jetzt auch nicht, wenn wir uns gegenseitig Vorwürfe machen. Wir tragen an ihrer Ermordung keine Schuld.«
»Wie kannst du so sicher sein?« Mit trauervoller Miene sah Mary zu Bennie auf. »Wer weiß, ob es nicht doch einen Unterschied gemacht hätte? Wenn wir mehr mit ihr geredet hätten, auch nur einmal mit ihr zum Essen gegangen wären, vielleicht hätte sie uns dann von diesem Stalker erzählt. Wenn wir uns angefreundet hätten, dann wären wir gestern Nacht vielleicht bei ihr gewesen, als er kam. Wenn wir zusammen gewesen wären, würde sie jetzt vielleicht noch leben.« Mary standen schon wieder Tränen in den Augen, und selbst Judy sah tief betroffen aus.
»Das ist richtig«, sagte sie, und ihr Halstuch hing schlaff herab. »Du hast absolut Recht.«
Ich halte das nicht länger aus. Anne konnte nicht zusehen, wie sie sich so schlecht fühlten. Es war nicht allein ihre Schuld. Mit Frauen konnte sie einfach nicht umgehen. Sie hatte immer. jede Menge Verabredungen, aber nie Freundinnen. Solange sie zurückdenken konnte, hatte sie sich selbst immer nur als Lucy gesehen, ohne Ethel.
»Ich will nichts vorgeben«, erklärte Bennie. »Wir haben uns Anne gegenüber nicht richtig verhalten, aber jede von uns kann um Anne trauern, wie sie es möchte. Das Einzige, was wir jetzt noch tun können - so finde ich -, ist, den Kerl zu finden, der sie ermordet hat.« Sie klopfte Mary abermals auf die Schulter. »Ich will mich hinten umsehen. Du hältst hier die Stellung, einverstanden? Carrier, du bleibst bei ihr.«
»Ich brauche ein Kleenex.« Mary erhob sich langsam, die Hand vor dem Gesicht, und sah sich im Wohnzimmer um. »Sieht jemand eine Schachtel?«
Vielleicht kann ich ihnen ein Zeichen geben, dass ich hier bin. Anne musste doch in der Lage sein, ihre Aufmerksamkeit zu wecken, ohne dass die Cops es merkten. Sie sah zur Haustür. Die beiden Detectives standen noch draußen, und irgendetwas auf der Straße hatte ihre Aufmerksamkeit geweckt. Anne beschloss, es zu wagen. Sie schob Mel auf ihren rechten Arm, nahm ihren rot-weiß-blauen Zylinder ab und schwenkte ihn wie wild.
»Mary! Mary!«, rief sie mit einem Bühnenflüstern, aber die Frauen sahen nicht nach oben. »Mary! «, rief sie erneut, doch Mary war mit ihrer laufenden Nase beschäftigt, und Judy suchte nach einer Kleenex-Schachtel. Die Detectives bemerkten, dass sie allmählich wieder auftauchen konnten, schnippten ihre Kippen auf den Gehweg und traten wieder ins Haus. Nein!
»Ich kann hier nirgends ein Kleenex entdecken«, verkündete Judy, die gerade auf dem Fernsehgerät nachsah. »Es muss doch ein Badezimmer geben. Nimm Toilettenpapier. In diesen Drei-Zimmer-Einheiten ist das Bad für gewöhnlich oben an der Treppe.«
Da s Badezimmer ! Ja ! Da s is t hier ! Hinte r mir!
»Gute Idee«, sagte Mary und ging Richtung Treppe.
Ohne noch einmal darüber nachzudenken, drehte Anne sich um, versteckte sich im Badezimmer und schloss die Tür.
7
»Jesus, Maria und Josef!«, schnaufte Mary, bevor Anne eine Hand auf ihren Mund presste und sie gegen die Badezimmertür drückte. Mels Schwanz bog sich in dem kleinen Waschbecken, in das er abgelegt worden war, zu einem Fragezeichen.
»Ich bin am Leben, Mary!«, flüsterte Anne. Sie zog den Uncle-Sam-Bart vom Kinn. »Siehst du? Ich bin's, Anne. Ich bin am Leben. Ich bin nicht tot!«
»Hmpf!« Marys gerötete Augen wurden groß vor Entsetzen, und Anne presste mit ihrer Hand noch fester zu.
»Pst! Ich will nicht, dass die Polizei es erfährt.«
»Hmmpfh!« Mary schüttelte den Kopf, mit Augen wie braune Murmeln.
»Ich nehme jetzt meine Hand von deinem Mund, aber du sagst nichts, versprochen? Die Polizei darf nicht erfahren, dass ich hier bin.«
»Hmpf!« Mary nickte kräftig.
»Und reg dich nicht auf, okay?«
»Hmpf!«
»Es ist alles in Ordnung.«
»Hmpf!«
»Ich bin es wirklich, und ich bin am Leben.« Anne nahm die Hand weg, und Mary schrie.
»HILFE! HILFE, POLIZEI!!!!«
Nein ! »Mary, psst! Was machst du denn da?«
»Ich habe dich tot gesehen! In der Leichenhalle. Du bist ein Geist! Ein Teufel!!« Mary bekreuzigte sich blitzschnell, und Anne sah sich voller Panik um. Sie hörte bereits Rufe und Schritte auf der Treppe. Laut, wie Clogs.
»Mare? Mare?«, rief Judy. »Bist du das?«
»HILFE! JUDY!«, brüllte Mary. »POLIZEI! ZU HILFE! BENNIEEEEE!! «
Ich glaube es einfach nicht. »Halt den Mund! Ich bin am Leben! Ich bin's! Meine
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