Mord mit kleinen Fehlern
Straßenschild. Delancey Street. Genau. Da hatte sie letzte Nacht geparkt.
Verzweifelt sah sich Anne nach dem Mustang um, aber er war nicht zu sehen. Sie drehte sich auf den 'Fersen und fand sich direkt vor einem Schild mit roten Buchstaben, das ihr in der Nacht zuvor, als sie kopflos zu Matt eilte, nicht aufgefallen war. Darauf stand: PARKEN VERBOTEN. WIDERRECHTLICH GEPARKTE FAHRZEUGE WERDEN KOSTENPFLICHTIG ABGESCHLEPPT.
17
D u Verliererin ! Anne sank der Mut. Der Mustang war abgeschleppt worden! Sie verfluchte sich und ihre roten Haarwurzeln. Ihren Mangel an Planung und das Fehlen ihrer Unterwäsche. Was sollte sie jetzt tun? Sie könnte zurückgehen und sich von Matt fahren lassen, aber sie wollte ihre Dummheit nicht vor ihm bloßlegen. Jetzt wusste sie, was er damit gemeint hatte: Und eigentlich stehen wir ganz am Anfang, und ich sollte dir nur die guten Sachen von mir erzählen.
Anne kam auf eine Idee, eine bessere als die, einen Fluchtwagen im absoluten Parkverbot zu parken. Früher oder später würde ein Taxi vorbeifahren, und bis dahin könnte sie zu Fuß gehen. Sie würde ungefähr eine Stunde zu Bennies Haus brauchen, wenn sie von einem Ende der Stadt zum anderen ging, aber sie überschrieb ihre Situation mit der Kategorie »Keine andere Wahl«.
Anne marschierte los, in Richtung Westen, die Delancey Street hoch. Unterwegs machte sie innerlich Inventur. Der Mustang war ja nur ein Mietwagen, und sie hatte immer noch ihr Handy und eine nachgemachte Smith & Wesson. Was brauchte eine Frau mehr? Und obwohl sich der graue Himmel allmählich zu einem Wasserfarbenblau aufhellte, befand sie sich in relativer Sicherheit. Kevin würde sich vor den Cops verstecken. Es gab nur ein Problem: Sie würde es jetzt niemals rechtzeitig zu Bennie schaffen. Was tun? Anne zermarterte sich das Hirn nach einer guten Lüge, aber ihr wollte nichts einfallen. Vielleicht hatte der Sex ihre Superkräfte angezapft. Ohne ihre Superkräfte würde sie die Wahrheit sagen müssen. Sie würde zugeben müssen, dass sie nicht nur Hochverrat begangen hatte, sondern auch zu brünstig gewesen war, um auf Verkehrsschilder zu achten.
Anne lief weiter, zog ihr Handy aus der Handtasche und rief Bennies Privatnummer an. »Ich bin's«, sagte sie, als abgenommen wurde.
»Murphy?« Bennie klang verschlafen. »Warum rufst du mich an? Liegst du nicht nebenan im Bett?«
»Ähm, nicht wirklich.« Anne hielt im Gehen Ausschau nach einem Taxi. Die Straße war übersät von Müll und Pappbechern, die noch aus der vorigen Nacht stammten. Plastikknaller lagen in der Gosse. »Es tut mir Leid, ich dachte, ich würde um diese Zeit schon wieder bei dir sein. Ich rufe an, damit du dir keine Sorgen machst.«
»Warum sollte ich mir Sorgen machen? Wo bist du?« Sie nieste, und Anne krümmte sich innerlich.
»Gesundheit. Es tut mir wirklich sehr, sehr Leid. Ich bin schon auf dem Weg.« Anne biss sich auf die Lippe. Es war lausig, Bennies Freundlichkeit auf diese Weise zu erwidern. Es war schwer. »Ich war gestern Nacht noch bei Matt. In einer Stunde bin ich bei dir, falls ich vorher nicht ein ...«
»Hast du gerade ''Matt'' gesagt? Matt Booker? Warum? Wolltet ihr einen Vergleich aushandeln? «
»Das kann man so nicht sagen.« Anne wurde rot, aber vielleicht lag das auch an der Hitze - oder der Feuchtigkeit. »Ich habe die Nacht mit ihm verbracht. Ich gehe mit ihm, Bennie. Glaube ich.«
»Mit Matt Booker? Du gehst mit Matt Booker? Wie bitte? Wie lange schon?«
»Seit gestern Nacht. Hör zu, ich weiß, es klingt furchtbar, aber das ist eine persönliche Sache, keine geschäftliche.« Plötzlich fiel ihr Matts Verletzung wieder ein, und sie fragte sich, ob sie Bennie davon erzählen sollte. Würde sie Matt hintergehen, wenn sie es tat? Und was war mit Gil? Mentale Notiz: Es gibt viele gute Gründe, warum man nicht mit dem Anwalt der Gegenseite schlafen sollte.
»Du und Matt Booker habt was Persönliches laufen? Bist du verrückt? «
»Ich weiß, ich hätte es nicht tun sollen.«
»Er ist der Anwalt der Klägerin! «
»Ich war schwach.«
»Mein Gott, ich vergesse doch immer wieder, wie jung du noch bist! «, brüllte Bennie, dann riss sie sich zusammen. »Wir sprechen darüber, sobald wir uns sehen. Aber es gibt noch mehr schlechte Nachrichten. Ich schaue gerade aus meinem Schlafzimmerfenster. Die Presse hat sich vor meinem Haus breit gemacht und wartet darauf, dass ich herauskomme.«
»Letzte Nacht waren sie noch nicht da.«
»Das liegt
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