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Mord mit kleinen Fehlern

Titel: Mord mit kleinen Fehlern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Scott
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Flur entlang, am Eingang vorbei und betrat den Saal, in dem die Trauerfeier stattfand. Der Raum war holzverkleidet, groß und schachtelförmig, mit mehreren Reihen brauner Klappstühle in zwei Blöcken und einem Mittelgang. Nur die ersten sechs Reihen waren belegt. Anne nahm in der hintersten Reihe auf der linken Seite Platz, von wo aus sie den besten Überblick hatte. Sie versuchte, sich wieder unter Kontrolle zu bringen. Das war ihre letzte Chance, Kevin zu erwischen. Sie inspizierte jeden Kopf, jedes Schulterpaar vor ihr. Kein Kevin. Anne sah auf ihre Uhr. Elf Uhr. Die Feier würde gleich beginnen. Wo blieb Kevin nur? Würde er überhaupt kommen?
    Anne sah sich im Raum um. Judy und Bennie standen ganz vorn an der Seite und sprachen miteinander. Als Mary eintrat, gesellte sie sich zu ihnen. Matt saß rechts, neben dem Ehepaar Dietz. Gil hatte zwei Reihen hinter ihnen Platz genommen, den Kopf gesenkt wie ein Mann mit einem Gewissen. Neben ihm saß Detective Rafferty, in Mantel und Krawatte. Sein kettenrauchender Partner, dessen Rücken sich schwer gegen die Lehne des Klappstuhls drückte, saß an seiner Seite. Die Anwesenden schienen sich zu sammeln, während die letzten Nachzügler eintrafen. Anne versuchte, die Tatsache zu ignorieren, dass ihre Mutter sich nicht die Mühe gemacht hatte, an ihrer Trauerfeier teilzunehmen, dass ihr Liebhaber sie getäuscht, ihr Mandant sie kalt lächelnd angelogen hatte und dass ihr psychopathischer Killer immer noch auf freiem Fuß war.
    Ein Blumenlieferant trat ein, und Anne sah, wie Judy zur Tür eilte, um ihn abzufangen, seinen Ausweis prüfte, ihn dann nach vorn winkte, wo, er die Blumen neben den anderen abstellte: Lilien, Chrysanthemen und weiße Teerosen. Die weißen Rosen waren ein Geschenk von einem Mandanten, die anderen Blumen stammten von verschiedenen Innenstadtkanzleien, und ein Strauß kam von ihrem Fitness-Studio. Keiner stammte von Freunden, weil Anne keine Freunde hatte, und falls dieser Umstand von den fehlenden Blumen noch nicht genug illustriert wurde, gab es noch den Umstand, dass niemand in der Menge weinte oder auch nur ansatzweise traurig aussah.
    Anne spürte ein Echo derselben Leere, die sie in Willas Haus empfunden hatte, beim Betrachten von Willas Schwarz-Weiß-Zeichnungen. Sie wollte nicht länger Willas Weg beschreiten, isoliert und ganz allein für sich, doch das hätte sie beinahe getan. Alles um sie herum war der lebende Beweis dafür. Anne gelobte auf der Stelle, ihr Leben durch ihren Tod verändern zu lassen. Aber zuerst musste sie Kevin ein für alle Mal Einhalt gebieten.
    Bennie stand bereits am Rednerpult. »Guten Tag«, fing sie an und nestelte an dem schwarzen Mikrofon, um es in die richtige Position zu bringen. »Ich bin Bennie Rosato, und ich danke Ihnen sehr, dass Sie an dieser Trauerfeier teilnehmen. Heute ehren wir eine junge Frau, die ich sehr bewundere: Anne Murphy. Ich habe sie vor einem Jahr eingestellt, weil ich sie für eine intelligente, gut ausgebildete und fleißige Nachwuchsanwältin hielt. Aber um ehrlich zu sein, habe ich mir in den letzten zwölf Monaten nicht die Zeit genommen, sie wirklich kennen zu lernen. Was ich sehr bedaure.«
    Anne bekam einen trockenen Mund. Das war nicht die Rede, die sie im Büro besprochen hatten. Bennie hatte die Vorstellung gehasst, die Leute anzulügen, darum wollte sie ihre Trauerrede allgemein und unpersönlich halten. Vorn an der Seite tauschten Judy und Mary Blicke aus, und die Kanzleibelegschaft unterhielt sich flüsternd auf ihren Stühlen.
    »Aber vor kurzem habe ich Anne Murphy etwas besser kennen gelernt«, fuhr Bennie fort. »Und da lernte ich sie zu lieben. Ihre Kühnheit, ihren Mut und ihre Verbissenheit. Ihre Findigkeit, sogar ihre Rücksichtslosigkeit ...«
    Plötzlich stand ein junger Mann am entfernten Ende der dritten Reihe auf. »Judy Carrier! Ms. Carrier!«, rief er. »Ms. Carrier! Sie!« Er wies mit dem Finger auf Judy, die vorn an der Seite stand. »City Beat will die Wahrheit wissen, Ms. Carrier! «
    Bennies Mund öffnete sich überrascht, und Judy zuckte entsetzt zurück. Anne war ratlos. War das ein Witz? Wer war dieser Clown? Die Menge wandte sich dem jungen Mann zu, der unablässig weiterbrüllte.
    »Ms. Carrier, warum hat man Sie am Tag nach dem Mord in Anne Murphys Auto gesehen? Was haben Sie zu Ihrer Verteidigung zu sagen?« Der Mann war von seinem Klappstuhl aufgesprungen und ging auf Judy zu, bevor die Anwesenden wussten, wie ihnen geschah. Er zog eine winzige

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