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Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition)

Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition)

Titel: Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Kanitz
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»Worum geht es da?«
    Westermann quetschte sich hinter seinen Schreibtisch, ließ sich auf den Stuhl fallen und holte eine Akte aus der Schublade. Er reichte sie Hanna. »Da steht alles drin, Chefin.« Sein Blick war abweisend.
    »Es genügt, wenn Sie Frau Petersen zu mir sagen. Weder werteste Kollegin noch Frau Kommissarin noch Chefin.«
    Westermann grinste. »Ist gebongt, Chefin.«
    Hanna unterdrückte ein Seufzen und schlug die dünne Akte auf. Sie brauchte nur einen Moment, um die zwei Seiten darin zu überfliegen.
    »Das nennen Sie einen Fall?«, fragte sie verblüfft. »Ein paar Leute haben Sonntagabend in dem Stall eine Party veranstaltet? Das ist meines Wissens kein Verbrechen.«
    »Sie kennen sich hier nicht aus, Chefin.«
    Hanna seufzte nun doch. Die alberne Anrede würde sie so bald nicht mehr loswerden. Sie beschloss, es zu ignorieren.
    »Wie darf ich das verstehen?«
    Westermann setzte eine wichtige Miene auf. »Der Schafstall steht mitten im Naturpark. Und die Leute haben bei ihrer Party Bratwürste und Schweinekoteletts gegessen.«
    »Wie bitte?« Kurz fürchtete sie um Westermanns Verstand. Klasse, dachte sie. Ein ganzes Dorf gegen mich, und als Kollege ein bekloppter Polizeikommissar. Hanna verspürte den dringenden Wunsch, in ihren alten Golf zu springen und sehr schnell eine möglichst große Entfernung zwischen sich und Hasellöhne zu legen. Wunderbare Idee, fand sie, für eine Kommissarin nur leider keine Option. Aber sie konnte ja ein Versetzungsgesuch einreichen, und zwar noch am selben Tag. Das Teufelsmoor erschien ihr auf einmal gar nicht mehr so übel.
    »Kombinationsgabe ist nicht so Ihre Stärke, was?«, fragte Westermann in ihre tröstlichen Gedanken hinein.
    Wäre die Akte um einiges schwerer gewesen, hätte Hanna sie ihm auf den Kopf geknallt.
    »Reden Sie Klartext, Mann!«
    Westermann straffte sich und war damit im Sitzen fast so groß wie Hanna im Stehen.
    »Der Schafstall liegt mitten im Naturpark. Unser fröhliches Partyvölkchen hat direkt davor ein Lagerfeuer entzündet. Ein einziger hochfliegender Funke hätte genügt, um bei der derzeit herrschenden Trockenheit die Heidefläche in Brand zu setzen.« Er machte eine dramatische Pause und fuhr dann fort: »Der gesamte Naturpark hätte abbrennen können und die angrenzenden Orte gleich mit. Hasellöhne natürlich auch. Menschen hätten sterben können, von den Heidschnucken ganz zu schweigen. Die gesamte Region wäre auf Jahre zerstört gewesen. Die Einnahmen aus dem Tourismus wären weggefallen und die Überlebenden in tiefste Armut gestürzt worden. Unsere schöne Lüneburger Heide wäre zu einem Ort der Verzweiflung und der Gesetzlosigkeit geworden. Ein schwarzer Fleck auf der Deutschlandkarte, ein …«
    »Stopp!«, rief Hanna.
    Westermann holte tief Luft und schenkte ihr dann sein breitestes Grinsen. »Ich wollte nur noch die durchziehenden apokalyptischen Reiter erwähnen.«
    Sie spürte, wie es in ihren Mundwinkeln zuckte, und wandte sich schnell ab.
    Sollte Westermann bloß nicht denken, er könnte sie zum Lachen bringen.
    »Und wie weit sind Sie mit den Ermittlungen?«, fragte sie nach einem kurzen Moment und drehte sich wieder zu ihm um.
    Auch Westermann war wieder ernst geworden. »Es gibt da möglicherweise einen Zeugen.«
    »Möglicherweise?«
    »Na ja, er ist sich nicht ganz sicher.«
    Hanna warf erneut einen Blick in die Akte. »Von einem Zeugen steht hier nichts.«
    »Ich habe ihn ja auch noch nicht offiziell befragt.«
    Herr, schenke mir Geduld, dachte sie.
    »Warum nicht?«
    Westermann wand sich auf seinem Stuhl, wofür er allerdings zu wenig Bewegungsfreiheit hatte. Es blieb bei einem kurzen Ruckeln seines Oberkörpers.
    »Das ist ja erst vor zwei Tagen passiert, und gestern war ich mit etwas anderem beschäftigt.«
    »Nämlich?«
    »Ich habe hier auf der Wache ein bisschen … äh … aufgeräumt, und dann habe ich … äh … die Leute beruhigt.«
    Sie starrte ihn an. »Wollen Sie damit sagen, Sie mussten einen ländlichen Aufstand niederschlagen, nur weil ich ankommen sollte? Das ist nicht wahr, oder?«
    »Ganz so schlimm war’s nicht, Chefin, ehrlich.« Seine Miene verriet allerdings etwas anderes. »Wissen Sie, die Nachricht kam sehr überraschend, und die Menschen hier gewöhnen sich nicht so leicht an Neues. Wir sind ja kein Dorf voller Hamburgpendler. Die wären bestimmt etwas entspannter. Wir Hasellöhner sind echte Heidjer, von altem Schrot und Korn sozusagen. Da braucht alles seine Zeit.«
    Okay,

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