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Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition)

Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition)

Titel: Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Kanitz
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Doktor, hab ich mich gestern doch verfahren?«
    »Wie bitte?«
    »Bin ich hier in der Lüneburger Heide oder in Palermo?«
    »Frau Petersen …«
    »Jetzt ist aber mal gut. Dieser Adelsprotz mag ja hier alle Leute in der Tasche haben, Sie offensichtlich eingeschlossen, aber ich lasse mir von so einem keine Angst einjagen.«
    Johannsen knallte seine Kaffeetasse auf den Tisch und sprang auf. »Wenn Sie Ihr hübsches Näschen zu hoch tragen, um einen gut gemeinten Ratschlag anzunehmen, dann kann ich Ihnen auch nicht helfen. Schönen Tag noch, Frau Kommissarin.« Klang fast so herablassend wie eben ihr Herr Doktor.
    »Sie spinnen ja!«, rief sie ihm nach. »Und merken Sie sich eins: Ich lege mich an, mit wem es mir passt.«
    Er schien sie nicht mehr gehört zu haben, dafür stand jetzt die dralle Bäckerin vor ihr. »War mein Streuselkuchen nicht gut?«
    »Doch, er war ausgezeichnet«, behauptete Hanna wütend, sprang ebenfalls auf und stürmte über den Dorfplatz direkt auf die Polizeiwache zu. Unbewusst fasste sie sich dabei an die Nase. Hübsches Näschen. Pah!
    Gerade wollte sie die Tür aufreißen, da trat Richard von Fallersleben heraus.
    »Wie nett. Unsere Politesse hat ihr Kaffeekränzchen beendet. Haben Sie sich gut mit dem lieben Jo unterhalten? Oder hatten Sie etwa Streit? Tz, tz.« Wie ein liebevoller Großvater wedelte er mit dem Zeigefinger vor ihrem Gesicht herum. »Fritz und ich haben durch das Fenster gesehen, dass Sie beide ein wenig energisch auseinandergegangen sind. Hoffentlich nichts Ernstes?«
    Hanna reichte es jetzt. Sie stemmte die Fäuste in die Hüfte und sagte ruhig: »Ich bin Kommissarin. Wenn Sie mich noch einmal als Politesse bezeichnen, zeige ich Sie wegen Beamtenbeleidigung an.«
    »Aber, aber, wer wird denn gleich so aus der Haut fahren?« Sein Ton war großväterlich, aber seine Augen blickten kalt.
    »Guten Tag, Herr Fallersleben«, sagte Hanna. Nicht einmal das von gönnte sie ihm.
    Bevor er noch etwas erwidern konnte, schloss sie mit einem Knall die Tür hinter sich und ließ ihn draußen stehen.
    »Oha!«, machte Westermann. »Dem haben Sie’s aber gegeben. Hätte der Karl nie gewagt.«
    Hanna wollte gar nicht wissen, wie das gemeint war.
    »Worum geht es bei der Anzeige?«, fragte sie knapp.
    »Wilderer«, erwiderte Westermann. »Schon zum vier ten Mal in diesem Jahr. Der Graf … ähm … ich meine, Herr von Fallersleben hat gedroht, die Sache selbst in die Hand zu nehmen, wenn wir nicht endlich was unternehmen.«
    »Sind wir hier im Wilden Westen? Will der Mann einfach mal in seinem Wald rumballern, weil da jemand ein Kaninchen geschossen hat?«
    Palermo und Wilder Westen, dachte sie bei sich. Und gestern die Sahara. Ich komme ja ganz schön rum. Wer hätte das gedacht?
    Bilde dir bloß nichts drauf ein, wisperte ihre innere Stimme. Du steckst in der Heide fest. Und zwar ganz schön tief im Sand.
    Das werden wir ja noch sehen.
    Westermann zuckte mit den Schultern. »Der ist eben so.«
    »Na, dann wollen wir doch mal herausfinden, ob der so bleibt. Ich werde bei dem feinen Herrn vorbeischauen und mir dabei ganz genau seinen Waffenschrank ansehen. Könnte mir glatt denken, dass er es nicht nötig hat, die Waffen ordnungsgemäß zu verwahren.«
    »Woher wissen Sie das?«, fragte Westermann verblüfft.
    Hanna lächelte. »Nennen wir’s Menschenkenntnis. Also, stimmt es?«
    Westermann nickte. »Ich war mal mit Karl im Gutshaus, da lagen drei Jagdgewehre offen im Salon rum. Karl hat eine scherzhafte Bemerkung darüber gemacht, aber ich habe mir gedacht, dass es so nicht geht. Nicht einmal für den Grafen.«
    »Kluger Mann«, sagte Hanna. »Wenn heute nichts Besonderes mehr ansteht, können wir Fallersleben nachher einen Besuch abstatten.«
    Westermann nickte, aber sie sah ihm an, dass ihm nicht wohl bei der Sache war.
    Ihr auch nicht. So ganz wollte ihr Johannsens Warnung nicht aus dem Kopf gehen.

5
    Trotzdem wäre Hanna am liebsten auf der Stelle hinaus zum Gut Fallersleben gefahren. Sie war keine Frau, die sich so leicht einschüchtern ließ. Einzig der Gedanke, dieser rasche Besuch könnte nach einem billigen Racheakt aussehen, hielt sie zurück. So verbrachte sie die nächste Stunde damit, sich von Westermann über die wichtigsten laufenden Ermittlungen informieren zu lassen. Es waren genau zwei: Der ominöse Wilderer im Wald des Grafen und der »Schafstall-Fall«, wie Westermann ihn mit wichtiger Miene und ohne zu stottern nannte.
    »Schafstall-Fall?«, hakte Hanna nach.

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