Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition)

Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition)

Titel: Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Kanitz
Vom Netzwerk:
Pferd? Hanna hatte noch gedacht, dass es das hässlichste Pferd der Welt sein musste, so struppig und auf krummen Beinen, als sie auch schon das Birkenwäldchen erreichte und kurz darauf über die offene Heide fuhr.
    Die Schönheit dieser Landschaft traf sie mit voller Wucht, und nun, da keine Baumwurzel mehr auf ihren armen Golf zu lauern schien, sog sie die würzige Luft ein und ließ sich von den weiten Flächen voller Heidekraut verzaubern. An einigen geschützten Stellen entdeckte sie sogar noch lila-rote Farbflecke. Luise hatte ihr erklärt, dass die Heideblüte vorbei war, aber die ungewöhnlich warme Witterung in dieser letzten Septemberwoche hatte hier und da ein Nachblühen hervorgebracht.
    Für einen kurzen Moment vergaß Hanna allen Ärger.
    Eigentlich könnte es hier ganz nett sein, dachte sie plötzlich, zumindest ohne die feindseligen Einwohner von Hasellöhne. Luise mal ausgenommen. Und vielleicht Johannsen. Und vielleicht, na ja, auch Westermann, falls der sich irgendwann mal normal benehmen würde.
    Ungläubig schüttelte Hanna den Kopf. Wenn sie nicht aufpasste, wurde sie noch heimisch am Ort ihrer Ver bannung. Und das konnte nicht gut gehen! Sie war eine Großstadtpflanze. In der freien Natur musste sie zwangsläufig eingehen.
    Langsam fuhr sie über einen flachen Hügel und entdeckte gleich darauf in einer Senke den Schafstall. Er war ganz aus Holz erbaut, und sein spitzes Dach reichte an den Seiten fast bis auf den sandigen Boden.
    Hanna parkte, stieg aus und runzelte die Stirn, als sie die vielen Fußspuren im nassen Sand bemerkte. Die Freiwillige Feuerwehr hatte kurzen Prozess gemacht. Der gesamte Stall war unter Wasser gesetzt worden.
    »So ein Mist!«, schimpfte sie halblaut. Die Feuerwehr war laut Westermann erst gestern angerückt, als die Grillparty längst vorbei gewesen war. Spaziergänger hatten zuvor die Reste des Lagerfeuers bemerkt und Alarm geschlagen.
    Aber vielleicht hatten die übereifrigen Männer ja die Gelegenheit für eine Übung nutzen wollen.
    Wie auch immer. Hanna würde hier kaum noch eine brauchbare Spur finden. Insgeheim hegte sie einen ganz bestimmten Verdacht über die Identität der Leute, die beinahe das Ende der hiesigen Welt heraufbeschworen hätten. Wenn man nach Westermann ging.
    Die merkwürdige Aussage des alten Kutschers hatte sie auf die Idee gebracht. Sie hatte jedoch noch nichts gesagt, wollte erst sicher sein.
    Nachdenklich umrundete sie den Schafstall, in dem im Winter eine komplette Heidschnuckenherde Schutz vor Frost und Regen finden konnte. Auch drinnen suchte sie alles ab.
    Vergebens.
    Dann ging sie zu ihrem Wagen zurück, wendete und fuhr langsam an.
    Hätte die Sonne in diesem Moment anders gestanden, wäre Hanna das kurze Aufblitzen am Wegesrand gar nicht aufgefallen.
    So aber hielt sie keine zehn Meter vom Schafstall entfernt an, stieg aus und hob einen kleinen silbrigen Gegenstand auf.
    Sofort rief sie Westermann an. Gespräche führen konnte sie mit ihrem Smartphone schon besser als Gespräche annehmen.
    »Wir stellen die Ermittlungen ein.«
    »Was? Wieso das denn? Ich bin hier gerade bei Heinz-Otto, und der ist sich doch ziemlich sicher, dass die Leute plattdütsch geredet haben. Oder, Heinz-Otto?«
    Hanna hörte ein unsicheres Brummen.
    »Erstens«, sagte sie, »ist kein Schaden entstanden. Und zweitens sind unsere Täter vielleicht schon über den großen Teich, und wir haben kaum die Mittel, ihnen nachzufliegen.«
    »Hä?«, machte Westermann.
    Diesmal war es Hanna, die grinste, obwohl das niemand mitbekam. »Die Leute haben kein Plattdeutsch geredet, sondern Englisch. Das kann ein bisschen ähnlich klingen, und der alte Kutscher ist vielleicht doch leicht schwerhörig.«
    »Das gebe ich jetzt aber nicht weiter, ne?«
    »Nicht nötig. Zweitens halte ich hier in der Hand ein leeres Päckchen amerikanischen Kaugummis. Die Sorte gibt es zwar auch bei uns, aber nicht mit englischer Beschriftung.«
    Westermann schwieg so lange, dass Hanna glaubte, er habe gar nichts verstanden.
    Endlich sagte er: »Gute Arbeit, Chefin.«
    »Sie sollen mich nicht Chefin nennen«, gab sie automatisch zurück. Immerhin klang seine Stimme beinahe kollegial freundlich. Wenn so ein einfacher Fall ihn ein wenig zur Vernunft bringen konnte, dann sollte es ihr recht sein.
    »Ich komme jetzt zurück zur Wache«, sagte Hanna. »Bin ungefähr in einer halben Stunde da.«
    »In Ordnung, ich bleibe noch ein bisschen bei Heinz-Otto. Der macht einen ziemlich geknickten

Weitere Kostenlose Bücher