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Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition)

Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition)

Titel: Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Kanitz
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erkundigte sich Westermann.
    Hanna antwortete nicht. Sie war in Gedanken bei ihrem dicken sitzenden Pferd.
    Dick.
    Sitzen.
    Aus dem Hauch einer Erinnerung wurde ein leiser Windstoß.
    Ein dicker Mann.
    Er saß vor ihr.
    Im Arbeitszimmer des Grafen.
    »Teufel auch!«, rief Hanna aus, als sich ihre innere Stimme erbarmte und ihr den richtigen Tipp gab.
    Westermann stöhnte. »Der schon wieder. Chefin, mich trifft bald der Schlag. Was ist denn nun los?«
    »Danke, Alfred.«
    Aus der Ferne erklang ein Wiehern.
    Bildete sie sich zumindest ein.
    Löhme hatte sich wieder umgedreht. »Unser Geschäft gilt aber. Auch wenn die Dame einen Knall hat.«
    Hanna beachtete ihn nicht. »Komm, Westermann. Ich habe mich gerade an etwas erinnert. Aus den Befragungen gestern Nacht. Alfred hat mir dabei geholfen. Auf seine Art. Möglicherweise kenne ich jetzt das Motiv.«
    Löhme spitzte die Ohren, Westermann schüttelte verwirrt den Kopf.
    »Ich muss das jetzt nicht alles verstehen, oder?«
    »Nein, lass uns einfach fahren.«
    Im Wagen schaltete Hanna automatisch Hansdieter ein.
    »Brauchst du nicht«, erklärte Westermann und stellte das Navi wieder aus. »Hast ja mich. Außerdem ist es bei Tageslicht einfacher als mitten in der Nacht. Ich gebe dir schon Bescheid, wo du abbiegen musst.«
    Jede Ära geht einmal zu Ende, dachte Hanna. Auch die eines Hansdieter. Ersetzt durch einen Kerl, der den Kopf einziehen musste, um nicht gegen das Wagendach zu stoßen.
    Sie schmunzelte.
    Eine Weile fuhren sie schweigend tiefer und tiefer in den Wald hinein. Endlich erkundigte sich Westermann nach Hannas seltsamer Eingebung.
    »Wenn du es mir ganz langsam erklärst, kapier ich es vielleicht, obwohl ich nur ein einfacher kleiner Dorfbulle bin.« Er grinste dazu, aber seine Stimme klang besorgt.
    »Ich schwöre dir, ich habe nicht den Verstand verloren«, sagte Hanna fest. Im Stillen nahm sie sich vor, ihm niemals von ihrer Gabe zu erzählen. Westermann wäre eventuell überfordert.
    Sie sah aus den Augenwinkeln, wie er leicht nickte, und fuhr schnell fort: »Gestern Nacht habe ich geglaubt, dass ich vor lauter Müdigkeit im Herrenhaus etwas Wichtiges überhört hatte. Ich habe dir davon erzählt.«
    Erneutes Nicken und eine Hand, die nach rechts wies. Hanna nahm die Abzweigung. »Es ist mir wieder eingefallen. Genau in dem Moment, als ich an Alfred dachte. Wie er so gern dick und rund auf seinen Hinterbacken sitzt.«
    »Chefin, bitte. Komm zur Sache. Wir sind gleich da, und ich hätte gern das Gefühl, mit einer geistig gesunden Kollegin zum Schafott zu gehen.«
    Hanna drosselte die Geschwindigkeit und fuhr im zweiten Gang mit zwanzig Stundenkilometern weiter. Westermann musste informiert sein, bevor sie das Herrenhaus erreichten.
    »Da war ein Zeuge«, begann sie ruhig. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass es einer der Hamburger Jäger war. Ich weiß noch, dass er sich sehr kultiviert ausdrückte.«
    »Im Gegensatz zu uns Primitivlingen.«
    »Ruhe, Westermann. Ich muss mich konzentrieren.«
    Er schwieg beleidigt. Hanna achtete nicht auf ihn, sondern kramte angestrengt in ihrem Gedächtnis.
    »Verflixt!« Sie schlug mit der Hand aufs Lenkrad. »Der Name des Mannes will mir nicht mehr einfallen. Er war einer der Letzten, die ich befragt habe. Ich fürchte, da habe ich mir schon keine Notizen mehr gemacht, weil sowieso alle dasselbe behauptet haben. Nichts gesehen, nichts gehört, nichts gewusst. Pass auf, Westermann. Du hast alle Namen aufgeschrieben, und vielleicht kennst du den Mann sowieso. Möglicherweise ist er ein häufiger Jagdgast von Fallersleben. Er ist mittelgroß und ziemlich dick, beinahe fett.«
    Sie bekam nur ein Achselzucken zur Antwort.
    »Weißt du es wirklich nicht, oder willst du es mir bloß nicht sagen?«
    »Verdammt, Chefin! Ich bin kein kleines Kind, das bei jeder Beleidigung eine neue Trotzphase kriegt. Wenn ich wüsste, von wem du sprichst, würde ich’s dir verraten. Aber da liefen eine Menge Leute rum, und die meisten hatten nicht meinen durchtrainierten Traumkörper.«
    So leicht gab Hanna nicht auf. Je mehr sie über den Mann nachdachte, desto mehr Einzelheiten fielen ihr ein. »Er ist etwa Mitte vierzig. Schütteres dunkelblondes Haar, helle Augen. Mehr weiß ich nicht. Abgesehen von seiner Körpermasse ist er eher der unscheinbare Typ.«
    Erneutes Achselzucken. »Keine Chance. Wir finden schon noch heraus, wer das war. Jetzt erzähl lieber, was dir so Wichtiges eingefallen ist, während der dicke sitzende Alfred dich an

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