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Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition)

Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition)

Titel: Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Kanitz
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dürfen hier nicht stehen!«, rief ihm Westermann zu. »Sie dürfen hier überhaupt nicht durchfahren. Die Dorfmitte ist für Lastwagen gesperrt. Können Sie keine Verkehrsschilder lesen?«
    Westermann schien froh über den Aufschub zu sein. Hanna betrachtete derweil den Transporter. Früher mochten damit einmal edle Pferde zu Reitturnieren gefahren worden sein, heute wirkte er schäbig. Tellergroße Rostflecken zierten die Fahrerkabine, die Aufschrift an der Seite war kaum zu entziffern, so viel Farbe war davon schon abgeblättert. Hanna versuchte es trotzdem, und ihr Herz setzte einen Schlag aus.
    Der Fahrer, ein hagerer Mann um die fünfzig mit schul terlangem fettigem Haar, hob seine knochigen Hände über den Kopf.
    »Bitte nicht schießen, Herr Wachtmeister. Ich schwöre, ich bin unschuldig.«
    Er lachte ein meckerndes Lachen und entblößte zwei Reihen schiefer gelber Zähne.
    »So schnell schießen die Heidjer nicht«, gab Westermann ruhig zurück. Nach einem Blick auf das Nummernschild fügte er hinzu: »Auch nicht auf Verkehrssünder aus Hamburg. Aber einen schönen Strafzettel können Sie gern kriegen.«
    Dem Mann verging das Lachen.
    »Nein«, sagte Hanna.
    »Erlaube mal, Chefin, der hat …«
    »Ich habe mich bloß verfahren«, warf der Mann ein. »Ehrlich, war keine böse Absicht. Wenn Sie mir nur sagen, wie ich zu …«
    »Nein!« Hanna schrie jetzt. »Nehmen Sie ihre blöde Karre und verlassen Sie auf dem schnellsten Weg Hasellöhne. Wird’s bald?«
    »Chefin«, sagte Westermann verwirrt. »Bist du plötzlich besessen oder so?«
    »Ihr alle beide«, murmelte der Mann laut genug für Hannas Ohren. Dann hob er die Stimme. »Sie können mich nicht einfach wegjagen. Ich habe einen Termin, und ich denke überhaupt nicht daran, auf einen guten Job zu verzichten.«
    Hanna machte drei Schritte auf ihn zu. »Hau ab oder ich blas dir das Gehirn aus dem Schädel.«
    Der Mann wurde erst rot, dann bleich.
    Sie starrte ihn an und wartete.
    »Das ist ja ein Dorf der Verrückten!«, rief er laut und ging rückwärts auf den Transporter zu. »Komplett durchgeknallt hier. Alle Mann!«
    Er sprang in die Fahrerkabine und ließ den Motor aufheulen. Eine Minute später fuhr er vom Platz und verschwand in der Ferne.
    »Was hast du zu dem da eben gesagt?«, erkundigte sich Westermann. »Ich habe mich verhört, oder?«
    Hanna sparte sich die Antwort. »Wir müssen kurz zu Bauer Löhme«, erklärte sie. »Unsere adeligen Verdächtigen laufen schon nicht weg.«
    »Zum Egon? Warum das denn?«
    »Alfred kaufen.«
    Westermann starrte sie an. »Ich rufe jetzt den Jo um Hilfe. Und den Pastor. Einen Exorzisten haben wir leider nicht.«

14
    Hanna achtete nicht weiter auf Westermann, sondern sprang in ihren Golf und fuhr mit ebenfalls aufheulendem Motor davon.
    Ganz gleich, was ihr Kollege und der Rest von Hasellöhne hinter den wehenden Netzgardinen von ihr denken mochten. Sie hatte es eilig.
    Es ging um Leben und Tod.
    Dreißig Sekunden später bremste sie scharf in der Hofeinfahrt von Bauer Löhme. Kies spritzte auf, ein altersschwacher Schäferhund brachte sich jaulend in Sicherheit. Oben auf dem Dach beschlossen zwei Storchenpaare spontan, dass es allerhöchste Zeit war, den Flug nach Afrika anzutreten.
    Aus dem Haus kam der Bauer gestürzt.
    »Sind Sie verrückt geworden? Wollen Sie jemanden umbringen?«
    »Ich nicht, aber Sie.« Hanna sprang aus dem Auto und starrte ihn böse an.
    »Wat? Sie haben sie ja nicht mehr alle. Und so was soll bei uns jetzt für Recht und Ordnung sorgen!«
    Er baute sich vor ihr auf, sein wettergegerbtes Gesicht war nur zwei Handbreit von ihrem entfernt. »Seit wann werden Mörder vor der Tat verhaftet?«
    Dumm war der nicht, der Bauer.
    Hinter Hanna kam Westermann angelaufen. Er keuchte schwer. »Keiner will dich verhaften, Egon. Frau Petersen ist nur … ähm … ein bisschen übermüdet. Du weißt schon, der Mord gestern im Wald von Fallersleben. Wir haben die ganze Nacht daran gearbeitet.«
    Na ja, dachte Hanna. Mehr oder weniger.
    »Erzähl keinen Stuss, Fritz«, sagte prompt der Bauer, wirkte aber ein wenig besänftigt und machte zur ihrer Erleichterung zwei Schritte zurück. »Ich war auch bei Luise. Und ich hab noch gesehen, wie ihr zwei mit einer Literflasche Wacholderschnaps abgehauen seid. Schätze mal, unsere verehrte Kommissarin hat zu viel gebechert.«
    »Diesmal nicht«, beteuerte Hanna.
    Westermann bekam langsam wieder Luft. »Erklärst du mir jetzt bitte, was du von Egon

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