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Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition)

Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition)

Titel: Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Kanitz
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Gleichgewicht hielt.
    Hanna fürchtete schon, er würde auch gleich im Brunnen landen. Westermanns Gedanken gingen anscheinend in die gleiche Richtung. Er rappelte sich endlich auf, kroch auf allen vieren zum Findling und zog sich langsam daran hoch. Dann blieb er so stehen, dass er Johannsen zur Not halten konnte.
    »Alle Mann den Mund halten!«, schrie er.
    Das wirkte. Die Dorfgemeinschaft verstummte.
    »Ich bin Arzt«, erklärte Johannsen mit fester Stimme, »aber ich habe keinen Doktortitel.«
    »Kapier ich nicht«, sagte jemand. »Mein gebrochenes Schienbein haste letzten Winter astrein wieder hingekriegt.«
    »Und mein Olaf hustet nicht mehr«, warf eine Frau ein. »Und wie Sie mir die Dornen aus dem Hintern gepickt haben, als ich neulich in meinem Rosengarten hingefallen bin! Das war erstklassig.«
    Johannsen sah aus, als wollte er sich gleich freiwillig im flach gewordenen Brunnen ertränken. Er setzte noch einmal an. »Ich habe mein Medizinstudium absolviert. Ich bin also ausgebildeter Allgemeinmediziner. Nur meine Doktorarbeit habe ich nicht abgeschlossen.«
    »Na, dann ist doch alles gut«, sagte Birthe Möller. »Was interessiert uns so’n blöder Titel? Ist doch bloß ’n Stück Papier.«
    Allgemeines zustimmendes Gemurmel setzte ein. Einige Leute applaudierten.
    »Hättest uns das gar nicht sagen müssen, Jo«, rief jemand.
    »Genau! Sie sind unser Arzt. Ob mit oder ohne den Doktor davor, ist uns wurscht.«
    Johannsen schien verwirrt. So leicht hatte er sich das offenbar nicht vorgestellt. Dankbar nickte er den Hasellöhnern zu.
    »Nur, damit ihr es alle wisst. Ich hatte schon längst vor, euch die Wahrheit zu sagen. Aber unsere neue Kommissarin hat mein Geheimnis aufgedeckt, und da dachte ich mir, ich verkünde es lieber persönlich.«
    Hanna knirschte mit den Zähnen. Übersetzt hieß das, weil sie eine blöde Petze war, die nichts Wichtigeres zu tun hatte, als ihn bei der Bevölkerung anzuschwärzen.
    Mistkerl!
    Dort, wo sonst ihre innere Stimme gern einen Kommentar abgab, herrschte jetzt Schweigen. Der fiel auch nichts dazu ein.
    Alfred spürte Hannas Anspannung und schnaubte ihr kräftig auf den Kopf. Nur die Ruhe, sollte das heißen. Das wird schon.
    Mit Westermanns Hilfe stieg Johannsen vom Findling. »Wenn jemand sich von mir nicht mehr behandeln lassen möchte, kann ich das verstehen«, erklärte er noch.
    Wie auf Kommando wandte sich ein halbes Dutzend Leute zur Apotheke und betrat den Nebeneingang, der nach oben zur Praxis führte. Auch der Rest der Menge verstreute sich nach und nach. Manche lachten noch, andere schauten kopfschüttelnd von dem tropfnassen Wester mann zu dem verrückten Pferd, wieder andere streiften Hanna mit einem unfreundlichen Blick und nickten dann ihrem Doktor aufmunternd zu.
    »Na, siehste«, sagte Westermann zu Johannsen. »War doch halb so wild.«
    Der hob die Schultern und vermied jeglichen Augenkontakt mit Hanna.
    »Geht’s wieder?«, fragte er Westermann.
    »Alles bestens. Die Häuser haben angehalten, und mir ist nicht mehr schlecht.«
    »Gut.« Er machte sich auf den Weg zur Praxis. Schien es eilig zu haben.
    Westermann kam zu Hanna. Alfred schnaubte. Es klang ärgerlich.
    »Ist ja gut, Dicker. Du kannst nichts dafür. Hast dich wohl erschreckt, was? Dabei wollte ich Hanna eine Freude machen.«
    »Eine Freude?«, fragte sie ungläubig. »Indem du dein Leben aufs Spiel setzt? Und das von Alfred gleich dazu? Spinnst du?«
    »War ja nicht so geplant«, murmelte Westermann und wischte sich ein paar Wassertropfen vom Gesicht. »Ich wollte dir nur vorführen, wie hübsch dein potthässlicher Gaul aussehen kann. Eine kurze Runde um den Brunnen und dann wieder nach Hause. Das hätte dir gefallen, oder nicht?«
    »Na ja«, murmelte Hanna.
    »Nur blöd, dass Alfred was dagegen hatte. Da setze ich mich nie wieder drauf. Großes Ehrenwort.«
    »Und jetzt?«, fragte Hanna.
    Westermann griff nach den Zügeln. »Ich führe ihn nach Hause, ziehe mich um und bin schnell wieder da. Kommst du mit, Alfred?«
    Hanna schlug ihm aufmunternd auf die Kruppe, und der Wallach setzte sich brav in Bewegung. Für heute schien er genug Abenteuer erlebt zu haben.
    Einen Moment lang schaute Hanna dem dicken Pferd und dem nassen Mann hinterher, dann kehrte sie in ihr Büro zurück und zwang sich, Johannsen aus ihren Gedanken zu verbannen. War nicht ganz einfach.

18
    Als Westermann eine halbe Stunde später zurückkehrte, teilte Hanna ihm die Neuigkeiten aus der Gerichtsmedizin mit.
    »Ich

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