Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition)
Pilzesammeln, und wir hatten heute Mittag bei Luise seine Pfifferlinge im Rührei. Das war mein Hinweis Nummer zwei.«
»Ausgezeichnet«, sagte Hanna. »Auf die Pilze wäre ich nicht gekommen. Mir sind andere Dinge aufgefallen.«
»Nämlich?«
»Als ich gestern bei den geparkten Autos vorbeikam, bin ich neben einem Mercedes beinahe in einen Haufen Pferdeäpfel getreten. Obwohl ich so angespannt war, fand ich das lustig. Der Mercedes oder ein BMW , der danebenstand, kamen für diese Hinterlassenschaft kaum in Frage.«
»Nee.« Westermann grinste. »Das muss einer von Heinz-Ottos Kleppern gewesen sein.«
»Mein Geruchssinn hat sich das gemerkt.«
Und ich hab’s dir gesagt, meldete sich ihre innere Stimme. Das wollen wir doch mal festhalten.
Ist ja schon gut.
»Außerdem habe ich am Tatort kurz an den abgebrannten Schafstall gedacht. Auch da gab es eine noch unbewusste Verbindung zu Heinz-Otto als Anrufer.«
Westermann hob seine beiden kerzendicken Daumen. »Clever, Chefin.«
»Und draußen hat er mich vorhin eine Weile angestarrt. Ich dachte, er meinte Alfred.«
»Der will uns was sagen«, kombinierte Westermann. »Aber er traut sich nicht.«
»Möchte wissen, warum«, murmelte Hanna. Westermann ging nicht darauf ein. Er wich auf einmal ihrem Blick aus.
Merkwürdig.
»Wie kommt überhaupt ein so alter Mann zu einem Handy?«, fragte sie.
Westermann entspannte sich. Schien froh über den Themenwechsel zu sein. »Du unterschätzt mal wieder die Heidjer, Chefin. Heinz-Otto ist Geschäftsmann. Der muss erreichbar sein. Er hat so ein Gerät für Senioren, mit Riesentasten.«
Hanna nickte. »Dann ruf ihn gleich mal an und bestell ihn her. Ich glaube, er weiß, wer unser Mörder ist.«
»Da wäre ich mir nicht so sicher.«
Hab ich aber geträumt, hätte sie fast erwidert, konnte sich jedoch gerade noch rechtzeitig auf die Lippen beißen.
»Wieso nicht?«, fragte sie Westermann.
»So’n Dusel können selbst wir nicht haben, Chefin. Den anonymen Anrufer finden und gleich den Fall lösen. Kann ich mir nicht vorstellen. Heinz-Otto spaziert hier rein und erklärt, er hat gesehen, wie der junge Graf den Banker abgeknallt hat? Also, ich weiß nicht. Das fühlt sich komisch an.« Er rieb mit einer Hand über seinen Hintern, als wäre sein Steißbein an diesem Gefühl beteiligt.
»Ich glaube auch nicht, dass es so einfach wird«, gab Hanna zu. »Trotzdem sind wir einen großen Schritt weiter, und der Kutscher kann uns einen wertvollen Hinweis geben. Wie heißt er eigentlich mit Nachnamen?«
»Lüttjens, aber niemand hier nennt ihn Herr Lüttjens. Für uns ist er Heinz-Otto.«
»Und wie alt ist er?«
»Sechsundneunzig, und er hat fest vor, der erste Hundertjährige von Hasellöhne zu werden. Bisher hat’s noch keinen gegeben.«
»Passt«, sagte Hanna. »Viel jünger habe ich ihn bei unserer ersten Begegnung auch nicht geschätzt.«
»Der hält sich aber gut in Form. Trinkt jeden Morgen einen von Luises Schnäpsen und reibt sich jeden Abend vor dem Schlafengehen damit ein.«
»Aha.«
Sie dachte an den Schafstall-Fall zurück. Da war Heinz-Otto kein sehr zuverlässiger Zeuge gewesen.
»Wie gut kann er eigentlich noch gucken?«
»Wie ein Adler.«
»Du erzählst mir jetzt aber nicht, dass er sich Schnaps in die Augen träufelt?«
»Quatsch, Chefin. Das würde ganz schön brennen.« Er grinste. »Ich ruf ihn gleich mal an und bestell ihn her. Dann werden wir ja hören, ob er uns weiterhelfen kann.«
»Und ich möchte gern wissen, warum er mich anonym angerufen hat«, sagte Hanna.
Westermann ging nicht weiter darauf ein, holte nur sein Smartphone aus der Hosentasche, wischte und drückte und hielt es sich dann ans Ohr.
»Merkwürdig«, sagte er. »Geht nicht ran. Ist gar nicht seine Art.«
»Ich denke, er ist immer erreichbar?«
»Normalerweise schon.«
Hanna runzelte die Stirn. »Und jetzt?«
»Ich gehe mich mal umschauen und frage ein paar Leute. Vielleicht hat er noch eine Kutschfahrt angenommen und steckt irgendwo in einem Funkloch.«
»So spät? Es wird bald dunkel.«
Westermann hob die Schultern. »Find’s ja auch seltsam. Und Funklöcher sind in der Lüneburger Heide auch nicht gerade weit verbreitet.«
»Also gut«, erklärte Hanna. »Aber ich komme mit.«
Westermann schien darüber alles andere als erfreut zu sein, und sie fragte sich, was wohl in ihm vorging. Irgendetwas verschwieg er ihr, und das hatte eindeutig mit dem alten Kutscher zu tun.
Der Abend war bereits hereingebrochen, als
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