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Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition)

Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition)

Titel: Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Kanitz
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kann er ziehen, soviel er will. Bringt nichts. Der rennt weiter.«
    »Hab noch nie gesehen, wie ein Gaul durchgeht, indem er im Kreis trabt«, meinte der alte Kutscher Heinz-Otto und knetete seinen Filzhut. »Meine beiden sind vor zehn Jahren auch mal durchgegangen, weil eine Touristin so laut geschrien hat. Aber die sind dann geradeaus über die Heide galoppiert.«
    Ein mindestens ebenso alter Mann neben ihm lachte. »Deine Klepper sind von hier. Die sind normal veranlagt. Der Dicke da kommt aus Tschechien. Bei Ausländern weiß man eben nie.«
    »Aber wieso sitzt Fritz da überhaupt drauf? Kann nicht mal vernünftig leichttraben. Hoppelt da oben rum wie’n Riesenhase auf’m offenen Feuer. Gleich fliegt er aus’m Sattel.«
    »Würde ich auch gern wissen. Der Schimmel ist eine ganze Weile nicht geritten worden. Ist doch klar, dass den der Hafer sticht.«
    Hanna reichte es jetzt. Sie stemmte ihre Fäuste in die Hüften und rief laut über den Platz: »Kann den mal jemand stoppen?«
    Die Leute schauten gesammelt zu ihr herüber und dann wieder zum Brunnen.
    »Ich bin ja nicht lebensmüde«, erklärte Möller.
    »Sie sind doch die Polizei!«, fügte ein junger Mann in einem dunkelblauen Overall hinzu und erntete Gelächter. »Müsste ’ne Kleinigkeit für Sie sein. Retten Sie Ihren Kollegen. Und beeilen Sie sich lieber. Der arme Fritz hat schon einen gewaltigen Drehwurm.«
    Hannas Blick flog zum Brunnen. Dort war Westermann jetzt verstummt, und seine Gesichtsfarbe tendierte ins Grünliche. Die Füße, die bis weit unter Alfreds großen Bauch reichten, schlackerten unkontrolliert durch die Luft, während seine Körpermitte dem Gesetz der Schwerkraft gehorchte und nach rechts aus dem Sattel driftete, weg vom Brunnen.
    Unglücklicherweise war Westermann offenbar nicht der Typ, der sich so einfach abwerfen lassen wollte. Hanna ahnte das Unheil, als sie sah, wie der große Mann mit aller Kraft versuchte gegenzusteuern. Er ließ die Zügel los, packte Alfreds Mähne und wollte mit einem kräftigen Ruck wieder in den Sattel rutschen.
    Als hätte er nur darauf gewartet, blieb Alfred so plötzlich stehen, dass seine Hufeisen auf dem Kopfsteinpflaster Funken schlugen. Mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung drehte er sich zum Brunnen und senkte seinen breiten Hals.
    Westermann setzte zum Flug an.
    »Scheiße!«, rief er.
    Dann landete er im Wasser.
    Applaus brandete auf, und selbst Hanna war trotz ihrer Angst um den Kollegen von dem rasanten Schauspiel beeindruckt.
    »Achtung, Tsunami!«, rief ein Junge, als eine mächtige Welle aus dem Brunnen schwappte und einige Leute vollspritzte. So ein riesenhafter germanischer Gott verdrängte eine Menge Wasser.
    Das Becken war auf einen Schlag halb leer.
    Westermann war auf den Hosenboden gefallen und wirkte zwar nass, aber unverletzt. Jetzt kam er rutschend auf die Beine und schüttelte sich, wobei ein weiterer Schauer auf die Umstehenden niederging.
    Alfred hob seinen krummen Kopf und blickte sich um. Stolz und zufrieden, wie es Hanna schien. Dann entdeckte er sie und setzte sich in Bewegung. Vor den Augen der Dorfbewohner kam er in gemäßigtem Tempo zu ihr.
    Die Ruhe selbst. Nur seine Nüstern waren noch weit gebläht, und die Flanken pumpten kräftig.
    Jemand sprach aus, was Hanna dachte: »Hätte ich das nicht eben selbst gesehen, würde ich dem fetten Gaul so eine Aktion im Leben nicht zutrauen.«
    Na ja, den Ausdruck »fetter Gaul« hätte sie nicht benutzt.
    Alfred war jetzt bei ihr angekommen, schaute sie aus seinen klugen Froschaugen an und setzte sich.
    »Nee, ne?«, rief eine Frauenstimme. »Das glaube ich jetzt nicht. Hat mir einer was von Luises Schnaps in den Kaffee geschüttet? Seht ihr auch alle ein fettes sitzendes Pferd vor der Polizeiwache?«
    »Alfred ist nicht fett!«, rief Hanna und begann ihn zu kraulen. Zwischen den Ohren und auf der krummen Nase, wo er es gern hatte.
    Der Wallach schloss hingebungsvoll die Lider. Nichts an ihm erinnerte mehr an das wild gewordene Pferd von eben.
    »Ich würde mal behaupten«, sagte eine Stimme, die Hanna nur zu gut kannte, »unsere neue Kommissarin hat die Liebe ihres Lebens gefunden. Sehr romantisch, findet ihr nicht auch?«
    Wieder brandete Applaus auf, begleitet von lautem Gelächter.
    »Vielen Dank, Johannsen«, erwiderte Hanna. »Dass hier auch bloß keiner auf die Idee kommt, mir einen gewissen Respekt entgegenzubringen.«
    »Nur nicht gleich eingeschnappt sein«, gab der Arzt prompt zurück. In seinen Augen lag ein

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