Mord nach Drehbuch
vielleicht sogar von beidem. Boris Morris schaute Doherty völlig entgeistert an, als müsste er sich erst besinnen, wer er war.
»Detective Inspector Doherty.« Steve wollte schon seinen Dienstausweis zücken.
Boris Morris biss sich auf die Unterlippe und wirkte eindeutig ein wenig verlegen. »Ah ja, natürlich. Tut mir leid. Ich habe so viel um die Ohren. Könnten wir es kurz machen? Miss Petrie und ich haben um sechs Uhr einen Termin.«
Boris Morris schaute demonstrativ auf die glänzende Rolex, die er an seinem haarigen Arm trug.
Penelope Petrie stieg an der Beifahrerseite aus, die endlos langen Beine zuerst.
»Ist das die Polizei, Boris Schätzchen …?«
Trotz ihres ziemlich herben Südstaaten-Akzentes war Penelope Petrie wie geschaffen für die Rolle der Jane Austen. Sie hatte ein elfenhaft zartes Gesicht mit riesigen braunen Augen und schimmerndes brünettes Haar. Ihre langen, zarten Finger ruhten elegant auf der Oberkante der Autotür. Beim Anblick dieser perfekt manikürten zartrosa Fingernägel rammte Honey ihre Hände noch etwas tiefer in die Taschen. Im Hotelgewerbe hatte das Lackieren von Fingernägeln nicht unbedingt höchste Priorität. Zumindest im Green River nicht. Es hatte wohl einiges mit dem vielen Geschirrspülen zu tun.
»Tut mir leid«, meinte Doherty. »Ich habe nur ein paar Fragen an Mr Boris …«
»Mr Morris«, soufflierte Honey.
»… zum Tod von Martyna Manderley.«
Penelope lächelte mit rosigem Mündchen.
»Aber das ist doch gar kein Problem, Detective Inspector«, gurrte sie mit rauchiger Stimme, die nur ein winziges bisschen geziert klang. »Sie haben hier außerordentlich wichtige Arbeit zu erledigen. Nehmen Sie sich so viel Zeit, wie Sie benötigen.«
Nachdem sie sich überzeugt hatte, dass all das nichts mit ihr zu tun hatte, stieg sie wieder ins Auto und zog die Tür hinter sich zu. Sie hinterließ die Aura ihrer reizenden Gegenwart und eine Wolke eines sehr aufdringlichen französischen Parfüms. Doherty brachte es nur mit äußerster Willensanstrengung fertig, seinen sperrangelweit offenstehenden Mund wieder zu schließen.
»Mr Boris …«
»Morris«, flüsterte Honey erneut und verpasste ihm einen Rippenstoß.
»Äh, Mr Morris. Ich würde nur gern einige Fakten überprüfen. Entsteht der Produktionsgesellschaft irgendein finanzieller Gewinn, wenn die Hauptdarstellerin verschwindet?«
Boris Morris schüttelte den Kopf. »Das ist nicht meine Abteilung. Da müssen Sie den Produzenten fragen. Der weiß, welche Abmachungen die Versicherung mit der Produktionsgesellschaft getroffen hat – mit Nostalgia Productions.«
Honey runzelte die Stirn. »Ach, nicht Banana Productions?«
Boris schaute sie fragend an. »Nein. Wie sind Sie denn auf
die
Idee gekommen?«
Sie erzählte ihm nicht von Bernard, dem Langweiler. Wahrscheinlich sollte sie beim nächsten Mal besser hinhören, wenn er ihr etwas sagte. Banana Productions, das hatte er wohl ironisch gemeint, im Sinne von Bananenrepublik oder so. Offensichtlich hatte Bernard keine allzu hohe Meinung von dieser Produktionsgesellschaft.
»Könnten Sie mir den Namen des Produzenten nennen?«
»Aber sicher. Sie sollten mit Kevin Bond reden. Er ist gewissermaßen unser Kontaktmann. Er organisiert alles, und die anderen hinter den Kulissen geben das Geld.«
Honeys Augen verengten sich zu Schlitzen. Sie hatte schon davon gehört, dass sich manchmal Geschäftsleute und Bankiers für ein Filmprojekt zusammenschlossen. »Es stimmt doch, dass es für die einzelnen Projekte so etwas wie Aktionäre als Geldgeber gibt?«
Der Regisseur nickte. »Ja, das stimmt.«
Doherty begriff, worauf sie hinauswollte. »Wenn also irgendeiner von diesen Finanziers in Schwierigkeiten gerät – zum Beispiel durch andere Unternehmungen, die nicht so profitabel sind –, dann käme sicherlich ein Sümmchen von der Versicherung sehr gelegen?«
Morris war entrüstet. »Sie wollen doch nicht etwa behaupten, dass die Produktionsfirma Martyna umgebracht hat, um an das Versicherungsgeld zu kommen? Wie können Sie nur so etwas Haarsträubendes sagen!«
Doherty schaute resigniert, wenn auch nicht sonderlich zufrieden drein. Er trat einen Schritt vom Wagen zurück. Die beiden fuhren weg.
»Was meinst du?«, fragte Steve.
Honey schürzte die Lippen und sah dem BMW von Boris Morris hinterher, der sich gerade elegant vom Circus entfernte. »Ich setze mein ganzes Geld auf einen todsicheren Sieger.«
»Hätte nicht gedacht, dass du es mit Pferdewetten
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