Mord nach Drehbuch
dass es funktionieren würde. Sie durfte bloß nicht erwähnen, dass sie ihre Coca Cola dazu benutzen wollte, die Warze abzulösen, falls sie sich als allzu hartnäckig herausstellte.
Richard Richards wandte seinen wütenden Blick von Casper weg wieder zu ihr hin. Nachdem er ein paarmal gezwinkerthatte, verebbte sein Groll ein wenig. Er schien wieder gute Laune zu haben – welch ein Segen!
Honey dankte ihm. Er machte ein paar Dehnungsübungen und rollte mit den Schultern. Seine Knochen krachten.
»Jetzt geht es mir besser. Sean Bean hat mir gezeigt, wie man die Schultern rollt, um Spannung abzubauen. Es funktioniert jedes Mal.«
Dann warf er Casper noch einen messerscharfen Blick zu – nicht dass der es bemerkt hätte. Er schenkte Cola in den Plastikbecher, den ihm Richard Richardson gegeben hatte. Honey hoffte und betete, dass er keinen Kommentar zum Becher abgeben würde.
Jetzt war ein Kompliment angesagt. Nur so konnte man Richard Richards für sich gewinnen.
»Das riecht aber lecker!«, rief sie.
»Steak mit Zwiebeln und Pfeffersoße«, erklärte der Koch in einem Tonfall, der jedem Oberkellner im besten Hotel gut angestanden hätte. »Es ist eine hohe Kunst, ein Steak so zuzubereiten, dass es saftig bleibt. Bloß nicht mit dem Fleischklopfer draufhauen, ehe man es brät. Hängen lassen, reifen lassen, und dann noch mal ruhen lassen, ehe es auf den Grill kommt. Niemand macht Steaks so gut wie ich. Niemand! Ich bin der Meister! Ein wahrer Meister!«
»Ich bin sicher, Sie sind der Beste«, sagte Honey und verabschiedete sich mit einem Lächeln. »Ich freue mich schon sehr aufs Mittagessen.«
Er rief noch hinter ihr her: »Ich koche Ihnen etwas ganz Besonderes. Warten Sie mal ab.«
»Genau das hatte ich befürchtet«, murmelte Honey.
»Ach du liebe Güte. Der Mann kocht Ihnen etwas Besseres als die Pampe, die er uns normalen Sterblichen auftischt?«, erkundigte sich Casper angelegentlich.
»Regen Sie sich wieder ab. Sie verpassen rein gar nichts. Das Spezialgericht heute Morgen war Omelette mit Blutwurst und Roter Bete.«
Casper schaute entsetzt. »Haben Sie es gegessen?
»Sehe ich aus wie ein Mülleimer?«
»Ich möchte nicht, dass Sie sich vergiften, während Sie an diesem Fall arbeiten. Ihr Gesicht hat bereits eine ungesunde Röte, und Sie bekommen wohl Warzen. Ich glaube, ich muss mal ein Wörtchen mit diesem Koch reden.«
»Nein! Nicht nötig!«
Sie packte Casper fest beim Arm und schob ihn auf das Tatortzelt zu. »Ich glaube, Doherty möchte mit uns sprechen.«
Das war eine glatte Lüge, aber alles war besser, als Casper wieder aufzubauen, falls ihn jemand mit gebratenen Zwiebeln bewerfen würde, was zunehmend wahrscheinlicher wurde. Außerdem konnte sie auch für sich selbst nicht die Hand ins Feuer legen, wenn es darum ging, wer das beste Steak zubereitete. Auf jeden Fall musste sie dafür sorgen, dass ihr Chefkoch Smudger nie, wirklich niemals auch nur näher als drei Meter an Richard Richards herankam. Es hatten schon nichtigere Anlässe als eine Fehde zwischen Köchen zu Kriegen geführt.
Doherty sah sie kommen. Er blieb auf seiner Seite der Absperrung stehen. Honey und Casper standen auf ihrer Seite und nippten an ihren Getränken.
Doherty schwang seine Beine über das Band. »Sie haben nichts gesehen, oder doch, Casper?«
»Wirklich rein gar nichts, mein lieber Junge.«
»Dann können Sie jetzt gehen.«
Casper schaute auf einmal ganz missmutig und ziemlich verdutzt drein, blieb aber da. »Detective Inspector Doherty, ich weiß, dass das schreckliche Ereignis gerade eben erst geschehen ist, aber könnten Sie mir in etwa sagen, wie lange es dauern wird, bis Sie den Schuldigen gefasst haben?«
Doherty zuckte mit keiner Wimper. »Ich habe nicht die geringste Vorstellung.«
Er sagte das in so gewichtigem Tonfall, als verkündete er etwas von größter Tragweite. Aber er war natürlich überhaupt nicht erfreut, dass man ihm so früh in der Untersuchung solche Fragen stellte. Er machte ein saures Gesicht, fand Honey.Nein – er sah verletzt aus. Und außerdem konnte er seine Augen nicht von der riesigen Warze losreißen, die sich einfach nicht von ihrer Nase ablösen ließ.
»Dann sage ich jetzt Adieu«, meinte Casper und lüpfte den verbeulten Zylinder. Er schnitt eine Grimasse, als er die Ecke seiner Jacke zwischen Daumen und Zeigefinger hielt. »Diese Kleider führen ein gewisses Eigenleben. Ich habe das Gefühl, sie verursachen mir Juckreiz.«
Und schritt von dannen, imposant
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