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Mord nach Liste

Mord nach Liste

Titel: Mord nach Liste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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denn er war stark, unglaublich stark. Er war überzeugt, jede Frau mit bloßen Händen überwältigen zu können. Mit dem Hammer könnte er ihr noch zusätzlich Angst einjagen. Besser auf Nummer sicher gehen.
    Der Mann folgte dem Weg und bog um die Kurve. Vor Freude blieb ihm fast die Luft weg. Hier war gearbeitet worden: Abgestorbene Sträucher und Bäume lagen auf einem Haufen, ihre Wurzeln ragten wie Tentakel bis auf den Weg. Der Gartenabfall wurde hier gesammelt und abgeholt. Der Mann sah sich nach eventuellen Augen- und Ohrenzeugen um, las einen Stein auf und warf ihn gegen die Laterne. Das Glas zersplitterte. Weil es immer noch zu hell war, schleuderte er auch einen Stein gegen die nächste.
    »Super«, flüsterte er. Jetzt hatte er eine unübersichtliche dunkle Ecke.
    Unablässig musste er an die großen, tiefen Löcher denken, die jemand extra für ihn gegraben zu haben schien. Weitere befanden sich an der Südseite des Gebäudes, aber zwei grenzten an den Weg, vor ihnen standen neonbunte Warnkegel. Obwohl der Mann Handschuhe trug, rieb er sich die Handflächen an der Hose ab, als er sich hinter den stinkenden, verrottenden Gartenabfall kauerte. Seine Schuhe versanken im Boden. Vorsichtig legte er seine Aktentasche neben sich und atmete tief durch, um sich zu beruhigen.
    Das Adrenalin schärfte seine Sinne, er reagierte sensibler auf die Umgebung, vernahm das kleinste Geräusch, roch den Moder.
    Er hörte Schritte auf dem Pflaster, da kam jemand näher. Der Mann lächelte zufrieden. Jogger gehen bei jedem Wetter vor die Tür.
    Er machte sich noch kleiner und spähte zwischen den Zweigen hindurch. Dann richtete er den Blick auf den hellen Lichtkegel unter der Laterne, den der Läufer passieren würde.
    Genau. Es war tatsächlich eine Frau. Doch war sie die Richtige? War sie die eine, die Auserwählte? Er konnte ihr Gesicht nicht erkennen – sie hielt den Kopf gesenkt. Er sah ihren schlanken, athletischen Körper und ihr dichtes schwarzes Haar, das sie zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte. Sie musste es sein. Er starrte auf ihre langen, straffen, wunderbaren Beine.
    Der Mann schwang den Hammer wie einen Baseballschläger und setzte zum Sprung an.
    Er wollte sie nicht töten. Er wollte sie nur betäuben. Zu spät merkte er, dass er etwas falsch gemacht hatte. Er hätte sie vorbeilaufen lassen und ihr dann von hinten auf den Kopf schlagen sollen. Stattdessen hatte er sich ihr übereifrig und unerfahren von vorn genähert. Sie wehrte sich heftig und zerkratzte ihm mit den Fingernägeln das Gesicht, als er versuchte, sie zu Boden zu werfen.
    Er befreite sich, doch als er sie endlich anschaute, wurde ihm klar, dass sie ihn nun auch gesehen hatte. Er geriet in Panik, dann wurde er wütend.
    Die Frau zog Pfefferspray aus der Tasche und schrie nach Leibeskräften. Er schlug mit dem Hammer zu, sie brach zusammen. Doch das war dem Dämon nicht genug. Wieder und wieder hieb der Mann auf sie ein, auf ihre Beine, ihre Knie, ihre Schenkel, ihre Knöchel.
    Alles war voller Blut.
    Er hatte Glück, weil der Regen stärker wurde. Der Mann reckte das Gesicht zum Himmel und ließ sich das Blut vom kalten Regen abwaschen. Dunkelrot lief es ihm in den Hemdkragen. Er bekam eine Gänsehaut und schloss die Augen, versuchte, zur Ruhe zu kommen.
    Plötzlich fuhr er zusammen. Wie lange hatte er hier neben der Leiche gehockt und in den schwarzen Himmel gestarrt? Unzählige Menschen hätten vorbeikommen können!
    Er schüttelte den Kopf. Er musste die Leiche verscharren.
    Die Löcher, die tiefen Löcher neben dem Gebäude! Konnte er riskieren, die Tote dorthin zu tragen? Oder sollte er mit der Schaufel ein Loch unter dem Gartenabfall graben? Ja, das war besser. Aber nicht sofort. Behände schob er die Leiche unter das Geflecht aus Zweigen und Ästen und hockte sich neben die Schaufel, wartete. Als er nach Mitternacht sicher war, dass ihn niemand überraschen würde, bog er die Zweige zur Seite und hob eine Grube aus, so tief, dass die Leiche hineinpasste. Beim Transport verlor die Tote beide Schuhe und einen Strumpf. Er sammelte alles auf und warf es in das Loch. Dann drückte er die Tote hinein, schaufelte Erde darüber, klopfte alles fest und zog die verfaulten Zweige und die abgestorbenen Sträucher über die Beweise seiner Tat.
    Nachdem er seine Fußspuren so gut wie möglich verwischt hatte, trat er ein paar Schritte zurück, um seine Arbeit zu begutachten. Erleichtert stellte er fest, dass der Regen das Blut bereits fortgespült

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