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Mord nach Liste

Mord nach Liste

Titel: Mord nach Liste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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hatte.
    Als er wieder im Jeep saß, begann er zu zittern. Es gelang ihm kaum, den Schlüssel ins Zündschloss zu stecken, so erschöpft war er nach allem, was gerade geschehen war. Er beruhigte sich allmählich. Ein überwältigendes Gefühl von Ruhe und Zufriedenheit durchströmte ihn. Er fühlte sich so wie früher nach dem Sex: glücklich, entspannt.
    Und unschuldig. Das überraschte ihn ein wenig. Er hatte tatsächlich nicht die geringsten Schuldgefühle. Andererseits, warum sollte er auch? Die Frau hatte ihn ausgetrickst, und allein aus diesem Grund hatte sie den Tod verdient.
    Bevor er in seine Straße einbog, schaltete er die Scheinwerfer aus, damit die aufdringliche, neugierige Nachbarin ihn nicht sah. Vor ein paar Wochen hatte er absichtlich die Garagenbeleuchtung abmontiert. Nun näherte er sich seinem Haus im Schneckentempo. Da war sie wieder, die Nachbarin, sie stand am Küchenfenster. Wie immer spionierte sie ihm nach.
    Genau in dem Moment, als das Garagentor sich öffnete, verschwand sie. Diese Carolyn wurde langsam lästig. Zu blöd, dass sie nicht alleine lebte. Sie pflegte ihre Mutter. Man hätte meinen sollen, dass die alte Frau die Tochter auf Trab hielt, aber offenbar blieb ihr noch genug Zeit zum Naseplattdrücken. Carolyn war eine aufdringliche Wichtigtuerin. Ständig wollte sie vorbeikommen und Nina besuchen. Wenn das so weiterging, würde er sich etwas einfallen lassen müssen.
    Nachdem er den Wagen in der Garage abgestellt hatte, nahm er eine Holzkiste vom Regal und packte den Hammer hinein. Dann leerte er seine Taschen aus. Das Pfefferspray und den Führerschein der Frau hatte er, ohne nachzudenken, eingesteckt. Beides legte er in die Kiste, dann schob er sie mit seiner Aktentasche in eine Ecke. Anschließend zog er sich aus und stopfte seine verdreckten Klamotten und Schuhe in die Mülltüte.
    Er bemühte sich, leise zu ein. Um Nina nicht zu wecken, beschloss er, im Gästezimmer zu schlafen. Auf Zehenspitzen schlich er durchs Haus und die Treppe hinauf. Als er sein Gesicht im Badezimmerspiegel erblickte, stockte ihm der Atem. Vor Schreck wich er zurück. Was hatte diese Frau bloß mit ihm gemacht? Sein Gesicht sah aus, als sei er in einen Fleischwolf geraten. Hastig drehte er den Wasserhahn auf und tupfte das Blut vorsichtig mit einem kleinen Handtuch fort. Ihre Fingernägel hatten blutige Striemen auf seinen Wangen hinterlassen. Am Hals hatte er sogar einen langen Kratzer. Er fluchte und stellte sich unter die Dusche. Auch seine Arme waren arg lädiert.
    Verdammt! Was war, wenn ihn jemand auf dem Rückweg gesehen hatte? Wie oft hatte er an roten Ampeln gehalten und nach rechts und links geschaut? Vielleicht hatte längst ein Autofahrer die Polizei angerufen und sein Kennzeichen durchgegeben.
    Er begann, seinen Kopf gegen die Fliesen zu schlagen. Sie kriegen mich, sie kriegen mich. Was soll ich nur tun? Was wird aus Nina? Wer wird sich um sie kümmern? Muss sie zusehen, wie ich in Handschellen abgeführt werde ? Der Gedanke war so demütigend, dass er ihn schnell wieder loswerden wollte. Und so tat er das, was er sich angewöhnt hatte, als Nina auf der Intensivstation lag: Er zwang sich, das Bild zu verdrängen, bis es verschwunden war.
    Das ganze Wochenende verbrachte er zu Hause, saß wie angewurzelt vor dem Fernseher und wartete darauf, dass der Mord gemeldet wurde. Je länger nichts passierte, desto gelassener wurde er. Als die Tote am Dienstag immer noch nicht entdeckt worden war, betrachtete er sich als Glückspilz und fühlte sich ziemlich sicher.
    Nicht schlecht, fand er. Für eine Generalprobe wirklich nicht übel.
    Er hatte sich sogar eine einleuchtende Erklärung für die Kratzer ausgedacht: Er arbeitete immer viel im Garten.
    Der Boden sei vom Regen glitschig geworden; er sei ausgerutscht und in dornige Sträucher gefallen.
    Am Mittwoch um vier Uhr rief ihn sein Abteilungsleiter, ein dämlicher Klugscheißer, zu sich ins Büro und sagte ihm, dass allen aufgefallen sei, wie hart er arbeite und wie fröhlich er in den letzten drei Tagen gewesen sei. Einer seiner Kollegen habe sogar erzählt, dass er einen Witz gemacht hätte! Er, sein Vorgesetzter, hoffe, dass er so weitermache mit dieser positiven, erfrischenden Einstellung.
    Gerade wollte er das Büro verlassen, als sein Chef wissen wollte, wodurch diese Veränderung hervorgerufen worden sei. Der Frühling, erwiderte er. Er erzählte, dass er das schlechte Wetter ignoriere und gerade seinen gesamten Garten umgestalte. Es mache

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