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Mord Nach Maß

Mord Nach Maß

Titel: Mord Nach Maß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Greta.«
    »Das hätte ich fast erraten«, antwortete ich bemüht munter, was mir nicht ganz glückte. »Ich freue mich, Sie endlich kennenzulernen, Greta«, fügte ich noch hinzu.
    »Wie du ja weißt«, fuhr Ellie fort, »hätten wir ohne Greta niemals heiraten können.«
    »Wir hätten es schon irgendwie geschafft«, meinte ich.
    »Aber nicht, wenn meine Familie wie eine Steinlawine über uns hereingebrochen wäre. Sie hätten es bestimmt hintertrieben. Sag mal, Greta, waren sie sehr schlimm? Du hast mir davon noch gar nichts erzählt.«
    »Wie werd ich denn einem glücklichen jungen Paar solche Sachen in die Flitterwochen schreiben.«
    »Aber waren sie sehr wütend auf dich?«
    »Natürlich. Was denkst denn du? Aber ich war darauf vorbereitet, sei versichert.«
    »Was haben sie gemacht?«
    »Alles, was sie irgend konnten«, sagte Greta heiter. »Angefangen natürlich beim Rausschmiss.«
    »Ja, das war vermutlich unvermeidbar. Aber… aber was hast du schon verbrochen? Sie können dir schließlich nicht das Zeugnis verweigern.«
    »Sicher können sie das. Von ihrem Standpunkt aus habe ich eine Vertrauensstellung schamlos missbraucht.«
    »Aber was wirst du jetzt machen?«
    »Oh, auf mich wartet schon eine neue Stelle.«
    »In New York?«
    »Nein, hier in London. Als Sekretärin.«
    »Aber wird’s dir denn gut gehen?«
    »Ellie-Liebling, wie könnte es mir denn anders als gut gehen, mit diesem tollen Scheck, den du mir geschickt hast in weiser Vorausahnung der Dinge, die passieren mussten, wenn die Bombe erst geplatzt war?«
    Ihr Englisch war sehr gut, fast ohne Akzent, obwohl sie gelegentlich eine Redewendung falsch gebrauchte.
    »Ich habe allerhand von der Welt gesehen, mich in London eingerichtet und mir außerdem eine Menge hübscher Sachen gekauft.«
    »Mike und ich auch«, sagte Ellie lächelnd. Das stimmte. Wir hatten den europäischen Einkaufsbummel ziemlich ernst genommen. Dabei war es herrlich, dass wir in Dollar bezahlen konnten, nicht mit schäbigen Reiseschecks, und uns über Devisenausfuhrbeschränkungen nicht den Kopf zerbrechen mussten. Wir hatten Brokat und andere Dekorationsstoffe für das Haus ausgesucht, auch Gemälde in Italien und Paris, zu märchenhaften Preisen. Eine ganz neue Welt hatte sich für mich aufgetan, von der es mir früher nicht einmal im Traum eingefallen wäre, dass sie Wirklichkeit werden könnte.
    »Ihr seht beide beachtlich glücklich aus«, meinte Greta.
    »Und dabei hast du unser Haus noch gar nicht gesehen«, schwärmte Ellie. »Es wird einfach wundervoll, genau wie wir es uns erträumt haben, nicht wahr, Mike?«
    »Aber ich hab’s doch gesehen«, sagte Greta. »Gleich an meinem ersten Tag in England hab ich mir einen Wagen gemietet und bin hinausgefahren.«
    »Na und?«, fragte Ellie.
    »Und?«, fragte auch ich.
    »Na ja«, meinte Greta abschätzend und wiegte den Kopf. Ellie sah drein wie vom Verhängnis ereilt, völlig gebrochen. Aber ich ließ mich nicht bluffen. Ich sah sofort, dass Greta nur ihren Spaß mit uns trieb. Wenn es mir tatsächlich durch den Kopf schoss, dass diese Art Späße nicht sonderlich freundlich waren, so hatte der Gedanke doch keine Zeit, sich näher zu artikulieren. Greta brach in Lachen aus, ein hohes, melodisches Gelächter, das die Leute an den Nebentischen die Köpfe nach uns wenden ließ.
    »Oh, ihr hättet eure Gesichter sehen sollen«, sagte sie. »Besonders deins, Ellie. Ich wollte euch nur ein bisschen auf den Arm nehmen. Nein, das Haus wird großartig, einfach herrlich. Und dieser Architekt ist ein Genie.«
    »Ja«, sagte ich, »er ist schon etwas Besonderes. Warten Sie nur, bis Sie ihn kennenlernen.«
    »Aber ich kenne ihn«, erwiderte Greta, »er war an dem Tag gerade auf der Baustelle. Ja, er ist ein ganz ungewöhnlicher Mensch. Direkt Furcht einflößend, meinen Sie nicht auch?«
    »Furcht einflößend?«, fragte ich überrascht. »Inwiefern?«
    »Ach, ich weiß nicht. Als ob er durch einen hindurchschauen könnte – direkt hindurch bis auf die andere Seite. So etwas bringt einen immer aus der Fassung. Er sieht übrigens schlecht aus«, fügte sie hinzu.
    »Er ist auch krank. Sehr krank«, sagte ich.
    »Was für ein Jammer. Was ist denn los mit ihm, hat er Tbc oder so?«
    »Nein«, antwortete ich, »das glaube ich nicht. Es hat irgendwas mit dem Blut zu tun.«
    »Ach so. Aber die Ärzte bringen ja heute die reinsten Wunder zuwege, falls sie einen nicht vorher im Verlauf der Behandlung abmurksen. Aber reden wir lieber von etwas

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