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Mord Nach Maß

Mord Nach Maß

Titel: Mord Nach Maß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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anderem. Reden wir vom Haus. Wann wird es fertig?«
    »Recht bald wahrscheinlich, nach dem Aussehen zu urteilen. Ich hätte nie gedacht, dass ein Haus so schnell in die Höhe wachsen kann«, sagte ich.
    »Ach«, meinte Greta gedankenlos, »bei so viel Geld? Man legt doppelte Schichten ein, zahlt Prämien – und so weiter. Im Grunde weißt du selber nicht, Ellie, wie herrlich es ist, so viel Geld zu haben.«
    Aber ich, ich wusste es. Ich hatte es gelernt, so wie ich eine ganze Menge gelernt hatte in den letzten Wochen. Ellies Welt war anders, als ich mir sie vorgestellt hatte. Sie bestand nicht nur aus Luxusbadezimmern, großen Villen, besserem Essen und schnelleren Autos. Nein, sie war vielmehr seltsam einfach. Von der Art Einfachheit, die daher rührt, dass man nicht drei Jachten auf einmal oder vier Autos besitzen will, dass man nicht viel mehr als drei Mahlzeiten am Tag zu sich nehmen und – wenn man ein Bild kauft – nicht mehr als ein wirkliches Meisterwerk in jedem Zimmer aufhängen kann. So einfach ist das. Zunächst blieb mir das verschlossen, aber dann begann ich nach und nach zu begreifen.
    Mit Ellie verheiratet zu sein, bedeutete nicht nur Jux und Tollerei. Man musste auch büffeln, musste lernen, wie man ein Restaurant betrat, was man bestellte, welche Trinkgelder man gab; man musste sich merken, was man wozu trank. Ich musste mir fast alles abschauen. Ellie fragen konnte ich nicht, denn das war eines der Dinge, die sie nicht verstanden hätte. Sie hätte gesagt: »Aber Liebling, du kannst doch alles haben, was du willst. Wen kümmert es schon, wenn der Kellner denkt, man sollte diesen speziellen Wein zu jenem speziellen Gang trinken?« Ihr hätte es nichts ausgemacht, weil sie in dieses Milieu hineingeboren worden war, aber mich beschäftigte es, weil ich mich nicht so verhalten konnte, wie es mir lag. Ich war nicht einfach genug. Zum Beispiel in Garderobefragen. Obwohl Ellie mir da eher helfen konnte. Sie führte mich eben in die richtigen Geschäfte und bedeutete mir, den Leuten nur ihren Willen zu lassen.
    Natürlich hatte ich noch nicht das rechte Auftreten und Benehmen. Aber das war nicht weiter schlimm. Ich hatte in etwa eine Ahnung, worauf es ankam, und das reichte, um bei Leuten wie dem alten Lippincott oder, wie es vermutlich in Kürze der Fall sein würde, bei Ellies Stiefmutter und Onkel zu bestehen; in Zukunft würde es dann überhaupt keine Rolle mehr spielen. Wenn das Haus erst fertig und wir eingezogen waren, hatten wir einen ausreichenden Abstand zur Umwelt.
    Ich musterte Greta, die mir gegenübersaß, und fragte mich, was sie wohl wirklich von unserem Haus halten mochte. Jedenfalls war es genau das, was ich mir gewünscht hatte. Es befriedigte mich zutiefst. Ich wollte hinfahren, jetzt gleich, und durch das Wäldchen zu der schmalen Bucht hinunterlaufen, die unser Privatstrand war, unzugänglich für andere vom Land aus. Tausendmal schöner, dachte ich, dort ins Meer zu springen als am Lido. Ich wünschte mir nicht all diese sinnlosen Dinge der Reichen. Ich wollte – da war es wieder, dieses mein ureigenes Wort »ich will, ich will«… Eine Welle des Gefühls stieg in mir auf. Ich wollte eine wundervolle Frau und ein wundervolles Haus, so schön wie kein zweites auf der Welt, es sollte angefüllt sein bis zum Dach mit wundervollen Dingen. Dingen, die mir gehörten. Alles sollte mir gehören.
    »Er denkt an unser Haus«, meinte Ellie.
    Augenscheinlich hatte sie zweimal vorgeschlagen, dass wir nun in den Speisesaal gehen sollten. Ich sah sie liebevoll an.
    Später, es war am Abend, und wir zogen uns fürs Dinner um, fragte Ellie tastend: »Mike, du magst… du hast Greta nun doch ganz gern, nicht?«
    »Aber natürlich.«
    »Ich könnte es nicht ertragen, wenn sie dir zuwider wäre.«
    »Aber ich mag sie doch«, protestierte ich. »Was bringt dich nur auf die Idee, ich könnte sie nicht leiden?«
    »Ich weiß nicht ganz. Vielleicht deine Art, sie kaum anzusehen, wenn du mit ihr sprichst.«
    »Tja, das kommt wohl… das liegt wohl daran, dass sie mich nervös macht.«
    »Greta – dich nervös?«
    »Ja, sie schüchtert einen direkt ein, weißt du.« Und ich erzählte Ellie, dass Greta mich an eine Walküre erinnerte.
    »Oh, aber doch nicht der Figur nach«, lachte Ellie.
    Ich stimmte mit ein. »Dir macht es nichts aus, weil du sie schon jahrelang kennst. Aber ich, ich fühle mich ihr gegenüber im Nachteil.«
    »O Mike!« Ellie drückte plötzlich das Gewissen. »Ich weiß, wir beide

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