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Mord Nach Maß

Mord Nach Maß

Titel: Mord Nach Maß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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nicht; vermutlich noch irgendein Verwandter.
    Ich ging und öffnete die Verbindungstür. »Na, komm, Ellie, der dritte Grad ist vorbei.«
    Mit einem schnellen Blick auf Lippincott und mich trat sie ins Zimmer, dann lief sie hinüber und küsste ihn auf die Wange.
    »Lieber Onkel Andrew, ich sehe, du warst nett zu Michael.«
    »Tja, mein Kind, wenn ich deinen Mann nicht nett behandeln würde, hättest du wohl in Zukunft nicht mehr viel Verwendung für mich, oder? Aber ich behalte mir das Recht vor hin und wieder ein beratendes Wort zu äußern. Ihr seid beide nämlich noch ziemlich jung.«
    »Also gut«, lächelte Ellie, »wir werden geduldige Zuhörer sein.«
    »Und jetzt, meine Liebe, hätte ich mich gern mit dir unterhalten, wenn du erlaubst.«
    Nun marschierte ich ins Schlafzimmer. Mit Nachdruck schloss ich die beiden Doppeltüren, aber von drinnen öffnete ich dann leise wieder die innere Tür. Da ich nicht so gut erzogen war wie Ellie, wollte ich brennend gern herausfinden, ob sich Lippincott als doppelzüngig erwies. Doch dann kam nichts zur Sprache, das mein Lauschen gelohnt hätte. Er riet Ellie, sich zu vergegenwärtigen, dass ich es als nicht einfach empfinden könnte, den armen Mann mit der reichen Frau zu spielen, und machte ihr dann die Abfindung für Greta schmackhaft. Lebhaft stimmte sie zu: Sie habe ihm das schon vorschlagen wollen. Außerdem regte er noch ein zusätzliches Arrangement für Cora van Stuyvesant an.
    »Natürlich verpflichtet dich nichts auf der Welt dazu«, fuhr er fort. »Sie ist dank der Unterhaltszahlung verschiedener Ehemänner glänzend versorgt. Und sie hat außerdem – wie du weißt – Einkünfte, wenn auch nicht sehr hohe, aus dem treuhänderisch verwalteten Vermögen deines Großvaters.«
    »Und doch findest du, ich sollte ihr noch mehr geben?«
    »Es besteht für dich keine gesetzliche oder moralische Verpflichtung dazu. Aber ich glaube, du wirst sie viel weniger lästig finden, weniger zu Tratsch und Sticheleien geneigt, wenn du dich dazu überwindest. Ich würde die Sache in die Form einer jederzeit rückgängig zu machenden Zuwachsrente kleiden. Wenn du dann erfahren musst, dass sie über dich oder Michael oder über euer Zusammenleben bösartige Gerüchte in die Welt setzt, kannst du die Rente streichen; und dieses ständige Bewusstsein wird sie wenigstens vor den allergiftigsten Pfeilen zurückschrecken lassen, die sie sonst so geschickt zu plazieren versteht.«
    »Ich weiß, Cora hat mich schon immer gehasst«, sagte Ellie. Und etwas schüchtern setzte sie hinzu: »Dir gefällt Mike nun doch, nicht wahr, Onkel Andrew?«
    »Ich halte ihn für einen äußerst anziehenden jungen Mann«, antwortete Lippincott. »Und mir ist durchaus begreiflich, wieso du ihn geheiratet hast.«
    Mehr konnte ich vermutlich nicht von ihm erwarten. Im Grunde lag ich ihm nicht, das wusste ich. Behutsam zog ich die Tür zu, und gleich darauf kam Ellie mich holen.
    Wir standen beide in der Tür und verabschiedeten gerade Lippincott, als es klopfte und ein Page mit einem Telegramm erschien. Ellie öffnete es und stieß einen kleinen Freudenschrei aus.
    »Von Greta«, sagte sie. »Heute abend kommt sie in London an, und morgen früh will sie uns besuchen. Wie schön.« Sie sah uns beide an. »Nicht wahr?«
    Zwei saure Mienen und höfliche Stimmen antworteten ihr. Die eine sagte: »Aber gewiss, meine Liebe«, und: »Natürlich«, die andere.

11
     
    A m nächsten Morgen hatte ich mich bei Einkäufen etwas verspätet; als ich schließlich ins Hotel zurückkehrte, fand ich Ellie in der Haupthalle sitzen, neben sich eine große, blonde junge Frau: Greta.
    Im Personenbeschreiben bin ich kein großes Licht, aber ich will es bei Greta einmal versuchen. Also zunächst konnte man nicht abstreiten, dass sie – genau wie Ellie schon erwähnt hatte – sehr schön und auch, wie Lippincott widerstrebend eingeräumt hatte, sehr ansehnlich war. Sie war der Typ, nach dem sich die Männer umschauen: die typische Nordländerin mit weizenblondem Haar, das sie, der Mode entsprechend, locker aufgesteckt trug. Ihre deutsch-schwedische Herkunft war ihr deutlich anzumerken. Ihre Augen leuchteten klar und blau, und ihre Figur war bewundernswert. Zugegeben, Greta stellte allerhand dar. Ich trat auf sie zu und begrüßte sie mit, wie ich hoffte, gelöster Freundlichkeit, obwohl ich wider Willen etwas verlegen wurde. Das Schauspielern liegt mir nicht immer. Ellie sagte sofort: »Also endlich, Mike, hier hast du

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