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Mord Nach Maß

Mord Nach Maß

Titel: Mord Nach Maß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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verstummte.
    »Komisch ist nur, dass ich glaubte, Stanford Lloyd hier bei uns am Tag des – des Unfalls begegnet zu sein. Mittags im George, in Bartington.«
    »Er hat Sie nicht besucht?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Er hatte eine Frau dabei, die Miss Hardcastle sehr ähnlich sah. Aber wahrscheinlich liegt da nur ein Irrtum meinerseits vor. Sie wissen doch wohl, dass ihr Bruder das Haus für uns gebaut hat?«
    »Hat sie ein Interesse an dem Haus gezeigt?«
    »Nein«, sagte ich. »Der Stil, in dem ihr Bruder baut, entspricht wohl nicht ganz ihrem Geschmack.« Ich erhob mich. »Jetzt habe ich Sie lange genug aufgehalten. Versuchen Sie, diese Zigeunerin aufzutreiben.«
    »Wir werden uns alle Mühe geben, das verspreche ich Ihnen. Auch der Coroner braucht sie dringend.«
    Ich verabschiedete mich und verließ das Revier. Manchmal will es der Zufall, dass man der Person, von der man eben gesprochen hat, über den Weg läuft. So ging es mir mit Claudia Hardcastle. Sie trat aus der Post, gerade als ich daran vorbeikam. Wir blieben stehen, und sie sagte mit der leichten Verlegenheit, die man einem Leidtragenden gegenüber empfindet: »Mein aufrichtiges Beileid, Mike. Mehr will ich nicht sagen, da ist jedes Wort zu viel. Aber ich bin wirklich – wirklich tief betroffen. Das musste ich Ihnen sagen.«
    »Danke, ich weiß. Sie waren sehr lieb zu Ellie. Mit Ihrer Hilfe hat sie sich wirklich leichter eingelebt. Ich war Ihnen dafür sehr dankbar.«
    »Ach, ich wollte Sie noch fragen, und ich tue das besser jetzt gleich, ehe Sie nach Amerika fahren. Wie ich höre, wollen Sie in Kürze abreisen.«
    »Sobald ich kann. Ich habe dort eine Menge zu erledigen.«
    »Es ist nur… Falls Sie das Haus zum Verkauf ausschreiben, hab ich mir gedacht, werden Sie es noch vor Ihrer Abreise tun… Und deshalb – deshalb hätte ich gern eine Option darauf.«
    Ich starrte sie an. Damit hat sie mich wirklich überrascht. Niemals hätte ich das von ihr erwartet.
    »Sie wollen es kaufen? Ich dachte, dieser Baustil liegt Ihnen nicht?«
    »Mein Bruder Rudolf hat es mir als das Beste geschildert, was er je entworfen hat. Und er muss das ja wissen. Wahrscheinlich wollen Sie sehr viel Geld dafür, aber ich könnte das zahlen. Ja, ich hätte das Haus gern.«
    Ich konnte mir nicht helfen, das kam mir seltsam vor. Früher, bei ihren Besuchen, hatte sie nie ein Lobeswort für unser Haus gehabt. Wieder fragte ich mich, in welcher Beziehung sie zu ihrem Halbbruder stehen mochte. War sie ihm wirklich so zugetan? Mitunter war es mir eher so vorgekommen, als verabscheue, ja hasste sie ihn. Jedenfalls sprach sie immer sehr eigenartig von ihm. Dennoch musste er ihr viel bedeuten.
    Langsam schüttelte ich den Kopf. »Ich kann verstehen, wenn Sie glauben, dass ich jetzt nach Ellies Tod das Grundstück verkaufen und von hier wegziehen will. Aber das stimmt gar nicht. Wir waren hier glücklich, und das Haus steckt für mich voller Erinnerungen an Ellie. Ich werde Gipsy’s Acre nicht verkaufen, auf keinen Fall. Darauf können Sie sich verlassen.«
    Unsere Blicke trafen sich, dann sah sie zu Boden.
    Ich fasste Mut und stellte ihr eine Frage. »Es geht mich im Grunde nichts an, aber Sie waren doch verheiratet. Hieß Ihr Mann Stanford Lloyd?«
    Einen Augenblick sah sie mich sprachlos an. Dann sagte sie abrupt: »Ja«, und wandte sich zum Gehen.

21
     
    E in einziges Tohuwabohu – so stellte sich mir diese Zeit in der Erinnerung dar. Neugierige Journalisten, Fragen, Interviews, eine Flut von Briefen und Telegrammen, und Greta, die mit allem fertig wurde…
    Für mich war die erste große Überraschung, dass Ellies Familie sich gar nicht in Amerika befand, wie wir angenommen hatten. Es war ein ziemlicher Schock, als ich erfuhr, dass fast alle Mitglieder sich in England aufhielten. Bei Cora Stuyvesant war das noch verständlich, sie war immer ruhelos gewesen und pendelte zwischen Europa und Amerika hin und her. Am Tag von Ellies Tod war sie nur achtzig Kilometer von uns entfernt gewesen, immer noch vollauf mit der Suche nach ihrem englischen Landsitz beschäftigt. Sie hatte sich in aller Eile von Londoner Grundstücksmaklern neue Projekte nennen lassen und an diesem Tag die Gegend abgegrast, um ein halbes Dutzend davon zu besichtigen.
    Stanford Lloyd, so stellte sich heraus, war mit derselben Maschine gekommen, angeblich wegen einer geschäftlichen Konferenz in London. Sie alle erfuhren von Ellies Tod nicht aus den Kabeln, die wir in die Staaten geschickt hatten, sondern aus

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