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Mord Nach Maß

Mord Nach Maß

Titel: Mord Nach Maß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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»Ich kann mir nicht helfen, Mike, aber mir scheint da noch etwas im Spiel zu sein, das über unseren Horizont geht. Ich weiß nicht, wie oft Ihre Frau vor Ihrer Heirat in England war. Hat sie jemals längere Zeit hier in der Gegend gewohnt?«
    »Nein, das weiß ich genau. Es ist alles so kompliziert, ich bin im Grunde gar nicht über Ellies Vorleben im Bilde. Weder über ihre Bekannten noch über ihren Aufenthalt. Wir sind uns einfach – begegnet.« Ich sah ihn an. »Sie wissen noch nicht, wie wir uns kennengelernt haben, nicht wahr? Darauf kämen Sie im Leben nicht.« Und plötzlich musste ich, ganz wider Willen, leise lachen. Dann riss ich mich zusammen. Ich wusste, ich stand kurz vor einem hysterischen Anfall.
    Der Major wartete geduldig, bis ich mich wieder gefangen hatte.
    »Wir haben uns hier kennengelernt«, erzählte ich. »Oben auf Gipsy’s Acre. Ich hatte den Aushang über die Versteigerung von The Towers gelesen und war hinaufspaziert, weil ich auf den Besitz neugierig war. Und dabei habe ich sie zum ersten Mal gesehen.
    Sie stand dort oben unter einem Baum. Ich habe sie erschreckt – oder war es umgekehrt? So begann alles zwischen uns. Und so kam es, dass wir uns hier auf diesem verfluchten Stück Land niederließen. In dieser Unglücksgegend.«
    »Hatten Sie die ganze Zeit dieses Gefühl? Dass es eine Unglücksgegend ist?«
    »Nein. Ja, doch. Nein, ich kann’s nicht genau sagen. Ich hab’s mir jedenfalls nie eingestanden. Ich wollte nicht. Aber ich glaube, sie wusste Bescheid. Ich glaube, sie hatte die ganze Zeit Angst.« Langsam setzte ich hinzu: »Jemand hat ihr die ganze Zeit absichtlich Angst eingejagt.«
    Scharf fragte er: »Was wollen Sie damit sagen? Wer sollte ihr Angst machen?«
    »Vermutlich diese Zigeunerin. Aber irgendwie kann ich nicht recht daran glauben… Sie lag immer so auf der Lauer, wenn Ellie vorbeikam, erzählte ihr Schauermärchen über das Grundstück. Was es ihr für Unglück bringen würde und dass sie lieber fortziehen sollte.«
    Er wurde wütend. »Ich wollte, man hätte mich darüber besser informiert. Ich hätte mir die alte Esther schon vorgenommen.«
    »Warum aber?«, fragte ich. »Was hat sie dazu getrieben?«
    »Wichtigtuerei – wie üblich. Entweder warnt sie die Leute vor Unglück, oder sie sagt ihnen ein langes glückliches Leben voraus. Sie machte einem eben gerne vor, dass sie in die Zukunft sehen kann.«
    »Angenommen«, überlegte ich, »man hat ihr Geld gegeben. Wie ich höre, ist sie sehr aufs Geld aus.«
    »Ja, das ist richtig. Wenn sie jemand dafür bezahlt hätte – das wollen Sie doch damit sagen… Aber was bringt Sie auf den Gedanken?«
    »Sergeant Keene. Von allein wäre ich nie darauf gekommen.«
    »Verstehe.« Skeptisch schüttelte er den Kopf. »Ich kann einfach nicht glauben, dass sie Ihre Frau in voller Absicht erschrecken würde. So sehr, dass es zu einem Unglück kommt.«
    »Vielleicht hatte sie mit dieser Katastrophe gar nicht gerechnet. Möglicherweise hat sie nur das Pferd scheu gemacht. Mit einem Knall oder einem weißen Tuch oder so.«
    »Das scheint mir weit hergeholt.«
    Ich überlegte einen Augenblick. »Alles, was ich sage, muss einfach phantastisch klingen. Gesetzt den Fall, jemand bezahlte sie wirklich, so wie Keene andeutete, für dieses Theater. Was wollte dieser Jemand damit bezwecken? Nehmen wir an, er wollte uns beide von hier vertreiben. Dazu konzentrierte er sich auf Ellie, nicht auf mich, weil ich nicht so leicht einzuschüchtern gewesen wäre. Aber er terrorisierte sie, um sie – und damit uns beide – zu verscheuchen. Wenn das zutrifft, muss es irgendeinen Grund geben, weshalb das Land wieder auf den Markt kommen soll. Sagen wir einmal, irgendwer will unser Grundstück.« Ich hielt inne.
    »Eine logische Annahme«, sagte Phillpot. »Aber ich wüsste nicht, was jemand dazu bewegen könnte.«
    »Ein größeres Erzvorkommen«, rätselte ich. »Von dem bisher niemand wusste.«
    »Hm, das bezweifle ich.«
    »Ich weiß, es klingt absurd. Na ja – oder die Beute aus irgendeinem Bankraub.«
    Phillpot schüttelte immer noch den Kopf, wenn auch nicht mehr ganz so überzeugt.
    »Die einzige Alternative besteht darin, noch einen Schritt weiterzugehen als Sie vorhin: über Mrs Lee hinaus zu der Person, die sie bezahlte. Es könnte irgendein Feind von Ellie sein, den ich nicht kenne.«
    »Aber Sie wissen niemand, der da auch nur in Frage käme?«
    »Nein. Hier unten kannte ich keine solche Person, da bin ich ganz sicher. Auch

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