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Mord ohne Leiche

Mord ohne Leiche

Titel: Mord ohne Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Verstehen Sie mich nicht falsch — ich profitiere davon.
Es gefällt mir sehr, daß ich eine solche Wohnung ganz für mich habe. Ich kann
meinen Freund zu mir einladen, und es gibt keinen Krach. Und ich kann diese
hübschen Möbel benutzen und das Küchenzeug.« Sie unterbrach sich und schien in
sich hineinzuhorchen. »Das bedeutet nicht, daß mir Trace nicht fehlt. Sie fehlt
mir wirklich, verdammt noch mal.«
    »Das glaube ich. Und Mrs. Kostakos?...«
    »Tut mir leid. Ich rede oft einfach
drauflos. Jedenfalls ist Mrs. K. mir unheimlich. Sie läßt mich das ganze
Apartment benutzen, nur Tracys Zimmer darf ich nicht betreten, nicht einmal zum
Staubwischen.«
    »Ich nehme an, sie will es so erhalten,
wie es war.«
    »Ach, das verstehe ich ja. Wenn Trace
jemals wieder heimkäme, wäre sie nicht begeistert, wenn ich in ihren Sachen
herumgekramt hätte. Nicht daß ich das tun würde, aber Mrs. K. kennt mich nicht
gut genug. Also hält sie die Tür verschlossen.«
    Bis jetzt hatte sie nichts erzählt, was
allzu absonderlich erschien. Das wollte ich ihr gerade sagen, als sie
hinzufügte: »Es ist einfach unheimlich, wie sie herkommt und dann stundenlang
in dem Zimmer sitzt.«
    »Wann tut sie das?«
    »Jeden Freitag, genau in der Zeit, in
der sie sich immer mit Trace zum Lunch getroffen hat.«
    Aber Laura Kostakos hatte mir erzählt,
daß sie kaum noch das Haus verließ. Und Amy arbeitete an fünf Tagen in der
Woche in einer Firma, die T-Shirts im Seiden-Siebdruckverfahren bedruckte, wie
ich aus den Akten entnommen hatte. »Woher wissen Sie das?«
    »Ich bin darauf gekommen, weil es hier
freitags, wenn ich von der Arbeit kam, immer so eigenartig roch, wie nach
Gardenien. Vor ungefähr einem Jahr wurde ich dann einmal krank und kam früher
nach Hause. Da verließ Mrs. K. gerade das Haus, und ich merkte, daß es ihr
Parfüm war. Ziemlich starkes Zeug. Am Freitag darauf habe ich den
Anrufbeantworter nicht eingeschaltet und immer wieder von der Firma aus
angerufen. Gegen halb zwei meldete sie sich.« Amy legte eine dramatische Pause
ein. »Und wissen Sie, was sie sagte?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Sie sagte: ›Tracy, bist du es?‹ Jetzt
wissen Sie, was ich mit ›unheimlich‹ meine.«
    Irgendwie bezweifelte ich, daß Amy
genug Phantasie hatte, um sich solch eine Geschichte auszudenken. Ich sagte:
»Sind Sie sicher, daß sie jeden Freitag kommt?«
    »Bin ich. Gehen Sie in das Zimmer, dann
riechen Sie die Gardenien.«
    »Ich denke, Sie dürfen da nicht hinein
und es ist abgeschlossen.«
    Amy wurde ein wenig verlegen. »Die
Schlösser in diesen Türen — also, es gibt da so ein kleines Gerät, mit dem
bekommt man sie von außen auf.«
    »Und das haben Sie benutzt.«
    »Nur, weil ich wissen wollte, was sie
dort wohl macht — zuerst habe ich gedacht, vielleicht stellt sie einen Schrein
auf oder so etwas.«
    »Und? Hat sie?«
    »Nein, nichts dergleichen. Sie hat nur
einen Schaukelstuhl drinnen neben das Fenster geschoben, der sonst hier draußen
stand — ich hatte mich vorher schon gefragt, warum sie ihn weggenommen hatte.
Ich glaube, sie sitzt nur darin und wartet.«
    Ich preßte die Lippen zusammen und
runzelte beunruhigt über Laura Kostakos die Stirn.
    Amy sagte: »Ja, so empfinde ich das. Es
ist unheimlich, freitags nach Hause zu kommen und zu wissen, daß sie dagewesen
ist... und nur gewartet hat. Ich meine, ich weiß doch nie, was mich erwartet.
Was ist, wenn sie etwas unternimmt ?«
    »Zum Beispiel?«
    Sie machte eine wilde, weit ausladende
Armbewegung und warf dabei beinahe ihr Weinglas um. »Woher soll ich wissen, was
so eine verrückte Person vorhat? Vielleicht bringt sie sich um. Ich komme nach
Hause und finde sie. Pfui Teufel. Oder wenn sie gewalttätig wird? Ich komme
herein, und es ist aus mit mir.«
    Trotz ihrer dramatischen Attitüde hatte
ich das Gefühl, daß Amy echte Angst hatte. »Ich halte sie nicht für gewalttätig
oder selbstmörderisch«, sagte ich, »aber vielleicht wäre es gut, wenn man mit
jemandem darüber spräche. Haben Sie einmal daran gedacht, sich mit Tracys Vater
in Verbindung zu setzen? Schließlich ist er Psychologieprofessor.«
    »Der alte George? Vergessen Sie’s.«
    »Warum?«
    »Er ist eben... Alle Psychologen sind
verrückt.«
    Vielleicht war es wirklich gut, daß sie
nicht mit ihm geredet hatte, dachte ich. Wenn er nicht schon Bescheid wußte
über die wöchentlichen Wachen seiner Frau in Tracys Zimmer, dann wäre es
besser, er erführe es von jemandem, der etwas taktvoller und

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