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Mord ohne Leiche

Mord ohne Leiche

Titel: Mord ohne Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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weniger anfällig
für theatralische Auftritte war als Amy. »Wissen Sie was?« sagte ich. »Ich
frage ihn. Wenn er glaubt, es könne irgendwie gefährlich werden, sollten sie
besser hier ausziehen.«
    Amy trank einen Schluck Wein und ließ
den Blick durch den Raum schweifen, als wolle sie sich alle Besitztümer
einprägen, die sie dann verlieren würde. Sie seufzte. »Vielleicht wäre es am
besten. Vielleicht ist es Zeit, daß ich zu meinem Freund ziehe. Wenn er
einverstanden ist.«
    »Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich
einen Blick in Tracys Zimmer werfe?«
    »Warum sollte es? Die einzige, die
etwas dagegen hätte, wäre Mrs. K., und die wird es nicht erfahren. Übrigens,
wenn Sie nicht für sie arbeiten, für wen dann? Ich hatte Sie das schon fragen
wollen, habe es dann aber wieder vergessen.«
    »Für Bobby Fosters Anwalt.«
    Sie riß die Augen auf und wurde ganz
still. Nach einer Weile sagte sie: »Bobby. Oh, Gott, es ist so schrecklich]«
    »Kennen Sie ihn?«
    »Nicht gut, aber gut genug, daß sie
mich zu ihm in den Todestrakt gelassen haben... Ich hatte Alpträume davon.«
    Sie fing an, mir auf die Nerven zu
gehen. Ich stand auf und trat in den Flur, der zu den Schlafzimmern führte.
»Die hat Bobby auch.«
    Amy öffnete den Mund, schloß ihn wieder
und bedachte mich mit einem vorwurfsvollen Blick. Dann folgte sie mir, das
Glühweinglas in der Hand.
    Zwei Türen zum Flur standen offen.
Geradeaus führte die eine ins Badezimmer, die andere hinten links in ein
kleines Schlafzimmer. Die Tür zum rechten Zimmer war geschlossen. Ich sagte: »Wo
ist das Instrument, mit dem Sie die Tür auf kriegen?«
    »Hier im Wäscheschrank.« Amy wühlte
darin herum und reichte mir eine dünne Metallsonde.
    Ich steckte sie in das Schloß im
Türknauf, schob sie ein wenig tiefer hinein, und das Schloß sprang auf. Dabei fiel
mir auf, daß etwas an Amys Geschichte über Laura Kostakos nicht stimmte. »Wie
kommt Mrs. Kostakos in das Zimmer, wenn es verschlossen ist?« fragte ich.
    Amy zögerte und runzelte die Stirn.
»Darüber habe ich nie nachgedacht. Die Tür schließt, wenn man diesen Knopf
drückt, bevor man zumacht, aber es gibt keinen anderen Schlüssel als...« Sie
sah auf die Sonde in meiner Hand.
    »Dann muß sie die hier benutzen. Wird
sie immer an derselben Stelle auf bewahrt?«
    »Ja, in etwa. Aber... oh, Mist.«
    »Was ist?«
    »Manchmal, wenn ich in dem Zimmer war,
habe ich sie auf ein anderes Brett gelegt. Wenn sie merkt, daß ich sie benutzt
habe, um in Tracys Zimmer zu gehen, dann fliege ich mit einem Tritt in den
Hintern hier raus!«
    »Wahrscheinlich weiß sie es längst und
es ist ihr egal. Womöglich weiß sie auch, daß Sie von ihren Besuchen wissen.«
Ich wandte mich wieder der Tür zu, öffnete sie und tastete nach einem
Lichtschalter. Amy hinter mir schwieg.
    Als ich den Schalter gefunden hatte,
flammte an der Decke eine Lampe auf. Ihr mattes Licht erhellte ein recht großes
Zimmer — etwa fünfzehn Quadratmeter —, aber so vollgestopft mit Möbeln und
sonstigem Kram, daß es eher einer Zelle glich. Ein riesiges Wasserbett mit
weißer Daunendecke stand im rechten Winkel zum Fenster an der Wand. Das Fenster
war zum Teil von einem gewaltigen antiken Schrank zugestellt. Der von Amy
erwähnte Schaukelstuhl stand vor dem freien Teil des Fensters. Der
Toilettentisch war beladen mit Kosmetika und Schmucksachen, in Stapelkästchen
aus Acryl geordnet. Den Platz zwischen dem Toilettentisch und dem Bett nahmen
ein tragbares Fernsehgerät und ein Videorecorder ein, obwohl im Wohnzimmer die
gleiche Anlage noch einmal stand.
    Ich trat ins Zimmer. Durch das
geschlossene Fenster hörte man Autoreifen auf dem Pflaster des Upper Market
quietschen. Über Wand und Decke huschte das Licht der Scheinwerfer. Das war
wohl der Preis, den die Bewohner für den schönen Ausblick zu zahlen hatten:
Schlafzimmer zur Straßenseite, nicht gerade schlaffördernd.
    Auf dem Bett lagen ganze Kissenberge.
Für ein Nachtschränkchen war kein Platz, also lagen alle Dinge, die eigentlich
dorthin gehört hätten, auf dem Fußboden: Radiowecker, Wasserkaraffe mit Glas,
Kleenex-Box, TV-Fernbedienung. Neben diesen üblichen Dingen entdeckte ich ein
paar Taschenbücher mit den Biographien berühmter Leute, langsam vergilbende
Hefte von Variety und einen Aschenbecher mit Stummeln, die nach
Marihuana-Zigaretten aussahen. Ich drehte mich zum Kleiderschrank um, der so
groß war, daß meine Garderobe glatt dreimal hineingepaßt hätte. Er

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