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Mord ohne Leiche

Mord ohne Leiche

Titel: Mord ohne Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Dinge
entwickeln.«
    Auf dem Grundstücksmarkt im SoMa gab
es, wie ich gehört hatte, einige Fluktuationen, und die Richtung, in die er
sich schließlich bewegen würde, konnte die Entwicklung des Geschäftslebens von
San Francisco für Jahrzehnte prägen. Diese Gegend war ständig Gegenstand eines
Tauziehens zwischen den Befürwortern einer Ausweitung von Industrie und
Dienstleistungsgewerbe einerseits und andrerseits einer Gruppe von
alteingesessenen Bürgern und Künstlern — zu denen auch die Clubs gehörten — ,
die den gegenwärtigen Status erhalten wollten. Projekte in Milliardenhöhe wie
der Mission-Bay-Komplex und die Yerba Buena Gardens hatten die Bewegungen auf
dem Grundstücksmarkt angeheizt, und einstmals niedrige Mieten hatten sich
innerhalb von etwa zwölf Jahren verzehnfacht.
    »Was meinen Sie mit ›halten‹?« fragte
ich.
    »Wie ich es sage. Wir halten an den
vorhandenen Strukturen fest und verpachten die Grundstücke. Weitere Projekte
werden erst entwickelt, wenn die Stadt definitive Wachstumsnormen festgelegt
hat. Ich vertrete eine Theorie, die im Widerspruch zur Meinung der meisten
Planer steht: In den letzten paar Jahren ist zu viel Geld in
Geschäftsausweitungen gesteckt worden. Es wird zwangsläufig zu einem Rückgang
kommen. Rückläufige Bewegungen dieser Art habe ich stets dadurch überlebt, daß
ich unterbewertete Parzellen aufgekauft und bis zum nächsten Aufschwung
gehalten habe. Das ist die Politik, die Jay und ich — «
    Die Tür zum Büro ging auf. Ich sah
hinüber und erwartete Larkey. Statt dessen stand eine Frau dort. Sie war hoch
gewachsen, fast einen Meter achtzig, und trug einen langen roten Ledermantel
und Stiefel sowie einen roten Schlapphut auf dem Kopf. Schwarze Locken
umrahmten ein Gesicht, dessen Schönheit ein grellroter Lippenstift
verunstaltete. Sie trug eine Menge Ringe an den Fingern, roch stark nach
Giorgio-Parfüm und wirkte plötzlich mürrisch. Nachdem sie sich von der ersten
Überraschung, eine Fremde in Larkeys Sessel vorzufinden, erholt hatte, musterte
sie mich mit abschätzendem Blick und entschied, daß ich keine Konkurrenz war.
    Dieser Blick sagte mehr über sie aus,
als ihr wahrscheinlich lieb gewesen wäre: Sie gehörte zu der Sorte Frauen, die
andere Frauen nicht mögen und auch keine engen Freundinnen haben. Für sie waren
wir anderen alle Feinde, die ihnen den Mann stehlen oder den Platz im
Scheinwerferlicht streitig machen konnten. Frauen wie ihr mißtraue ich vom
ersten Augenblick an, wie ich auch Männern mißtraue, die ihre
Geschlechtsgenossen nicht mögen.
    Rob Soriano schien sich über ihren
Blick zu amüsieren. Er sagte: »Kathy, das ist Sharon McCone. Sie ist
Privatdetektivin und arbeitet an dem Kostakos-Mord. Sharon — das ist meine Frau
Kathy.«
    Kathy Soriano sah mich mit einem
Stirnrunzeln an. »Ich dachte, der Fall Kostakos ist abgeschlossen, das Urteil
gesprochen.« Bevor ich antworten konnte, setzte sie hinzu: »Hör mal, Rob, wir
müssen das neue Mädchen in der Zehn-Uhr-Vorstellung begutachten. Wo ist Jay?«
    »Direkt hinter dir«, sagte Larkeys
Stimme. Er schob sich an ihr vorbei und sagte entschuldigend zu mir: »Tut mir
leid, daß ich unser Gespräch so plötzlich abbrechen muß. Können wir es ein
andermal fortsetzen?«
    Ich stand auf und kam hinter dem
Schreibtisch hervor. »Sicher. Wenn Sie einverstanden sind, möchte ich jetzt
gern mit Marc Emmons und Ihren Parkwächtern reden. Ich komme dann später auf
Sie zurück.«
    Larkey gab mir seine Karte, auf der die
Club- und auch seine Privatnummer standen. Zu viert verließen wir jetzt das
Büro und gingen den Gang entlang. Kathy ließ sich darüber aus, daß sie und Rob
nicht glaubten, die neue Schauspielerin in der Zehn-Uhr-Vorstellung werde es
schaffen. Sie sagte, es sei schade, daß der Fall Kostakos einen tödlichen
Ausgang gehabt habe. Das kleine Mädchen habe eine Menge Talent gezeigt.
    »Ich werde nie den Sketch mit der
Feministin vergessen. Es war nicht einmal das, was sie sagte, sondern wie sie
es sagte: Wenn Gott gewollt hätte, daß wir behaarte Achselhöhlen haben, hätte Sie uns dann Nair gegeben?«
    Rob Soriano grunzte verdrossen und ging
ein paar Schritte vor. Larkey sagte: »Ich mag es gar nicht, wenn du sie so
nachmachst. Es ist, als wäre sie hier bei uns — und das ist sie nicht.«
    »Ach, Jay, Kopf hoch!«
    Larkey antwortete nicht, zog nur die
Schultern unter seinem Pullover zusammen. Ob die Frau ihn nur in Verlegenheit
gebracht oder wirklich verärgert

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