Mord ohne Leiche
hatte, konnte ich nicht sagen. Als wir den
Club betraten, zwinkerte er mir zu und folgte den Sorianos an einen
reservierten Tisch im hinteren Teil.
Ich stellte mich an die Bar und sah der
neuen Schauspielerin bei ihrer Nummer zu, bis der vielbeschäftigte Barkeeper
sich zu mir durchgearbeitet hatte. Sie war wirklich ziemlich komisch und
feuerte ihren Kommentar zu einer besonders widerlichen Schlagzeile in der
Sensationspresse ab. Ich nahm mir vor, Ted Smalley den Tip zu geben, daß er
sich ihre Nummer ansah — möglichst bald, für den Fall, daß Kathy und Rob
Sorianos Meinung sich durchsetzte. Der Barkeeper sprach mich über die Schulter
an. Ich lehnte einen Drink ab, fragte ihn aber, wo ich Marc Emmons fände.
»Er ist gleich nach seiner Nummer
gegangen.« Der Mann machte eine Pause. »Komisch — er fragte mich, ob Jay zu
sprechen sei, und ich sagte ihm, er unterhielte sich mit einer Privatdetektivin
über Tracy. Ich dachte, er würde neugierig werden und mitreden wollen, aber
plötzlich war er weg.«
Wirklich seltsam, dachte ich. »Haben
Sie Tracy gekannt?«
»Ein bißchen. Die jungen Leute sind
mehr unter sich.«
»Und Bobby Foster?«
»Nicht allzu gut, aber soweit ich sehen
konnte, war er ein netter Junge.«
»Mit wem war er hier im Club
befreundet, außer mit Tracy?«
Der Barkeeper dachte einen Augenblick
nach. »Ich glaube, mit Lisa McIntyre, eine der Bedienungen.«
»Ist sie hier heute abend?«
»Nein, Lisa hat schon vor langer Zeit
gekündigt. Ich weiß nicht, wo sie jetzt ist.«
Lisa McIntyres Adresse konnte ich mir
am nächsten Morgen bei Larkey holen. Ich bedankte mich bei dem Barkeeper und
ging hinaus.
Es hatte angefangen zu nieseln, aber es
wehte kein Wind mehr, und die Luft war wärmer geworden. Die beiden Parkwächter,
die ich anfangs gesehen hatte, standen unter dem Baldachin. Ich ging auf sie zu
und sagte, daß ich ihnen gern ein paar Fragen stellen würde.
Es stellte sich heraus, daß beide weder
Bobby Foster noch Tracy gekannt hatten. Beide waren erst vor sechs Monaten hier
eingestellt worden. Aber sie konnten mir erklären, wie das Parksystem
funktionierte.
»Drüben an der Brannan Street ist ein
Parkplatz«, sagte der Ältere, ein dunkelhaariger Mann mit Bart. »Nach den
städtischen Vorschriften dürfen Restaurants und Clubs ihre Gäste nicht am
Straßenrand parken lassen, und deshalb mietet Larkey Parkplätze. Das Problem
ist, daß sie von mehreren Lokalen benutzt werden und es an belebten Abenden
knapp wird in der Umgebung. Also dehnt man die Vorschriften ein wenig. Zuerst
versucht man es auf dem Parkplatz. Ist er voll, sucht man einen Platz auf der
Straße und hängt einen Zettel an den Schlüssel, wo der Wagen steht. Dann joggt
man hierher zurück, und das Ganze geht von vorne los.« Er hob einen Fuß und
zeigte mir seinen hochwertigen Joggingschuh.
»Was ist mit den Schlüsseln? Haben Sie
sie bei sich?«
Sein rothaariger Kollege ging zu einem
Metallkästchen, das unauffällig an der obersten Stange des Zauns um die
schmiedeeisernen Tischchen hing. »Man kann sie zu leicht verlieren, oder man
ist gerade weg, wenn der Besitzer losfahren möchte.« Er öffnete die
Vorderklappe, die an einem Scharnier hing. Drinnen hingen Schlüssel, an Haken
aufgereiht. Sie trugen Zettel mit verschiedenen Straßennamen.
»Kann man den Kasten abschließen?« fragte
ich.
»Nein.«
»Es kann also jeder hineingreifen und
sich ein paar Schlüssel herausholen.«
»Sicher. Aber normalerweise ist immer
jemand hier — heute abend sind ein paar Burschen krank aber man muß von dem
Kasten auch erst einmal wissen.«
»Kennen ihn andere Club-Angestellte?«
Er sah seinen Kollegen an, der mit den
Schultern zuckte. »Wahrscheinlich, falls sie sich die Mühe gemacht haben, uns
bei der Arbeit zuzusehen.«
Ein Porsche hielt vor dem Baldachin.
Der Bärtige sagte zu dem Rothaarigen: »Du bist dran.«
Ich sah ihm zu, wie er einer Frau im
Pelzmantel heraushalf und dann von dem Mann die Schlüssel entgegennahm. »Läuft
das Geschäft immer so schwach?« fragte ich den bei mir zurückgebliebenen
Helfer.
»Nein. Es ist Weihnachtszeit, viele
Leute müssen auf Parties oder sind nicht in der Stadt. Aber es geht hier nie so
zu wie in North Beach. Das ist das Letzte. Da hat man es mit verrückten Fahrern
zu tun, mit Betrunkenen, mit gefährlichen Typen. Es entsteht viel
Feindseligkeit gegenüber den Kunden und den anderen Parkhelfern. Privatparties
an Orten wie Pacific Heights sind ein bißchen besser, aber die
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