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Mord ohne Leiche

Mord ohne Leiche

Titel: Mord ohne Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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ausgezogen.«
    »Abgehauen, hat sie gesagt. Lisa habe
nicht gekündigt und hat eine Menge Zeug zurückgelassen. Auch mit der Miete sei
sie im Rückstand gewesen.«
    »Wie heißt die Hausmeisterin?«
    »...Ich weiß nicht mehr.«
    »Ich versuche dauernd, sie zu
erreichen, aber es ist nie jemand da.«
    »Tut mir leid, da kann ich Ihnen nicht
helfen. Es ist zu lange her.«
    »Macht nichts. Kommen wir noch einmal
auf diese Donnerstagnacht zurück. Jim Fox, der Assistent Ihres Mannes, war in
den Club gekommen. Am Tag darauf stellte er fest, daß sein Firmenwagen vom
Parkplatz gestohlen worden war.«
    »Ja, von Bobby Foster.«
    »Ich habe gerade herausbekommen, daß es
Tracy war, die ihn genommen hat — «
    »Das ist lächerlich!« Sie trank schnell
ihren Drink aus, ging an die Bar und holte sich einen neuen. »Tracy hätte so
etwas nie getan. Sie war ein nettes Mädchen. Alle haben sie gemocht. Selbst ich
habe sie gemocht, und ich kann Ihnen sagen, daß ich auf Frauen sonst nicht gut
zu sprechen bin. Sie hätte nie einen von unseren Wagen mitgehen lassen. Sie
hätte es gar nicht nötig gehabt bei all dem Geld, das ihre Familie hat.«
    »Nichtsdestoweniger sieht es so aus.
Würden Sie den Verlauf jener Nacht noch einmal Schritt für Schritt für mich
nachvollziehen?«
    »Was meinen Sie damit? Den Wagen
betreffend oder Lisa?«
    »Beide. Fangen Sie doch damit an, daß
Sie zum Club kamen.«
    »Ich war ungefähr ab zehn Uhr da. Bei
Geschäftsschluß wollte Rob mit Jay noch ein paar Immobilienangelegenheiten
durchgehen. Der Club war da schon praktisch leer, und deswegen zog sich Lisa um
und wartete mit mir an der Bar.«
    »Wie wirkte sie?«
    Kathy drehte sich mit dem Drink in der
Hand um, und stützte sich mit den Ellbogen auf die Kante der Bar. »Sie meinen,
wie sie sich verhielt? Ruhig. Lisa war in meiner Nähe stets ruhig,
wahrscheinlich deswegen, weil ich die Frau eines der Besitzer bin. Und offen
gesagt, ich habe sie nicht ermuntert. Sie war nur eine Kellnerin, und nicht
einmal eine besonders gute. Sie hatte mit Jay in dessen Büro etwas zu
besprechen, bevor Rob hineinging, und er hat sie wahrscheinlich irgendwie
zurechtgewiesen, wie üblich.«
    »Gut, Sie warteten also zusammen an der
Bar. Um welche Uhrzeit ging Jim Fox mit der Frau weg, die er kennengelernt
hatte?«
    »Um... Ich glaube, während wir dort
saßen. Ich bin nicht sicher.«
    »Er hatte mit Robs und Jays Durchsicht
der Immobilienunterlagen nichts zu tun?«
    »...Ich glaube, nein.«
    »Wie lange waren Rob und Jay zusammen
im Büro?«
    »Nicht lange. Vielleicht eine
Viertelstunde.«
    »Und wann haben Sie Lisa vor ihrem
Apartment abgesetzt?«
    »Um halb drei oder so. Ich weiß, daß
wir gegen drei zu Hause wäre.«
    Die Fragen waren mir ausgegangen, und
plötzlich fragte ich mich, warum ich überhaupt um dieses Gespräch gebeten
hatte. Vermutlich hatte ich sichergehen wollen, daß ich alle notwendigen Fragen
auch gestellt hatte. »Haben Sie gesehen, wie Tracy in jener Nacht den Club
verließ?«
    Aus irgendeinem Grund war ihr die Frage
lästig. Sie drehte sich wieder der Bar zu, drehte einen Korken vom Korkenzieher.
»Ich habe mir natürlich ihre Vorstellung angesehen.«
    »Eine ganze Anzahl Leute sagt, daß sie
an dem Abend nicht besonders gut war.«
    Kathy zuckte mit den Schultern.
    »Sie hat auch telefoniert, bevor sie
ging. Wissen Sie etwas darüber?«
    »...Nein. Alles, was ich noch weiß,
ist, daß ich mir ihre Vorstellung von unserem üblichen Tisch in der letzten
Reihe aus angesehen habe.«
    »Und danach?«
    »Danach ist sie gegangen. Das war
alles.« Sie sprach fest und entschieden, aber ihre Körpersprache verriet mir,
daß sie log.
    Kathy verließ die Bar, stellte ihr Glas
auf einen Untersatz auf dem Kaffeetisch, blieb aber stehen. Sie sagte: »Wenn
Sie keine Fragen mehr haben sollten, muß ich mich jetzt fertigmachen für eine
Verabredung in der Stadt.«
    Als sie mich aus dem großen, mit
Hypotheken schwer belasteten Haus hinausbegleitete, waren ihre Schritte
leichter, so als hätte sie eine schwierige Aufgabe zu lösen gehabt und wäre gut
damit fertig geworden.
     
    Ich hatte noch nicht zu Mittag
gegessen, und so hielt ich bei Sam’s im Hafenviertel von Tiburon an. Das klare
Wetter hatte ein paar Gäste nach draußen gelockt. Ich setzte mich zu ihnen und
kuschelte mich tief in meine schwere Seemannsjacke. Während ich auf mein
Krabbensandwich wartete, dachte ich über Kathy Sorianos ausweichende Antworten
nach.
    Zu Anfang unseres Gesprächs war

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