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Mord und Brand

Mord und Brand

Titel: Mord und Brand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Loibelsberger
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Spielvogel und Nechyba zu und begrüßte auch sie. Zwei Bahnbeamte stießen nun ebenfalls zu der Gruppe und man einigte sich darauf, dass Gustav Mahlers Waggon abgekoppelt und zu einer Rampe am Frachtbahnhof verschoben werden würde, wo das Krankenautomobil bequem zufahren konnte. Spielvogel, Nechyba, die uniformierten Sicherheitswachebeamten sowie die beiden Bahnbeamten folgten dem Waggon, in den alle Familienmitglieder zugestiegen waren, quer über die Gleise. Diese zu Fuß gehende Gruppe kam gerade rechtzeitig zu der Frachtrampe, um mitzuverfolgen, wie zwei Sanitäter den totenbleichen und sehr zerbrechlich wirkenden Mahler aus dem Waggon heraustrugen und auf eine Bahre betteten. Diese schoben sie dann vorsichtig in das Krankenautomobil. Als der Wagen abgefahren war, verabschiedete sich Nechyba unverzüglich von der versammelten Gesellschaft und stapfte in Gedanken versunken davon. So todkrank, wie Mahler ausgesehen hatte, würden ihn wahrscheinlich auch die ausgezeichneten Ärzte im Sanatorium Löw, wo man ihn nun hinbrachte, nicht retten können.
    »Was hilft es, weltberühmt zu sein?«, brummte er vor sich hin. »Vor’m Tod sind wir doch alle gleich. Wenn der kommt, helfen weder eine Polizeiabsperrung noch teure Ärzte, noch sonst was…«
     
    Als er so versonnen durch den Westbahnhof schlenderte, glaubte er plötzlich erneut, Oprschalek in der Menge zu entdecken. Wie ein schnaubendes Schlachtross drängte er die Leute zur Seite und versuchte, den lang Gesuchten einzuholen. Der blieb plötzlich stehen und begrüßte eine junge Frau. Dabei wandte er sein Gesicht Nechyba zu. Der Inspector erstarrte und murmelte: »Nein! Nicht schon wieder…«
    Der, den er verfolgt hatte, war ganz und gar nicht Frantisek Oprschalek. Genau betrachtet sah er ihm nicht einmal sonderlich ähnlich. Nechyba war enttäuscht. Außerdem registrierte er mit Unbehagen, wie Oprschalek sich in seinem Kopf allmählich zu einer Wahnidee entwickelte. Das war nicht gut. Nein, das war gar nicht gut.
     

XIX.
    In dem Kammerl hinter der Rezeption saß Budka gemeinsam mit Oprschalek und Bela Kis, dem Tagportier des Hotels Hungaria und spielte Karten. Gerade als er ein besonders gutes Blatt hatte, ertönte die Glocke an der Rezeption. Kis stand kurz vom Kartentisch auf und lugte hinaus. Dann wandte er sich seinen Mitspielern zu und zischte:
    »Do ist ein Polizeiagent draußen… die G’stalten kenn i.«
    Budka beobachtete, wie Oprschalek blass wurde und Kis zuflüsterte:
    »Wenn der nach mir fragt: Du kennst mi net. I bin gar net da.«
    Kis nickte, setzte sein professionelles Lächeln auf, ging in die Rezeption hinaus und sagte:
    »Wunderschenen guten Tag, der Herr! Wünschen zu logieren?«
    Der Mann im schwarzen Mantel und mit schwarzer Melone zückte seine Dienstkokarde und schnarrte:
    »Pospischil, Polizeiagenteninstitut. Ich hab’ ein paar Fragen an Sie…«
    Budka sah, wie sich Oprschalek duckte, und musste innerlich grinsen. Das war schon gut so. Der Schneidergeselle war ihm in den letzten Wochen eh ein bisschen zu selbstbewusst geworden. Vom sozialdemokratischen Radaubruder hatte er sich zum rabiaten Totschläger entwickelt, der hemmungslos seinen Hang zur Pyromanie auslebte. Eigentlich wollte Budka sich den Oprschalek als Gehilfen für seine Mordpläne heranziehen. Aber daraus wurde nichts. Denn der lebte hier im Hotel wie die Made im Speck und hatte an Budkas Plänen keinerlei Interesse mehr. Außerdem riss er dauernd großspurig die Goschen auf. Eine Art, die Budka nicht leiden konnte. In der Strafanstalt Stein war auch so einer gewesen, der geglaubt hatte, den Ton angeben zu können. Den hatte Budka mundtot gemacht; mit einem aus einer Glasscherbe gefertigten Messer.
     
    Pospischil beugte sich vor, fixierte Kis mit seinem Blick und fragte:
    »Kennen Sie einen Frantisek Oprschalek? Der soll sich hier im 3. Bezirk in Hotels herumtreiben. Ein langer, hagerer, knochiger Kerl. 45 Jahre alt, volles aschblondes Haar. Ist nach dem Stand unserer Ermittlungen recht elegant gekleidet. Na, kennen Sie den?«
    Budka sah, wie Bela Kis sich nachdenklich am Kopf kratzte.
    »Groß und hager? Circa 45 Johr und elegant gekleidet? No, do wüsst i schon wen…«
    Oprschalek hielt die Luft an, der Polizeiagent schnappte:
    »Und? Wo ist der Kerl?«
    »No, der wor do. Wor schon do… Ist nicht mehr. Ist jetzt in Budapest. Und außerdem mein lieber Herr Polizeiagent: Der Herr, der do wor, hot schworze Haar und schworzen Bart…«
    »Wollen S’ mich pflanzen

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