Mord und Brand
Unterholz. Budka beobachtete fasziniert die interessante Struktur, die das Gras in Fritzis weiche Haut auf ihrem Rücken und Hintern eingeprägt hatte. Zärtlich streichelte er darüber, ein wohliger Schauer überrieselte sie. Das Mädchen lachte lausbübisch und sagte:
»Willst noch einmal, du Nimmersatt?«
Statt einer Antwort zog er sie hinunter auf den warmen Sand. Und obwohl diesmal im wahrsten Sinne des Wortes einiger Sand ins Getriebe geriet, liebten sie sich neuerlich. Danach kramte Budka in seinen Kleidern, holte eine Schachtel Zigaretten hervor und zündete sich eine an. Dabei bemerkte er, dass er Sand nicht nur auf den Armen und Beinen hatte, sondern dass das Zeug auch in allerlei Körperspalten gekrochen war. Fritzi, die ihm gegenüber mit gespreizten Beinen saß, versuchte mit sandigen Händen den Sand von ihrer Haut zu entfernen. Ein Unterfangen, das zwangsläufig scheitern musste. Budka lachte und sagte:
»Lass es bleiben. Es hilft ja doch nichts.«
»Aber der Sand, der juckt so. Weißt, wie unangenehm das ist?«
»Mich juckt er ja auch…«
Kokett antwortete sie:
»Aber nicht dort, wo er mich juckt!«
Er musste lachen, drückte seine Zigarette aus, schnappte sie bei der Hand und rannte mit ihr in das Wasser der Alten Donau, um den Sand abzuspülen. Danach legten sie sich auf eine mitgebrachte Decke und ließen ihre Körper trocknen. Plötzlich schmiegte sich Fritzi ganz eng an ihn und fragte:
»Würdest du mich auch lieb haben, wenn mir was passiert?«
»Was soll dir denn passieren?«
Fritzi zögerte ein bisschen und sagte dann mit leiser Stimme:
»Na, wenn ich zum Beispiel ein Kind bekomm’…«
Wie von einer Tarantel gestochen schnellte Budka in die Höhe und fragte:
»Bist du schwanger?«
Sie schwieg und kaute an ihren Fingernägeln. Schließlich antwortete sie noch leiser:
»Seit über zwei Monaten hab ich nicht mehr… weißt eh… hab ich halt nix mehr g’habt… keinen monatlichen Besuch der Tante… weißt eh…«
Er konnte es nicht fassen: Er würde Vater werden! Glücklich lachend packte er Fritzis Hände, zog sie an sich und umarmte sie stürmisch:
»I glaub’s net! I werd’ Vater!«
Ganz langsam und vorsichtig entzog sich Fritzi seiner Umarmung. Sie rückte etwas von ihm ab und sagte schmollend:
»I weiß aber net, ob das Kind von dir oder vom Engelbert is…«
Seine Gesichtszüge verhärteten sich schlagartig. Er legte sich auf den Rücken und schloss die Augen. Niemand sollte sehen, dass er mit den Tränen kämpfte. Und als er dalag und vor Enttäuschung am liebsten losgeheult hätte, erfasste ihn tiefes Bedauern: Dass er vorher die Gelegenheit nicht wahrgenommen und die Kleine mitsamt ihrem Balg ertränkt hatte.
Mit von der Sonne aufgeheizten Körpern, durchflutet von einer angenehmen Müdigkeit sowie von einem nicht unbeträchtlichen Durst angetrieben, gingen Fritzi Nemec und Nepomuk Budka auf das Gasthaus Neu-Brasilien zu. Ein schmuckes Holzhaus mit einem großen Gastgarten, in dem eine bunte Menschenmenge beisammen saß. Die Mischung war nicht ganz alltäglich: Sonnengebräunte Körper, die nur Badekleidung trugen, saßen unmittelbar neben Ausflüglern im Sonntagsstaat. Budka und Fritzi, die nun wieder vollständig bekleidet waren, fanden ein freies Platzerl direkt an der Holzwand des Gasthauses. Budka schnupperte den warmen Geruch des Holzes, trank mit Genuss das kühle Schwechater Bier und blinzelte träge in die Sonne. Gedankenverloren streichelte er Fritzis Hand. Wobei ihm wieder der Vergleich mit dem Kätzchen einfiel. Er steckte sich eine Zigarette an und rauchte an die Wand gelehnt mit geschlossenen Augen. Plötzlich hörte er eine bekannte Stimme:
»Na, wenn das nicht mein Freund Budka in charmanter Begleitung ist…«
Budka wurde jäh aus seinen Tagträumen gerissen. Vor ihm stand grinsend Frantisek Oprschalek, ein junger Mann begleitete ihn.
Fritzi sah die beiden streng an und sagte:
»Sie müssen sich irren, mein Herr. Das hier neben mir ist der Herr von Löwenstein.«
Und bevor Oprschalek sein vorlautes Maul noch einmal aufmachen konnte, gab ihm Budka einen freundschaftlichen Ellbogenstoß und sagte mit gespielter Herzlichkeit:
»Na, so was! Mein alter Freund Krupka. Dass ich dich wieder einmal seh’.« Dabei umarmte er Oprschalek und flüsterte ihm ins Ohr: »Halt die Goschen und nenn mich Löwenstein.« Mit einer einladenden Geste forderte er Oprschalek und seinen Begleiter auf, bei ihnen am Tisch Platz zu nehmen. Zu Fritzi gewandt
Weitere Kostenlose Bücher