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Mord und Brand

Mord und Brand

Titel: Mord und Brand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Loibelsberger
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85 ?«
    »Aber bitteschen, Herr Polizeiagent. Dos möchte ich nicht. Dos wor schon so.«
    »Wenn der Kerl, den ich Ihnen beschrieben hab, zu Ihnen ins Hotel kommt, verständigen Sie uns umgehend. Der wird wegen Mordes gesucht. Haben S’ mich verstanden?«
    »Selbstverständlich, Herr Polizeiagent. Moch ma, moch ma… sofort. Wann er kommt… Habe die Ehre, Herr Polizeiagent.«
    Grußlos verließ Pospischil das Hotel, Kis kam grinsend in das Kammerl zurück.
    »No? Hob ich den Trottel schen an der Nase rumgeführt?«
     
    Es war ein frühsommerlicher Sonntag. Und da der Tag des Herrn im Leben des Herrn Direktor Hubendorfer grundsätzlich für den Kirchgang und seine Frau reserviert war, hatten Budka und Fritzi Nemec diesen Tag für sich. Diesmal trafen sie einander am Praterstern. Von dort spazierten sie zur Vorgartenstraße, wo sie in eine Garnitur der Tramwaylinie 25 einstiegen. Fritzi hatte rote Backen und war ganz aufgeregt. Als sie auf der Kronprinz-Rudolf-Brücke 86 den Donaustrom überquerten, krallte sie ihre kleine Hand in Budkas Oberarm und sagte mit leuchtenden Augen:
    »Ich bin noch nie über die Donau g’fahren. Die ist ja unglaublich breit…«
    Budka lehnte sich zurück, genoss die Wärme ihres jungen Körpers und schmunzelte über ihre jugendliche Naivität. Gleichzeitig war sein Gehirn in Alarmbereitschaft. Streng kontrollierte es seine Gefühle. Gern haben ja, aber nicht verlieben. Das war die Devise, die er für sich selbst ausgegeben hatte. Dieses G’spusi war eine angenehme Nebenerscheinung eines Geschäftes, das im wahrsten Sinne des Wortes ein Mordsgeschäft war. Schließlich bekam er ziemlich viel Geld dafür, dass er Fritzi Nemec umbringen sollte. Es überrieselte ihn ein Schauer.
    »Was hast denn? Ist dir kalt«
    Er zwang sich zu einem Lächeln und versicherte ihr, dass alles leiwand 87 sei. Damit gab sich Fritzi zufrieden und schaute wieder voll Begeisterung beim Fenster hinaus. Nachdem die Straßenbahn auch die alte Donau überquert hatte, stiegen die beiden aus. Sie gingen ein Stück zurück, über die Böschung zum Wasser hinunter. Hier hatte der Altarm der Donau noch sein wildes, ursprüngliches Aussehen. Ein schmaler Weg führte oberhalb des Wassers durch eine üppig wuchernde Aulandschaft. Voll Entdeckergeist schritt Fritzi voran, herabhängende Zweige immer rücksichtsvoll zur Seite hebend, damit sie ihrem Begleiter nicht ins Gesicht schlugen. Budka trug den kleinen Jausenkorb, den Fritzi für sie beide gepackt hatte. Eine fürsorgliche Geste, die ihn rührte. Er dachte nie an solche Dinge. Das Wegerl führte sie zu einer lauschigen Bucht. Sie legten sich auf den von der Sonne bereits erwärmten Sand. Die Sonnenstrahlen brannten recht kräftig nieder und so zogen sie sich die Überkleider aus. Zu seiner Überraschung hatte Fritzi unter Bluse und Sommerrock einen modischen Badeanzug an, in dem sie einfach umwerfend aussah. Er genierte sich dagegen ein bisschen, als er in seiner weißen, nicht mehr ganz sauberen Unterhose neben ihr lag. Fritzi schien das jedoch nicht zu stören. Sie kuschelte sich an ihn, und plötzlich war wieder dieses Gefühl da: ein Strom tiefer Zuneigung. Da er in seiner Verwirrung nichts Besseres zu tun wusste, hob er Fritzi wie ein Kleinkind hoch, stapfte mit ihr ins Wasser und warf sie in hohem Bogen hinein. Kreischend und strampelnd versuchte sie zu schwimmen. Einen kleinen Augenblick lang dachte er: ›Jetzt könnt’ ich’s ersaufen lassen, so wie ein junges Katzerl.‹ Doch dann sprang er ihr mit einem Satz nach und nahm die verzweifelt prustende, nach Luft schnappende Fritzi in die Arme. Sie klammerte sich an ihn, während er mit kräftigen Schwimmtempi weiter auf das Wasser hinausschwamm. »Nicht, dass du mich jetzt wegstößt oder untertauchst…«, prustete Fritzi, als er gerade versucht war, eben dieses zu tun. Ganz nah war ihr ängstliches, aber trotz allem vertrauensvoll dreinschauendes Kindergesicht. Er küsste sie und dachte: ›Ich sollte es tun, will aber nicht.‹ Es musste eine andere Lösung geben. Vielleicht würde er ihr Ableben nur vortäuschen, das Geld kassieren und dann mit Fritzi irgendwo in der Provinz ein neues Leben anfangen? Ans Ufer zurückgekehrt, zogen sie die nasse Bade- bzw. Unterwäsche aus und legten sich splitternackt nebeneinander auf ein Stück Wiese unter einen Strauch. Und während er über all das nachdachte, begann er zärtlich mit ihrem Bauchnabel zu spielen.
     
    Nackt und verschlafen krochen sie aus dem

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