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Mord und Mandelbaiser

Mord und Mandelbaiser

Titel: Mord und Mandelbaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Mehler
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Sparziergang machen.«
    Thekla konnte nichts gegen das Lächeln tun, das auf ihren Lippen erschien.
    Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her.
    Dann sagte Thekla: »Ich dachte, bei der Security müsste man so oder so ein Held sein.«
    »Ah«, machte er schmunzelnd. »Meine Deckung ist wohl aufgeflogen.«
    Thekla warf ihm einen scharfen Blick zu. »Wohnen Sie nicht schon etliche Monate hier in der Gegend? Da müssten Sie ja inzwischen wissen, dass man auf dem Land nicht anonym bleiben kann.«
    Es stimmt also, dachte sie. Heinrich Held ist bei einem Sicherheitsdienst angestellt gewesen.
    Seine Miene wurde ernst, und als hätte er Theklas Gedankengang folgen können, antwortete er: »Ich bin längst pensioniert. Und eigentlich war ich nichts weiter als ein Büroangestellter. Ich habe einfach nur Informationen gesammelt und ausgewertet. Das tun die meisten der gut zweieinhalbtausend Mitarbeiter des Verfassungsschutzes.«
    Thekla schnappte nach Luft. Heinrich hatte dem Verfassungsschutz angehört. Darauf waren die Klatschmäuler in Moosbach und Umgebung nicht gekommen. Als sie die Neuigkeit verdaut hatte, sagte sie: »Offensichtlich sammeln Sie nach wie vor Informationen. Worüber?«
    Heinrich sah sie bekümmert an. »Ich weiß es nicht.«
    Sie waren bei Theklas Wagen angelangt und stehen geblieben. Als Thekla den Türöffner betätigte, fiel ihr auf, dass Heinrich sich dem Bach zugewandt hatte und auf eine Schneise aus zerdrückten Gräsern und abgeknickten Zweigen starrte, die vom Ende der Brücke über die Böschung ans Ufer hinunterführte.
    Nachdem Thekla in ihren Wagen gestiegen war, drehte er sich um und winkte ihr zu. »Vielleicht sollte ich noch ein wenig an der frischen Luft bleiben.«
    Thekla winkte zurück und betätigte den Anlasser. Plötzlich überlief sie ein Frösteln. Als sie davonfuhr, fühlte sie sich kalt und einsam.
    Auf dem Heimweg hielt sie erneut bei der Christophorus-Statue an. Diesmal fuhr sie den Wagen aufs Bankett, stellte ihn ab und stieg aus.
    Vielleicht hatte der Brückenheilige ja doch noch etwas zu berichten.
    »Müsste jemand in deiner Position nicht sämtliche Zusammenhänge kennen?«, fragte sie ihn.
    Als wie erwartet keine Antwort kam, fasste sie den Entschluss, sich unterhalb der Brücke auf einen der flachen Granitsteine zu setzen, ihren Kopf von sämtlichen grüblerischen Gedanken zu befreien und abzuwarten, womit ihr Unterbewusstsein aufwarten würde.
    Thekla fand es ganz angenehm, mit geschlossenen Augen still hier zu sitzen und nach innen zu horchen. Doch statt einer Eingebung, wie all die wirren Fäden der Geschichte zusammenhängen könnten, erinnerte sie ein irgendwo aus der Tiefe kommender Gedanke daran, dass sie ihrem Bruder noch kein Wort von all den Ereignissen berichtet hatte, die sie momentan am meisten beschäftigten. Es war einfach nie genug Zeit dafür gewesen. Kein müßiges Stündchen hatte dazu eingeladen, sich mit Martin über Holzer-Blasen und präparierten Birnensaft zu unterhalten. Sie nahm sich fest vor, das heute Abend nachzuholen.
    Am Rande ihres Bewusstseins gewahrte sie das Zwitschern der Vögel, das Plätschern des Wassers, das Rascheln und Knistern im Gebüsch.
    Sie schreckte auf, als sie in ihrem Rücken ein Knacken hörte, das sich bedrohlich von der restlichen Geräuschkulisse abhob. Doch ihre Reaktion kam zu spät.
    Der Schlag traf sie über dem rechten Ohr und warf sie zur Seite. Im nächsten Moment legte sich eine raue Decke über sie. Thekla hörte, wie Klebeband abgerissen wurde, und spürte, wie der Stoff um sie herumgewickelt und festgeklebt wurde, bevor sie auch nur die kleinste Abwehrbewegung machen konnte.
    Ihr Zwerchfell verkrampfte sich. Gleich würde sie anfangen zu hyperventilieren.
    Was in diesem Fall nichts macht, sagte sie sich. Die Decke vermindert die Sauerstoffzufuhr, sorgt dafür, dass ich einen Teil des ausgeatmeten CO ² wieder einatme und verhindert somit eine Ohnmacht. Doch im nächsten Moment fragte sie sich bang, ob es nicht entschieden von Vorteil wäre, in dieser Situation das Bewusstsein zu verlieren. Was würde mit ihr geschehen?
    Verpackt wie eine Ware lag sie auf der Seite. Gedämpft drangen die Vogellaute, das Bachplätschern, das Blätterrauschen an ihr Ohr.
    Von der Brücke entfernte sich ein Auto.
    Ansonsten war es still.
    Thekla lauschte, konzentrierte sich aufs Horchen.
    Nichts.
    Sie versuchte, sich zu bewegen, und stellte erstaunt fest, dass die Decke um sie herum recht locker verschnürt war. Sogar

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