Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm

Titel: Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Ernestam
Vom Netzwerk:
empfinden. Blaue Ruhe. Seevögel
über dem Wasser. Graue Schleier wie vor den leeren Augen Michelle Andrés.
    »Du bist einfach weggelaufen«, sagte sie dann und merkte, dass der Finger am Abzug gefühllos wurde. »Du bist weggelaufen wie ein aufgeschrecktes Kaninchen. Hätte sich dieses amerikanische Paar nicht um mich gekümmert, wäre ich vielleicht hier oben auf dem Kliff am Schock gestorben. Aber sie haben mich ins Krankenhaus gefahren. Sie haben mich gefragt, was geschehen sei. Ich habe sie natürlich angelogen. Dich gedeckt. Wir hätten uns gestritten. Es sei unverantwortlich, sich so nahe am Abgrund zu prügeln. Im Krankenhaus haben sie mich dann zweimal besucht. Zweimal öfter als du, David. Von dir habe ich erst später gehört. Wie dein Wahn langsam verebbt sei, gerade rechtzeitig zur Ausstellung. Und dass du das Gerücht meines Selbstmordversuchs an die richtigen Leute weitergegeben hättest. Du bekamst deine Besprechungen. Aber du hättest sie auch so bekommen.«
    »Verzeih mir, verzeih mir, verzeih, aber du irrst, du irrst, du …«
    »Schade dass du mich nicht besser im Auge behalten hast. Du glaubtest wohl, ich würde wie ein Hund mit eingeklemmtem Schwanz verschwinden. Dass ich es nie wagen würde, dich öffentlich herauszufordern, dass ich nie erzählen würde, was geschehen war und wie gut du alles vorbereitet hattest. Teilweise hast du ja recht behalten. Ich schlich mich ins Haus und packte einige von meinen Sachen zusammen. Das Gemälde, die Plastik und die Urne ließ ich von einer Spedition abholen, als du nicht im Restaurant warst. Du hast das vielleicht geahnt, aber das war ein geringer Preis, nicht wahr? Das Gemälde habe ich in einer sternklaren Nacht am Renvyle Point verbrannt. Ich wollte die Asche im Wind verstreuen und mir vormachen, ich hätte dich durch die Zerstörung eines Gemäldes, das ein Stück deiner Seele enthalten hatte, getötet. Aber nicht einmal da gelang es mir, dich in meinen Gedanken zu töten.
Ich hob die Asche auf und schüttete sie in die Urne. Dann schuf ich den Mythos von dem toten David Connolly. Ich habe alle diese Jahre mit einem Gespenst gelebt. Manchmal wusste ich schon nicht mehr, wer von uns wirklich tot war. Du oder ich. Vielleicht kann man sagen, dass ich deinen Wahnsinn übernommen habe.«
    »Gib mir eine Chance, Mari. Ich will alles wiedergutmachen. Sheila bedeutet nichts. Sie hat nie so viel bedeutet wie du. Wir können wieder von vorne anfangen, ich habe noch ein ganzes Leben, um alles wiedergutzumachen. Lass es mich versuchen, lass mich, ich wollte dich nicht töten …«
    »Ich war schwanger, David. Die Schwangerschaft war noch nicht weit fortgeschritten, aber ich hatte es dir bei der Ausstellung erzählen wollen. Wäre sie ein Erfolg gewesen, hätten wir zwei Gründe zum Feiern gehabt. Wenn nicht, dann hättest du trotzdem einen Grund gehabt, dich zu freuen. Das habe ich in meiner unbeschreiblichen Einfalt geglaubt. Dich verlangte es nach Ewigkeit, nicht wahr? Dort siehst du ein Stück Ewigkeit. Deine Gene hätten weitergelebt. Aber im Krankenhaus bekam ich eine Blutung. Deine Gene bluteten aus mir heraus und wurden von weißen Krankenhauskompressen aufgesogen. Wurden von Händen aufgewischt, die man nach vollendetem Werk desinfizierte.«
    Er streckte die Hände aus wie zum Gebet. Sie sah das gedunsene Gesicht und den beleibten Körper und dachte, dass sie ihm gerne einen Tritt in den Abgrund gegeben hätte.
    »Es ist dir gelungen. Weißt du das? Es ist dir gelungen, nicht nur unser Kind, sondern auch mich zu töten. Ich bin seither wie eine lebende Tote herumgelaufen. Ohne Gefühle, ohne Vernunft. Für meine Umgebung lebte ich, während du tot warst. Schwarz wurde weiß. Genau wie unser Unternehmen Kleopatras Kamm , das nicht war, was es zu sein schien. Du hast mich dazu veranlasst, zu töten, weißt du das? Ich habe einem elenden Familientyrannen ein Kissen auf den
Mund gedrückt. Er unterdrückte seine Frau. Jetzt lebt sie auf, und mit ihrem Geld will ich unser Restaurant wieder eröffnen. Es ist wirklich zu betrüblich, wie es dort im Augenblick aussieht. Doch, ich war dort. Ein schäbiges Café und schimmelige Segel in unseren alten Räumen.«
    »Ich verstehe nicht, was du sagst, natürlich hast du niemanden getötet. Ich war krank, nicht du, aber Mari …«
    »Siehst du dieses Gewehr? Ich habe es einer Blinden gestohlen. Bin in ein Zimmer gegangen, habe es von der Wand genommen und in meine Tasche gesteckt. Siehst du, wozu deine kleine Mari

Weitere Kostenlose Bücher