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Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm

Titel: Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Ernestam
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wieder hereinkam, um sie weitere Gerichte, die sie gerade kochte, probieren zu lassen. Im Verlauf des Tages wurden sie immer besser. Fredrik aß und wagte, noch einen Schritt weiterzugehen, indem er eine eventuelle Ermordung Hans Karlstens als juristisches Gedankenspiel oder mathematische Gleichung betrachtete, die am Schluss aufgehen musste. Er erwähnte das Geld, das sie erhalten würden, und machte eine vage Anspielung, dass sie die Summe einem wohltätigen Zweck stiften könnten.
    »Wenn wir einmal von der Tatsache absehen, dass wir ihn natürlich nicht umbringen dürfen, gäbe es vielleicht einen moralisch akzeptablen Grund, es doch zu tun«, meinte er und wies darauf hin, dass Hans Karlsten auf die siebzig zuging und sich vermutlich in keinem sonderlich guten Zustand mehr befand, weder physisch noch psychisch. Es sei nicht sicher, ob er die ihm verbleibenden Jahre noch in Gesundheit leben könnte, ein Mord würde ihm also Leiden ersparen. In jedem Fall würde er Elsa Karlsten Leiden ersparen. Fredrik wählte seine Worte sorgfältig, obwohl das Konzentration erforderte. Ihm gingen bereits die Bilder durch den Kopf, Bilder, in denen
sich die Vergangenheit mit der Gegenwart vermischte, bis es schließlich wieder sein Papa war, der Elsa Karlsten anschrie und mit einem Gewehr auf sie zielte. Papa, die Augen voller Verachtung und mit einem Lächeln, das nie aus mehr als einer höhnischen Krümmung der Mundwinkel bestanden hatte.
    Einen Augenblick lang befürchtete er, zu weit gegangen zu sein, und war dann sehr erleichtert, als Mari zugab, sie könnte verstehen, was er meinte. Dass man mit anderthalb Millionen viel Gutes tun könne. Anna versuchte, Moral und Anständigkeit ins Feld zu führen, aber schlug dann schließlich die Hände vors Gesicht und gab zu, dass sie Elsa Karlstens Finger vermutlich nie würde vergessen können, und dass sie es ebenfalls verstehe. In der Theorie natürlich nur. Nur in der Theorie.
    Sie einigten sich auf das Selbstverständliche. Dass sie den Mord so schonend wie möglich ablehnen, anderweitigen Hilfeleistungen aber zustimmen würden. Niemand von ihnen wollte natürlich Elsa Karlstens mentalen Zustand erneut in Frage stellen. In stillem Einvernehmen betrachteten sie sie als normal, jedoch verzweifelt. Anna versprach, sich um den Wohnungsmarkt zu kümmern, Mari nahm sich vor, sich nach ihren Rentenansprüchen zu erkundigen, und Fredrik fiel die Aufgabe zu, die entscheidenden Gesetzestexte herauszusuchen.
    Sie trennten sich und überließen es Jo, das Café zu schließen. Fredrik fiel auf, wie glücklich Jo aussah, wenn sie hinter dem Tresen des Cafés stand. Sie hatte ihr überraschend schönes braunes Haar unter einem Kopftuch versteckt, ihre sonst immer schmutzige Brille war geputzt, hinterließ jedoch einen Abdruck auf der Nase, ihr schwarzer Pullover hatte Schweißflecken unter den Achseln, aber sie lächelte die Gäste an. Weiter fiel Fredrik auf, dass sie unter der Schürze einen ziemlich kurzen Rock trug, der den Blick auf lange, wohlgeformte Beine freigab und Füße mit einem hohen Spann. Er stellte sie sich mit neuer Frisur vor, mit Kontaktlinsen und einem engen
Kleid. Dann verfluchte er sich, dass er seine Fantasie nicht im Zaum halten konnte, und umarmte Anna und Mari. Erst am U-Bahn-Eingang wurde ihm klar, wohin er eigentlich unterwegs war. Er wollte nicht nach Hause. Er wollte zu Miranda.
    Frauen. Wie sehr sie ihn doch immer fasziniert hatten, schon von klein auf. Wie hatte er die Töchter der Nachbarn doch um ihre Höschen mit Spitze beneidet und um die Kleider mit Schleifen, die sie tragen durften, wenn sie sich fein machten. Kleider, die die Schwester tragen sollte, die seine ständige Begleiterin und Vertraute hätte sein sollen. Er selbst musste so ekelhafte Unterhosen tragen, Hosen, die im Schritt klemmten, und Hemden, die seinen Hals wund scheuerten.
    Papa verhöhnte ihn immer beim Abendessen, weil er die technischen Jagdprobleme nicht verstand, die im Kopf zu lösen waren. Sein einziger Trost war dann, sich ins Schlafzimmer seiner Eltern zu schleichen, während diese Kaffee tranken und Nachrichten schauten. Dort versteckte er sich in Mamas Kleiderschrank und vergrub das Gesicht in ihren Kleidern, Jacken und Blusen. Sie dufteten nach Parfüm und nach dem Schweiß von Frauen, irgendwie süßlich und verführerisch, ein Duft, der so anders war als alle die Gerüche, die ihn sein Vater zu ertragen gezwungen hatte. Das Blut bei der Jagd. Der stechende Pulvergeruch eines

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