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Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm

Titel: Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Ernestam
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Einsamkeit. Vielleicht hatte es ihr besser gefallen, in einem kleinen Dorf in Ångermanland ein Jemand zu sein als in einer der großen Städte, von denen sie manchmal gesprochen hatte, ein Niemand.
    Das hinderte ihn nicht daran, selbst Paris, Berlin, Wien und alle die anderen Metropolen zu lieben, in die ihn seine einsamen Reisen geführt hatten. In Berlin hatte er richtige Künstler die Lieder seiner Kindheit singen hören, die nicht das Geringste mit Im Frühtau zu Berge und Schneeflöckchen Weißröckchen zu tun hatten. Die Vorführungen in den Nachtclubs in Paris und in der Oper in Wien gefielen ihm. Später lernte er dann auch noch die Bauchtänzerinnen in Ägypten und die Flamencokünstler in Andalusien lieben.
    Es dauerte, bis er etwas Ähnliches auch in Stockholm fand. Die Musikszene nach Einbruch der Dunkelheit erschien ihm mit wenigen Ausnahmen wie eine bleiche Kopie von dem, was er in Europa gesehen hatte, die Inszenierungen waren meist dilettantisch und eindimensional, bis er das Fata Morgana in der Gamla Stan entdeckte. Dort lernte er auch Miranda kennen.
    Frauen. Zunächst war er abgewiesen worden. Dann veränderte sich etwas, und er hatte beinahe die freie Wahl. Er sah immer sehr gut und gepflegt aus, sehr männlich. Er wählte seine Kleidung sorgfältig, die Gesprächsthemen ebenfalls, und brachte den Frauen, denen er begegnete, meist echtes und ehrliches Interesse entgegen. Er hätte eine Frau nie ausgenützt. Aber er konnte auch nicht alles teilen, und deswegen verabschiedete er sich immer, wenn die Forderungen nach totaler Hingabe zu laut wurden. Seine Abschiede waren zwar immer direkt und offen, aber er konnte es nicht vermeiden, dass jemand dabei gelegentlich trauriger wurde, als er verkraftete. Noch schlimmer war es, wenn sich eine Exfreundin in die Arme eines dieser widerlichen Typen warf, von denen er wusste, dass er sie früher oder später verletzen würde.

    Er hatte das Gefühl, dass die Beziehungen, die er begann, immer nur vorübergehender Art waren. Sie dauerten nie so lange, dass er den Wunsch verspürte, Anna und Mari seine Frauenbekanntschaften vorzustellen. Was er nicht geben konnte, kam ihm immer mehr wie ein unehrlicher Ballast vor, und in den letzten Jahren hatte er resigniert. Er begnügte sich mit der tiefen Liebe, die er für seine zwei engsten Freundinnen empfand. Und jetzt hatte er außerdem noch Miranda.
    Mehrere Wochen vor Eröffnung des Fata Morgana hatte er bereits erfahren, dass der neue Club in der Gamla Stan genau die Unterhaltung bieten würde, die er mehr schätzte als jede andere. Und der Premierenabend hatte seine Erwartungen erfüllt. Die Frauen, die auftraten, schienen alle den Notenheften seiner Mutter entsprungen zu sein, und die Männer, die um sie herumschwänzelten, hatten nichts mit dem Papa gemein, der versucht hatte, ihm beizubringen, wie sich ein richtiger Mann benahm. Diese Lehren waren ohnehin im Gewehrfeuer auf der Strecke geblieben. Sie waren an dem Tag im Moor verschwunden, an dem seine Seele gestorben war, um in einer anderen Farbe aufzuerstehen.
    Immer wieder besuchte er das Fata Morgana. Mit einem Drink in der Hand ließ er sich auf einen der roten Plüschsessel sinken, lauschte der Musik, genoss die Farben, Formen und Düfte und ging dann nach Hause, ohne mit jemandem außer dem Eigentümer des Lokals ein Wort zu wechseln. Bei seinem vierten Besuch trat Miranda auf.
    Sie war klein, hatte aber die richtigen Rundungen und langes rotes Haar, das ihr bis zur Taille reichte. Eine dieser heißblütigen Frauen mit Wespentaille, die es eigentlich gar nicht mehr gab. Mama war auch eine Schönheit gewesen, aber kühl wie eine Statue. Er hatte stattdessen immer von Anita Ekberg, Rita Hayworth oder Ava Gardner geträumt.
    Miranda trug ein an Brüsten, Taille und Hüften enges Kleid aus Goldlamee mit einem Schlitz, der fast bis zur Taille reichte
und aufgrund ihrer hochhackigen, goldenen Schuhe, mit denen sie sich mühelos bewegen konnte, noch länger wirkte. Bei diesem ersten Mal hatte sie Zarah Leander gesungen, was gut zu ihrer Altstimme passte, und er wusste, dass sie die Frau war, nach der er sehr lange gesucht hatte. Er hatte in der Dunkelheit gesessen und sie angesehen. Er war sich nicht sicher, ob sie ihn auch sehen konnte oder nicht, und fest entschlossen, sie anschließend in ihrer Loge aufzusuchen. Das tat er. Er klopfte nicht einmal an, sondern stand plötzlich vor ihr, fast ohne selbst zu wissen, wie das zugegangen war.
    »Ich heiße

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