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Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm

Titel: Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Ernestam
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natürlichen Todes gestorben«, meinte er ganz erstaunt über diese späte Einsicht. »Elsas Darstellung war dramatisch. Wir haben uns mitreißen und irreführen lassen. Aber was gibt es eigentlich für einen Grund, anzunehmen, dass das, was sie uns erzählt hat, wahr ist? Wenn sich Arzt und Sanitäter einig sind, dass ihr Mann eines natürlichen Todes infolge eines Herzinfarkts gestorben ist, er hatte früher schon einmal einen … wenn es im Zimmer nach Alkohol stank, wenn er getrunken und gleichzeitig starke Tabletten genommen hatte … Hans Karlsten war alt und krank, so viel wissen wir. Wir wissen auch, dass Elsa Karlsten vor einer Woche zu uns kam und uns bat, ihn zu töten. Aber wenn wir von diesem Besuch einmal absehen und wenn niemand etwas anderes behauptet, haben wir dann noch die geringste Veranlassung, daran zu zweifeln, dass Hans Karlsten einen Herzinfarkt erlitten hat? Vielleicht spürte er ja, dass seine Frau ihn verlassen würde, und das hielt sein Herz nicht aus? So was kommt vor. Dass seine Frau dann von einem rettenden Racheengel gesprochen hat, müssen wir vermutlich symbolisch deuten. Sie hat vielleicht Visionen, weil sie psychisch aus dem Gleichgewicht geraten ist. Aber das macht sie nicht gleich zu einer Mörderin.«
    Mari atmete schwer. Fredrik hatte den Eindruck, dass sie aufatmete.
    »Du hast recht«, sagte sie nach einer Weile. »Natürlich hast du recht. Idiotisch, dass wir gleich von einem Mord
ausgegangen sind, nur weil … Wir unternehmen jetzt mit Ausnahme von Annas diskreten Nachforschungen erst einmal überhaupt nichts und warten ab, was passiert. Geschieht nichts, dann haben wir uns auch nichts vorzuwerfen. Hans Karlsten ist eines natürlichen Todes gestorben, und wir haben unser Bestes getan. Solche Dinge können passieren, das wissen wir alle.«
    Anna nickte. Eine Weile lang schwiegen sie, dann entschuldigte sich Mari und verließ das Zimmer. Anna und Fredrik wandten sich den Grundrissen eines neugebauten Einfamilienhauses etwas außerhalb der Stadt zu, für das sie Vorschläge für die Einrichtung machen sollten. Erstaunlich konzentriert einigten sie sich auf eine einheitliche Linie und machten dann jeder für sich mit den Einzelheiten weiter. Mari kam nach einer Stunde zurück. Die Stunde, die sich jeder laut Elsa Karlsten erlauben kann, dachte Fredrik.
    Einige Stunden später saß er im Fata Morgana und hörte zu, wie Miranda einen Song vortrug. »Raus mit den Männern aus dem Reichstag, und raus mit den Männern aus dem Landtag, und raus mit den Männern aus dem Herrenhaus, wir machen draus ein Frauenhaus!« Dieses Lied war zwischen den beiden Weltkriegen entstanden. Jetzt musste Fredrik seinen eigenen Krieg überleben. Er würde dieses seltsame Geschlecht, das Frau genannt wurde, nie begreifen. Vielleicht war es ja genauso gut, dass sie die Macht im Reichstag übernahmen, wenn die aufgestauten Aggressionen sonst nur dazu führten, dass sie ihre im Nachbarbett schlafenden Ehemänner umbrachten. Nein, nicht umbrachten. Es war ein natürlicher Tod gewesen. Natürlich. So war es, und wenn er sich das nur mit Anna und Mari oft genug vorsagte, dann wurde es wahr, musste es wahr werden.
    Alle drei hatten das Honorar von anderthalb Millionen mit keinem Wort erwähnt, darauf wies ihn Miranda hin, als sie an seinem Tisch Platz nahm. Ihre Show hatte begeisterten Applaus
ausgelöst. Der Saal war voll, und Fredrik hatte wieder einen Tisch gewählt, an dem ihn niemand sehen konnte. Wenn Miranda sang, wollte er dabei sein, ohne gesehen zu werden. Es reichte, dass sie wusste, dass er dort war, und dass sie ihn aufsuchte, wenn sie fertig war.
    Das tat sie auch. Sie dankte für den Applaus, stieg von der Bühne herunter, schlängelte sich zwischen den Tischen hindurch und lächelte in alle Richtungen. Obwohl ihr rotes Kleid an den Waden enger wurde, ließ sie sich mühelos auf den Stuhl sinken. Ihr Haar war schwarz und hochgesteckt, einzelne Locken fielen frei herab. Sie fingerte an ihren Armbändern, lehnte sich zurück, holte eine goldene Zigarettenspitze hervor, zog sie auf eine erstaunliche Länge aus, steckte einen dunklen Zigarillo hinein und zündete ihn an. Er sah ihr fasziniert zu, wie sie perfekte Rauchwolken in die Luft blies. Seine Großmutter hatte einmal so eine Zigarettenspitze besessen. Später wurde sie dann in der Kommode seiner Mutter aufbewahrt. Sie benutzte sie nie. Aber als er sie einmal ausleihen wollte, hatte sie ihm das mit der Begründung, sie sei zu empfindlich,

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