Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm
nicht erlaubt. Er war vorsichtig gewesen, aber das hatte ihm nicht geholfen. Sein Verlangen nach der Zigarettenspitze hatte ihn ins Verderben gestürzt.
Miranda hatte kaum Platz genommen, da stellte der Kellner schon einen roten Drink vor sie hin. Sie lächelte und bedankte sich, nahm das Glas in die Hand und trank. Dann wandte sie sich ihm zu.
»Was wird mit dem Geld?«
Er wusste zuerst nicht, wovon sie sprach, und sie wiederholte verärgert die Frage.
»Elsa Karlsten hat euch beauftragt, ihren Mann zu ermorden. Jetzt ist er tot, und sie glaubt, dass ihr ihn ermordet habt. Sie hat euch für eure gute Arbeit gedankt. Wann hat sie vor, zu bezahlen?«
Unabsichtlich stieß er an das Glas auf dem Tisch. Ein paar
Tropfen schwappten auf seine Hand und färbten sie rot. Er betrachtete die Flecken. Sie schienen immer röter zu werden, und er wischte sie schnell weg. Ihm fiel Mari ein, die eine Schere in die Hand ihres Chefs gerammt hatte. Damit hatte alles angefangen, oder war das nur der auslösende Faktor gewesen? Der Gedanke, dass alles, was er Miranda vor ihrem Auftritt in ihrer Loge erzählt hatte, nur zu dieser einen, sehr konkreten Frage geführt hatte, kränkte ihn.
»Sie ist sofort darauf zu sprechen gekommen. Sie hat gesagt, dass sie uns so schnell wie möglich bezahlen würde. Vielleicht war sie auch nur deswegen gekommen. Aber ich habe dir nicht deswegen …«
»Was?«
Er schluckte.
»Ich habe dir nicht deswegen von dem heutigen Vorfall erzählt. Das, was sich ereignet hat, ist … fürchterlich. Elsa Karlstens Schicksal hat mich jetzt tagelang verfolgt und mir mehr zu schaffen gemacht, als mir vielleicht bewusst war. Und jetzt das. Ich muss versuchen, irgendetwas Gutes daran zu finden, ich will nicht akzeptieren, dass es nur um ein paar Tausender geht.«
Miranda strich ihm zärtlich über den Arm, und er begann zu schwitzen.
»Ich sage ja auch gar nicht, dass es nur darum geht«, erwiderte sie mit einer Stimme, die ihn an eine schnurrende Katze erinnerte, die in Reichweite gerade einen Vogel mit gebrochenem Flügel entdeckt hat.
»Ich habe nur ganz harmlos gefragt, was jetzt aus dem Geld wird. Ist Elsa Karlstens Mann eines natürlichen Todes gestorben? Hat sie ihn mit einem Kissen erstickt? Das wissen wir nicht, aber wir haben uns offenbar entschlossen, an die erste Alternative zu glauben, vielleicht auch nur, um Elsa zu schützen. Wir wollen nur ihr Bestes, nicht wahr? Darin sind wir uns doch einig? Jetzt beabsichtigt sie also, diese Geldsumme
zu zahlen. Ein Zurückweisen würde sie sehr erstaunen. Sie ist davon überzeugt, dass ihr ihren Mann getötet habt. Wäre es nicht am besten für sie, wenn sie das weiterhin denken dürfte? Andernfalls könnte man auch zu einem anderen Schluss kommen. Nämlich, dass sie selbst ihren Mann mit einem Kissen erstickt hat. Und wir wollen doch nicht, dass irgendjemand auf diesen Gedanken kommt, weder sie selbst noch sonst jemand. Ist es nicht das Beste, wenn alle außer Elsa Karlsten daran glauben, dass ihr Ehemann eines natürlichen Todes gestorben ist?«
»Natürlich ist ihr Mann eines natürlichen Todes gestorben! Und wir können nicht anderthalb Millionen für etwas kassieren, das wir nicht …«
Fredrik nickte langsam. Miranda fuhr sich mit der Zunge über die Zähne.
»Genau das wollte ich gerade sagen. Dass ihr es euch nicht gestattet, zu sagen oder auch nur zu denken, dass einer von euch den Auftrag von Elsa Karlsten ernst genommen haben könnte. Dass einer von euch dieser Racheengel gewesen sein könnte, den sie so blumig beschrieben hat. Der Engel mit dem schönen Haar. Denk doch nur mal an den Namen eurer Firma. Kleopatras Kamm . Nichts ist, was es zu sein vorgibt.«
Sie sah Fredrik provozierend an und nahm einen Zug von ihrem Zigarillo. Schlug die Beine übereinander. Natürlich Netzstrümpfe. Er wollte etwas erwidern, es fiel ihm aber nichts ein. Miranda lehnte sich näher an ihn heran, und er nahm den Duft ihres Parfüms wahr. Ein altmodischer Duft.
»Kannst du dich an die Kaninchen erinnern, Fredrik? Erinnerst du dich an die Strafe, die du buchstäblich zu spüren bekommen solltest?«
Er wollte nicht daran denken. Er hatte die Szenen in seinem Inneren so oft erlebt, dass sein Unterbewusstsein den Film jederzeit abrufen konnte, wenn er auch nur eine der Komponenten
flüchtig berührte. Er wehrte sich, aber Miranda schien ihn genau dazu zwingen zu wollen. Vergeblich bat er sie aufzuhören und ihn in Frieden zu lassen, aber sie wiederholte einfach
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