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Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm

Titel: Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Ernestam
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gerne …«
    Sie verstummte. Außerdem kannst du meinen Anteil gerne haben, hatte sie sagen wollen, aber das klang nicht nur verdächtig großzügig, sondern kollidierte auch mit einem Entschluss, den sie gerade erst gefasst hatte. Sie brauchte Geld, um sich einen Traum zu erfüllen. Ohne diesen Traum war sie ein Nichts. Denn wenn sie nichts unternahm, würde Mari als funktionierende Person schon bald nicht mehr existieren.
    Sie betrachtete Fredrik und dachte, dass seine Brauen hübscher waren, als ihre das je gewesen waren. Mari hatte das seltsame Gefühl, dass auch er im Begriff gewesen war, Anna seinen Anteil anzubieten, es sich aber genau wie sie selbst im letzten Augenblick anders überlegt hatte.
    »Ich habe auch nachgedacht, Anna«, sagte Fredrik. »Ich habe über Elsas Bericht nachgedacht. In den letzten Tagen brachte ich ihren Mann auf alle nur erdenklichen Arten ums Leben: Ich habe seinen Kopf unter Wasser gedrückt. Ich habe ihn überfahren. Ich habe ihm Schlafmittel eingeflößt. Ich habe ihn in einen Abgrund gestoßen. Ich habe ihn erschossen. Sogar erdolcht habe ich ihn, obwohl das eigentlich selbst für meine Fantasien etwas zu blutig war. Das Schlimmste war, dass ich es jedes Mal genoss. Ich habe ein Triumphgeschrei angestimmt, wenn es im Wasser endlich nicht mehr gezuckt hat oder wenn sein Schrei verstummt war, nachdem sich eine Kugel in seine Stirn gebohrt hatte. Aber all das hat sehr wenig mit der Wirklichkeit zu tun oder mit dem rationalen Ich. Die Gedanken sind manchmal die einzige Rückzugsmöglichkeit, die wir besitzen. Du hast jetzt das Gefühl, unter Druck zu sein, Anna. Du liebst deinen Vater, und es geht ihm schlecht, aber deswegen …«
    Er wurde unterbrochen, als Jo ihren Kopf durch die Tür steckte. Ehe sie noch etwas sagen konnte, schob Elsa Karlsten sie zur Seite und drängte sich ins Zimmer. Sie wirkte aufgeregt.
Haarsträhnen hatten sich unter ihrem Hut gelöst und lockten sich um die Ohren. Der offene Mantel saß schief. Ihr Kleid hatte einen warmen Rotton, der mit der Farbe ihrer Wangen harmonierte. Mari fiel auf, dass sie einen goldglänzenden Lidschatten aufgelegt hatte, der ihren Augen Tiefe verlieh und sie ausdrucksvoller erscheinen ließ. Jo schloss die Tür hinter sich, und Elsa Karlsten setzte sich auf den freien Stuhl am Tisch. Sie streifte die Handschuhe ab und schien die Unruhe, die ihr Eintreffen ausgelöst hatte, nicht zu bemerken.
    »Entschuldigt, dass ich hier einfach so reinplatze«, sagte sie. »Ihr wolltet mich natürlich nicht anrufen … kein Misstrauen erregen … aber jetzt dachte ich, muss ich doch vorbeikommen und mich bei euch bedanken. Es hätte gar nicht besser laufen können. Die Polizei war da, hat sich umgesehen und mir Fragen gestellt. Das hat mich natürlich etwas nervös gemacht. Aber sie haben behauptet, das sei Routine, wenn jemand zu Hause stirbt. Die Burschen waren wirklich wahnsinnig nett. Ich glaube auch nicht, dass sie irgendeinen Verdacht geschöpft haben. Der Arzt meinte, das Herz hätte aufgehört zu schlagen. Offenbar vermutete er einen Herzinfarkt. Er hatte schließlich bereits einen. Also ein Infarkt. Jetzt haben sie ihn weggebracht, oder das, was von ihm noch übrig war, muss ich wohl sagen, und ich weiß nicht, ob sie ihn noch weiter untersuchen. Aber dem Arzt und den Sanitätern ist natürlich aufgefallen, dass er nach dem Schnaps stank, den er vor dem Einschlafen noch getrunken hatte. Als sie sich dann die Tablettenschachteln angesehen haben, schienen sie nicht mehr daran zu zweifeln, dass er eines natürlichen Todes gestorben ist, verursacht von den Krankheiten, an denen er bereits litt, und von dem, was er zu sich genommen hatte. Und seinem Herzen natürlich.«
    Sie hielt kurz inne, um Luft zu holen. Nervös strich sie mit den Händen über den Mantel und fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen.

    »Ich glaube, ich habe einen vertrauenerweckenden Eindruck gemacht. Von einem eventuellen Verhör war nicht die Rede. Im Gegenteil. ›Unser aufrichtiges Beileid‹, haben sie gesagt. Ich hatte wirklich Mühe, nicht laut aufzulachen. Ja, ich verstehe, dass es gefühllos klingt, wenn eine alte Frau wie ich nicht einmal angesichts eines Todesfalls etwas ergriffen sein kann. Ich sollte zumindest vorsichtig sein. Aber ich musste jetzt einfach herkommen. Um euch meine Dankbarkeit auszusprechen. Weil ich … also, weil ich solche Angst hatte … und jetzt …«
    Tränen liefen ihr die Wangen herunter. Sie unternahm nichts, um sie

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