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Mord Unter Segeln

Mord Unter Segeln

Titel: Mord Unter Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Franke
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zu behalten. Im Zeitalter von Internet und Datenübermittlung per Mail ist ja alles sehr viel einfacher.«
    »Das ist zumindest etwas Positives.« Christine riss sich zusammen. Sie durfte sich nicht in Sentimentalitäten verzetteln. Doch es fiel ihr schwer, das Gespräch wieder auf das für die Untersuchung Wichtige zu lenken, denn Peter Gerjets war ja in zweifacher Hinsicht ein gebeutelter Mann. »Wie machen Sie das eigentlich, wenn Sie Sophie im Krankenhaus besuchen? Über Nacht, meine ich. Haben Sie Freunde hier, bei denen Sie übernachten?«
    »Nein. Ich habe einen Bulli. Der ist zwar schon steinalt, den haben wir uns angeschafft, als Sophie noch klein war. Ich kann im hinteren Bereich schlafen. Wenn ich mal pinkeln muss, geh ich an die Büsche. Als Mann hat man es da ja leicht.«
    »Stimmt. Aber lassen Sie uns über Ihre Frau sprechen. Wissen Sie, mit wem sie segeln wollte? Hat sie öfter spontane Segelausflüge unternommen? Haben Sie ein eigenes Schiff?«
    »Nein. Simone segelte nicht. Sie flog. Nur wenn es nicht anders ging, nahm sie die Fähre. Simone hasste es, Zeit zu vergeuden. Alles musste schnell erledigt sein. Und meistens fand sie jemanden, der sie aufs Festland flog, einen Linienverkehr gibt's ja seit einiger Zeit nicht mehr. Für Sophie und mich ist die Überfahrt nach Bensersiel jedes Mal schön, wir genießen es, aber Simone war nur genervt, weil es ihr zu lang dauerte. Darum kam auch Segeln für sie nicht in Frage. Obwohl ich ein kleines Boot besitze und Sophie genauso gern wie ich auf dem Meer ist. Meine Tochter liebt es, sich mit Wind und Wellen zu messen. Für uns beide ist Segeln ein kleines Abenteuer und eine Herausforderung. Simone hat das immer abgelehnt, uns aber nie Steine in den Weg gelegt, wenn wir ein Vater-Tochter-Segelwochenende unternahmen. Sie ist als Kind viel auf Booten gewesen. Ihre Eltern hatten eine kleine Werft, Simone ist also quasi auf dem Wasser groß geworden. Mir hat sie mal gesagt, sie habe so viel Zeit auf Schiffen vergeudet, die müsse sie nun mit Flugzeugen wieder reinholen.« Gerjets zuckte mit den Schultern. »Verstanden hab ich das allerdings nicht. Wenn man das Meer erst einmal liebt, dann bleibt so eine Liebe doch.«
    »Kann es Freunde gegeben haben, mit denen Ihre Frau während Ihrer Abwesenheit segelte?« Diese von Christine neutral formulierte Frage brachte Peter Gerjets in Rage.
    »Was meinen Sie mit Freunden?«, blaffte er und fuhr aus seinem Stuhl hoch. Automatisch zuckte Christine zusammen. Da war sie wohl gründlich missverstanden worden. Augenscheinlich hatte sie einen wunden Punkt bei Gerjets berührt.
    »Na, Freunde eben. Bekannte, andere Insulaner, Menschen, die man gut kennt.«
    »Ach so.« Gerjets entspannte sich wieder. »Entschuldigen Sie, ich bin noch etwas durcheinander. Natürlich hatte sie Freunde, aber meines Wissens ist sie, wie gesagt, nicht gesegelt.«
    »Wenn Ihre Frau das Wasser so ablehnt, wie kommt es dann, dass Ihre Familie auf der Insel lebt? Sind Sie ein gebürtiger Langeooger?«
    »Nein. Die Pension gehörte früher Simones Oma mütterlicherseits. Irgendwie hat es Simone gefallen, sie zu übernehmen, als ihre Oma gestorben war. Sie empfand es als Freiraum, nachdem sie einige Jahre Flugbegleiterin bei der Lufthansa gewesen war. Das unstete Leben hatte sie satt, sie genoss die Inselruhe und hatte Spaß daran, über die Pension ständig neue Menschen kennenzulernen. Für Sophie war es natürlich toll, in einem so behüteten Umfeld aufzuwachsen, das habe ich jedenfalls immer als großen Vorteil gesehen. Und meine Frau war zufrieden, da war es egal, wo ich von der Bohrinsel aus hinfahre, ob aufs Festland oder hierher.«
    »Verzeihen Sie, wenn ich das jetzt so direkt frage, aber Sie haben gerade sehr emotional reagiert, als ich nach Freunden Ihrer Frau fragte. Hatte sie einen Liebhaber?«
    »Was ist denn das für eine Frage?«, erboste sich Gerjets. »Wie kommen Sie denn darauf? Nur weil ich aufgebraust bin? Herrgott noch mal, meine Frau ist tot! Sie wurde ermordet und hatte keine Papiere dabei, als sie auf einem namenlosen Segelschiff gefunden wurde. Und das, wo sie normalerweise nicht segelt. Ist es da so überraschend, wenn ich gereizt reagiere? Wo auch meine Tochter den Tod als drohendes Gespenst auf dem Krankenbett sitzen hat? Bei mir sind die Grenzen der Belastbarkeit erreicht. Ich hab keine Reserven mehr. Und da fragen Sie nach einem eventuellen Geliebten? Als ob das irgendetwas ausmachen würde. Was weiß ich? Fragen Sie die

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