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Mord Unter Segeln

Mord Unter Segeln

Titel: Mord Unter Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Franke
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während er die Flasche entkorkte, hatte Simone die Vorhänge beiseitegeschoben.
    »Wasser«, hatte sie nüchtern festgestellt, und Peter hatte einen Hauch von Enttäuschung in ihrer Stimme gehört. »Du fühlst dich nur wohl, wenn du das Wasser sehen kannst.«
    Der »Plopp« des Champagnerkorkens ließ sie herumfahren. »Aber du bist noch immer eine sehr kreative Wasserratte«, hatte sie gesagt und ihm lachend eine gefüllte Champagnerflöte abgenommen. »Auf ein schönes Silvester.« Mit diesen Worten hatte sie ihm zugeprostet.
    »Auf ein schönes und wundervolles neues Jahr«, hatte Peter erwidert, jedoch nur ein kommentarloses Lächeln seiner Frau erhalten.
    Peter lief auf der Südstrandpromenade in Richtung Helgolandkai. Was war an jenem Abend wirklich in Simones wunderhübschem Köpfchen vorgegangen? Welche Gedanken hatte sie gehabt? War er darin vorgekommen? Er und Sophie? Oder hatte ihr Lächeln eine mitleidige Nuance gehabt? Für einen armen Tor, der noch nicht wusste, dass er längst nicht mehr die Hauptrolle im Theaterstück ihres Lebens spielte? Peter lächelte zynisch. Dann dachte er daran, wie die kühle blonde Kommissarin auf der Insel Fragen stellte. Was würde sie über Simone herausfinden? Peter war sicher, viel konnte es nicht sein. Die Insulaner waren allesamt ein verschwiegenes Völkchen. Auf jeder einzelnen der Ostfriesischen Inseln. Man war eine verschworene Gemeinschaft – obwohl wirtschaftlich angewiesen auf die Heerscharen der Touristen, ließ man sie doch nicht zu nah an sich heran. Zehn zu zwei, das war das Verhältnis zwischen Gästen und Langeoogern in der Sommersaison. Da begegnete man allen Fremden grundsätzlich mit Vorsicht und Distanz. Polizistinnen vom Festland bildeten da sicher keine Ausnahme.
    Er hatte den Nassauhafen erreicht. Abrupt blieb er stehen. Hier hatte man Simones Leiche gefunden. Er blickte suchend über das Hafengelände, doch ein Boot mit Polizeiabsperrband entdeckte er nicht. Ein erleichterter Seufzer entfuhr ihm.
    ***
     
    Sie hatten den Wagen auf dem großen Parkplatz unterhalb des Deiches abgestellt. Der junge Mann hinter der Schranke hatte sie auf eine der vorderen Parkflächen verwiesen, die hinteren waren augenscheinlich für Besucher gedacht, die mehr als nur Tagesgäste waren. Mit dem Ticket in der Hand waren Oda und Christine zum Blockhaus an der Schranke gegangen, hatten die Parkgebühr bezahlt, einen Chip erhalten und im sichtlich neu erbauten Abfertigungsgebäude die Karte für die Überfahrt gekauft.
    Nun saß Oda an Bord der Fähre auf einer der orangefarbenen Plastikbänke, Christine war zur Toilette verschwunden. Die Sonne wärmte, neben ihr freute sich ein älteres Paar nebst Weimaraner auf einen längeren Inselaufenthalt, doch Oda, die nun wirklich mit der Küste und auch den Inseln verwurzelt war, konnte nichts von all dem, was um sie herum geschah, genießen. Schon auf der Fahrt nach Bensersiel war sie still gewesen und dankbar dafür, dass Christine sie nicht gelöchert hatte. Jetzt allerdings kam Christine mit zwei Kaffeebechern zurück, drückte ihr einen in die Hand und sagte: »Schieß los.«
    »Wie, schieß los?« Oda nahm den Becher entgegen, tat aber so, als wüsste sie nicht, wovon Christine sprach.
    »Was ist los mit dir? Du warst so euphorisch wegen eures Umzugs, und plötzlich bist du wie ausgewechselt. Trägst eine Leichenbittermiene zur Schau, die nichts mit dem Fall zu tun haben kann, und redest kaum. Das passt nicht zu dir. Das bist nicht du, und deshalb möchte ich wissen, was passiert ist.«
    Oda sah Christine mit gesenktem Kopf kritisch an, als wollte sie prüfen, was sie ihrer Kollegin wirklich erzählen durfte und was nicht. Aber sie wusste, dass Christine verschwiegen war, das hatte sie in den Jahren ihrer Zusammenarbeit gelernt.
    »Also gut.« In knappen Zügen berichtete Oda, was geschehen war. »Ich weiß nicht, ob du verstehen kannst, was ich meine«, schloss sie.
    Christine nickte. »Doch. Auch wenn ich selbst keine Kinder habe, es geht ja um was anderes. Um Vertrauen.«
    »Genau.« Oda nickte. »Genau darum geht es. Ich habe jedenfalls zu Jürgen gesagt, dass ich es besser finde, wenn er jetzt zunächst mit seiner Tochter in die Wohnung zieht und Alex und ich in meiner Wohnung bleiben. Schließlich kennen wir das Mädel gar nicht. Und ich muss erst mal damit klarkommen, dass Jürgen mir einen so elementaren Teil seines Lebens verschwiegen hat.«
    »Zunächst?«
    »Wir müssen gucken. Vielleicht will seine Tochter ja

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