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Mord Unter Segeln

Mord Unter Segeln

Titel: Mord Unter Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Franke
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so, Sie wollen wissen, wie Edeltraud mit Simone klarkam?«
    Oda nickte.
    Horst Schöneberg betrachtete einen Moment lang die Fingernägel seiner linken Hand. Dirks kam angelaufen. »Bin schon wieder da!«, rief er, und endlich antwortete Schöneberg: »Nein. Ich will ehrlich zu Ihnen sein. Problemlos war das Aufeinandertreffen der beiden nicht. Meiner Frau gefiel nicht, dass Simone und ich vertraut miteinander umgingen, aber ich hab ihr erklärt, dass das ja wohl logisch ist, wenn man so oft hier ist wie ich. Dennoch hatte ich das Gefühl, dass Edeltraud meine Reaktionen im Umgang mit Simone regelrecht belauert. Aber letzten Dienstag hat sie Simone wohl mit einem Mann gesehen. Erst haben sie sich geküsst und dann gestritten. Sagte sie wenigstens.«
    »Mit einem Mann.«
    »Ja, das hat Edeltraud gesagt. Sie bezeichnete Simone mir gegenüber sogar als Flittchen, weil der Mann nicht Peter Gerjets war.«
    »Hat sie Herrn Gerjets denn kennengelernt?«
    »Nein. Der war in den letzten beiden Wochen gar nicht hier. Aber sie hat das Konfirmationsfoto von der Lütten gesehen. Und da sind beide Eltern drauf.«
    ***
     
    »Peter, ich bin's.« Ilka Friedrichsen spürte, dass die Anspannung ihre Stimme zittern ließ. Sie hatte lange mit sich gerungen, ob sie ihren Schwager anrufen und ihm das Angebot machen oder ob sie doch lieber den Mund halten sollte. Sie hatte sich überlegt, wie es ihr selbst in so einer Situation wohl gehen würde, und etwas in ihr hatte ganz laut gesagt: Lass es sein. Doch der andere Teil hatte gesiegt. Sie musste es tun. Die ganze Nacht hindurch hatte Ilka in alten Fotoalben geblättert. Erinnerungen noch einmal durchlebt, Bilder studiert, sich sogar die beleuchtete Leselupe genommen, mit der ihre Oma immer die Zeitung gelesen hatte, als sie mit knapp neunzig Jahren nicht mehr so gut hatte sehen können. Geschlafen hatte Ilka kaum. Ein Stündchen vielleicht, mehr nicht, wie könnte sie auch? Simone war tot. Simone, die Jüngere, das Nesthäkchen. Die Kleine. Nun war nur noch sie selbst von ihrer Familie übrig, denn die Eltern waren vor über fünfzehn Jahren, kurz nach Simones Hochzeit, bei einem Unfall wegen Aquaplaning auf der Autobahn kurz hinter München ums Leben gekommen.
    »Ilka.«
    Sie registrierte erleichtert, dass Peters Stimme normal klang.
    »Wie geht es dir?« Natürlich war diese Frage idiotisch und total daneben, aber Ilka hoffte, Peter würde den Sinn oder die gute Absicht hinter der Oberflächlichkeit verstehen. Schließlich waren sie sich ja nicht fremd.
    »Danke, dass du fragst.« Seine Stimme enthielt einen Hauch Freundlichkeit. Sicher war es keine Freude, oder doch? Sie hatte tiefe Traurigkeit erwartet, doch Peter klang sehr gefasst. »Die Mühlen der Justiz fangen an zu mahlen«, sagte er, als ob sie eine ganz normale Konversation betreiben würden. »Heute früh auf der Polizei hat man mich sogar gefragt, ob Simone einen Liebhaber hatte.«
    »Und?«
    »Quatsch. Hatte sie bestimmt nicht. Aber ich bin doch etwas aus der Haut gefahren. Als ob ich keine anderen Sorgen hätte, als mir darüber noch Gedanken zu machen. Hab gesagt, sie sollen die Nachbarn fragen, die wissen doch meist sowieso mehr über einen als man selbst.«
    »Das klingt ziemlich zynisch«, stellte Ilka fest. Sie wartete, doch Peter schwieg. Simone war zeit ihres Lebens überaus impulsiv und empathisch gewesen, hatte im Hier und Jetzt gelebt. Manchmal hatte Ilka sich gewünscht, ihre Schwester würde ein wenig mehr über das nachdenken, was sie tat. Und auch an mögliche Folgen, die ihr Handeln haben konnte. Doch Simone war ein »Hoppla, hier komm ich«-Typ gewesen und eigentlich immer mit allem durchgekommen. Immer. Ilka schüttelte den Kopf und verscheuchte den Gedanken. Das war jetzt nicht wichtig. Immer noch war es still am anderen Ende der Leitung. »Bist du noch da?«, fragte sie.
    »Ja.«
    »Nun mach dir mal keine Gedanken über das Geschwätz der Nachbarn. Du weißt doch, wie das ist. Egal, was du machst, geredet wird sowieso. Heute kehrt keiner mehr vor seiner eigenen Tür; das, was der Nachbar macht, ist viel interessanter, da muss man sich nicht mit sich selbst auseinandersetzen.« Es war ein eigenartiges Gefühl, wieder so vertraut miteinander zu reden.
    »Na ja, ich bin bei der Frage erst ein bisschen ausgerastet. Aber ich hoffe, dass die das nicht auf die Goldwaage legen. Ist immerhin keine Alltagssituation, wenn man erfährt, dass der Partner getötet wurde. Und auch noch auf einem Segelboot. Dabei segelt

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